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Die Quadratur des Kreises

■ Südafrikas ANC hat den grundlegenden Orientierungswandel nicht vollzogen

Die Quadratur des Kreises Südafrikas ANC hat den grundlegenden Orientierungswandel nicht vollzogen

Ein historisches Ereignis sollte sie werden, die Konferenz des „Afrikanischen Nationalkongresses“ (ANC), die dieses Wochenende in Durban zu Ende ging. Der tiefgreifende Wandel von einer klandestinen Exil-Kaderorganisation zu einer breiten Massenpartei sollte vollzogen werden, der Generationenwechsel zu einer jüngeren Führungsschicht, die ihre Erfahrungen im Widerstand gegen das Apartheidregime gesammelt hat und die politische Öffnung zu den Konflikten der Gesellschaft verkörpert. Doch das Resultat ist ein unbefriedigender Kompromiß, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet. Die alte Führungsgeneration wird nicht abgelöst, sondern eine neue wird ihr an die Seite gestellt. Die bisherige Strategie der Verhandlungen mit der Regierung wird nicht durch eine neue Linie ersetzt, sondern als Quadratur des Kreises bekräftigt und konkretisiert: es soll härter verhandelt werden, doch gleichzeitig soll es schneller gehen.

Das Dilemma des ANC erscheint in der Tat unlösbar. Was er sich für Südafrika wünscht, ist eindeutig: eine parlamentarische Demokratie mit Bürgerrechten für jeden. Doch dies wollen inzwischen alle politischen Kräfte des Landes, und so liegt die Durchsetzung dieser Forderung nicht mehr beim ANC allein. Aber eine demokratische Verfassung für sich wird weder die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten in Südafrikas Townships noch die endemische Gewaltbereitschaft in den gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Verhältnissen des Landes überwinden. So stehen alle Politiker Südafrikas vor der Herausforderung, jenseits der politischen Umgestaltung des Landes Vorstellungen zur Modernisierung dieser teilweise noch tief archaischen Gesellschaft zu entwickeln. Es ist nicht zu erkennen, daß der ANC in Durban auf diese Frage eine Antwort gegeben hätte. Statt dessen hat er — vielleicht unfreiwillig — die Dringlichkeit dieses Problems ins Zentrum seiner zukünftigen Politik gerückt.

Denn sollte der ANC tatsächlich, wie es aus den Beschlüssen von Durban scheint, den Fortgang der Verhandlungen mit der südafrikanischen Regierung von einer Reform der Sicherheitsgesetze abhängig machen, die das Parlament frühestens im nächsten Frühjahr beschließen kann, verabschiedet er sich fürs nächste halbe Jahr aus der Gestaltung staatlicher Politik. Das könnte eine Chance zum Neuanfang bilden, zur Umwandlung des ANC in eine basisorientierte Massenbewegung, die mittels kommunalpolitischer Arbeit den Bewohnern der immer gewalttätigeren und wirtschaftlich dahinsiechenden Townships eine Anleitung zur Ausarbeitung neuer Lebensperspektiven gibt. Aber wahrscheinlicher ist, daß sich der ANC auch nach Durban in erster Linie nicht als Basisorganisation versteht, sondern als politische Kraft, die auf Erfolge am Verhandlungstisch angewiesen ist. So bleibt er auch in Zukunft dem Risiko ausgesetzt, von Südafrikas Präsident de Klerk einem Tanzbär gleich an der Nase herumgeführt zu werden, während die alltägliche Gewalt in der Gesellschaft weiter eskaliert. Dominic Johnson

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