: Die Professorin
■ Sherry Turkle am MIT in Boston
Sherry Turkle ist seit 1991 Professorin für Wissenschaftssoziologie am Massachusetts Institute of Technology, der Hochburg für Computertechniken in Massachusets. Doch Sherry Turkle ist keine Ingenieurin, sondern ausgebildete klinische Psychologin. Sie hat über die Rezeption von Sigmund Freud in Frankreich an der Harvard University promoviert. Ihre Dissertation „Jacques Lacan and Freud's French Revolution“ ist 1978 erschienen.
Aber schon zu ihrer Studentenzeit hat sich Sherry Turkle für das Phänomen der Computer interessiert. Seit etwa zwanzig Jahren betreibt sie soziologische wie auch psychologische Feldforschung, führt Gespräche mit Computerfans, beobachtet sie im Alltag und auch am Bildschirm. Als Ergebnis dieser Arbeit erschienen etliche Aufsätze und 1984 das Buch „The Second Self: Computers and the Human Spirit.“
„Das zweite Selbst“ galt bisher als eine Art Standardwerk für die Psychologie der Computerwelten. Im letzten Herbst ist nun die Fortsetzung erschienen: „Life on the Screen. Identity in the Age of the Internet“ (Simon and Schuster, 1995). Die Untersuchung beschäftigt sich vor allem mit den geschlossenen Zirkeln im Internet, den sogenannten „MUD“, in denen sich Leute, die sich sonst nicht kennen, regelmäßig treffen. Sie führen am Computer virtuelle Rollenspiele aus, oft im Stil von Phantasy-Märchen, oft aber auch mit mehr oder weniger explizit erotischem, sexuellem Charakter. Was die von Lacan und französischem Poststrukturalismus inspirierte Amerikanerin besonders fasziniert: Die virtuellen Treffpunkte erlauben es den Teilnehmenden, ihre Persönlichkeiten, die sie im Alltag sein müssen, aufzulösen. Weitere Informationen über Sherry Turkle im World Wide Web unter: http://web.mit.edu/ sturkle/www/
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