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Die SPD schließt die falschen Verträge, möchte mehr „Inhalte“ wagen und scheitert. Immer wiederDu quälst mich und ich quäl dich

So nicht

Doris Akrap

Denk ich an die SPD, denk ich an einen guten, zu Bauchansatz neigenden Bekannten, der einst ein paar Kilos loswerden wollte. Er besorgte sich ein nettes kleines Fahrrad, nannte es Berta, taufte es und schloss mit ihr einen Vertrag: „Du quälst mich und ich quäl dich. Quälen wir uns zusammen, dann kriegen sie uns nich.“

Eines Tages fährt er betrunken auf Berta nach Hause, fällt von ihr herunter, beschimpft sie, macht sie für das Debakel verantwortlich. Nennt den Vorfall „Anschlag auf mein Leben“. Sperrt Berta zur Strafe in den Keller. Sagt ihr, dass sie vorerst Ausgangssperre habe wegen Vertragsbruch. Hofft auf Besserung. Vergisst das Teil. Bauchansatz. Er verzeiht Berta, holt sie wieder aus dem Keller und so vergehen die Jahre.

Die Bertas kommen und gehen, aber der Bauch wächst. Ein Leben lang abgestrampelt, aber trotzdem nicht ans Ziel gekommen.

Die SPD möchte mehr „Inhalte“ wagen. Sie geht einen Vertrag mit der CDU ein: „Du quälst mich und ich quäl dich. Quälen wir uns zusammen, dann kriegen sie uns nich.“ Sie kriegt nicht viel hin, fährt an die Wand, macht den Vertragspartner dafür verantwortlich, nennt es „Anschlag auf die Demokratie“, behauptet „Inhalte“ zu haben, kann dazu aber nichts weiter sagen. Hofft auf Besserung. Vergisst das Teil. Bauchansatz. Sie geht einen neuen Vertrag ein und so vergehen die Jahre: Die Verträge kommen und gehen, aber die Inhalte fehlen. Ein Leben lang koaliert, aber genug Gründe für ein erfolgreiches Impeachmentverfahren gegen sich selbst gesammelt.

Und täglich grüßt das Murmeltier. Alles schon gesehen, alles schon dagewesen gilt irgendwie immer ab 19. Jeder denkt dann, dass alles sehr ungerecht ist, will Inhalte im Leben und verbringt dieses dann aber doch vor allem damit, möglichst unfallfrei durchzukommen: Yoga, Rentenversicherung, Rentenzusatzversicherung, Zahnersatzzusatzpluspremiumversicherung, Arbeitsunfähigkeitsversicherung (die schönste übrigens, wäre sie nicht an irgendwelche schrecklichen Unfälle gebunden), Haus, Hund, Kind. Und am Ende fragt man sich: „Wo zum Teufel hab ich eigentlich die Inhalte hingelegt? Gestern lagen sie doch noch hier.“

Ah, da ist ja einer: Jeder, der Grundrechte in Frage stellen will, hat in der SPD eine entschiedene Gegnerin! So Genosse Schulz auf dem SPD-Parteitag am Wochenende. Fragen wir vorsichtig: „Hä?“ Nimmt die SPD ihr Votum zur Grundrechtsänderung von 1993 zurück und fordert die Verfassung wieder in ihrer ursprünglichen Form mit dem uneingeschränkten Paragrafen 16 und damit die Rücknahme jeglicher Abschiebemöglichkeiten in europäisches Schengenland? Meinte Schulz mit dem Attentäter auf die Demokratie gar nicht die CDU, sondern den Bundestrojaner und also sich selbst und also …

Sie können sich ruhig fragen, ob man Bertas mit Grokos und die SPD mit meinem Bekannten vergleichen kann. Ich versuche nur ernsthaft Gründe zu finden, warum mich diese Berufspoli­tikerwerbeveranstaltungen weniger langweiligen sollten als die Gewichtsreduzierungsverhinderungsstrategien meines Bekannten.

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