Die Rückschläge verkraften

Bei der Deutschen Meisterschaft in Mülheim kämpfen Squasher um Titel, die World Games-Qualifikation und Anerkennung. Mitfavorit Oliver Pettke aus Mülheim ist auch der Gastgeber

AUS MÜLHEIMROLAND LEROI

Mit Rückschlägen kann Oliver Pettke locker umgehen. In seinem Sport muss er das auch. „Squash ist die schnellste Rückschlagsportart der Welt, die Geschwindigkeit ist unglaublich hoch“, sagt der 29-jährige Oberhausener, der den kleinen Weichgummiball mit Vorliebe gegen die Wände donnert. In diesen Tagen macht er das besonders gerne, denn zwischen dem 26. und 30. Januar werden im „Sporttreff“ in Mülheim die Deutschen Squash-Einzelmeisterschaften ausgetragen. Als stellvertretender Geschäftsführer der gastgebenden Halle hat er nicht nur ein berufliches Interesse an dieser Veranstaltung. Pettke geht auch als Mit-Favorit an den Start – und die diesjährigen Titelträger qualifizieren sich für die World Games 2005, die ab dem 14. Juli in Duisburg sowie den Partnerstädten Bottrop, Mülheim und Oberhausen stattfinden.

Pettke, der vor fünf Jahren den DM-Titel gewann, ist mit seiner Mülheimer Wettkampfstätte dann erneut Gastgeber der Squash-Wettbewerbe. Ein einzigartiges Event sei es, wenn die weltbesten Squasher aufeinander treffen. Schließlich werden hier alle Faktoren vereint, die im Sport wichtig sind. „Kondition, Schlagkraft, Präzision, Koordination, Taktik und Technik. Squashspieler müssen alles beherrschen“, sagt Pettke.

Vielen Freizeitsportlern ist das offenbar zu mühselig geworden. Vor 20 Jahren, als Squash in Deutschland gerade einen Boom verzeichnete, schwangen rund sechs Millionen Menschen das Racket. Seit Mitte der 90er sank die Begeisterung aber rapide. Mittlerweile sind in deutschen Hallen nur noch etwa eine Millionen Menschen aktiv, lediglich 20.000 in den Ligen-Betrieb eingebunden. „Der Verband hat in den Hochzeiten gepennt“, schimpft Stefan Leifels, die aktuelle Nummer Eins des Deutschen Squash-Racket-Verbandes (DSRV). Der 31-jährige Sportfachwirt-Student aus Paderborn bestreitet die Meisterschaften als Titelverteidiger und Top-Favorit. Auch er träumt von einer World Games-Teilnahme im eigenen Land. „Das sind die Olympischen Spiele der nicht-olympischen Sportarten“, sagt Leifels.

Dem DSRV ist an einem positiven Erscheinungsbild sehr gelegen, denn im kommenden Juli will das Internationale Olympische Komitee (IOC) entscheiden, ob Squash ins Programm für die Sommerspiele 2012 aufgenommen wird. Der Weltverband ist optimistisch, dass man sich gegen Rugby, Karate oder Golf durchsetzen kann. „Unser Sport wird von 150 Millionen Menschen in über 150 Ländern gespielt und kämpft seit 20 Jahren für die Aufnahme ins olympische Programm“, sagt Susie Simcock, Ehrenpräsidentin des Squash-Weltverbandes. Vom IOC gebe es bereits positive Signale.

Anders als in Deutschland erfreut sich Squash in Ländern wie Australien, den USA, Ägypten oder dem asiatischen Raum einer wachsenden Beliebtheit. „Momentan stagniert bei uns der Trend. Zumindest die Negativ-Entwicklung ist gestoppt“, hofft Pettke, dass Veranstaltungen wie die World Games das öffentliche Interesse ein wenig aufpäppeln können.

Weil er beruflich stark eingespannt ist, spielt Pettke, der 1997 bei den World Games im finnischen Lahti startete, nur noch „aus purem Spaß“ Squash. Seine Titelambitionen bei der DM stuft er als minimal ein. „Top-Spieler wie Leifels trainieren mehrere Stunden täglich, ich gehe vielleicht zwei Mal pro Woche in die Halle“, erklärt Pettke, der abgesehen von Bundesliga und DM keine Turniere mehr bestreitet und auf den 38. Platz der deutschen Rangliste abrutschte.

Das mag aber wenig aussagen. „An guten Tagen kann ein Außenseiter auch die Favoriten schlagen. Ich erwarte Pettke mindestens im Halbfinale“, glaubt Leifels, dass der Lokalmatador seinen Heimvorteil ausspielen wird. „Jeder Court ist anders. Die Wände haben verschiedene Kanten und sind mit speziellem Beton angerührt. Keiner kennt den Court in Mülheim so gut wie der Olli“, sagt der Titelverteidiger. Bei den jüngsten NRW-Meisterschaften siegte Pettke überdies gegen Leifels klar in 3:0-Sätzen. „Wenn ich die Qualifikation für die World Games schaffen sollte, würde ich mein Trainingsprogramm bis Juli noch mal extrem anziehen“, sagt Pettke. Diverse Rückschläge kann er auf dem Weg dahin locker verkraften.