noch 2 tage bis nizza: Die Probleme eines EU-Gipfels
380 Dolmetschkombinationen
In Nizza soll die EU „fit gemacht werden“ für die Erweiterung. Doch dieses Fitnessprogramm wird – bestenfalls – flottere Entscheidungsstrukturen bringen. Über die praktischen Probleme eines politischen Alltags mit über 20 Verkehrssprachen will derzeit niemand nachdenken. Dabei ist schon heute das Europaparlament mit elf Sprachen, 110 Dolmetschkombinationen und den Tonnen übersetzter Papiere, die täglich aus der Druckerei kommen, an der Grenze seiner Möglichkeiten angelangt. Rechenkünstler haben herausgefunden, dass nach der nächsten Erweiterung die Übersetzungserfordernisse auf 380 Kombinationen ansteigen könnten.
Allen ist klar, dass so die Lösung nicht aussehen kann. Aber niemand will schlafende Hunde wecken. Denn der letzte Sprachenstreit wurde unter finnischer Präsidentschaft ausgefochten – das ist gerade ein Jahr her. Damals drohten die Deutschen, informelle Räte zu boykottieren, wenn dort nicht – wie bislang üblich – neben Englisch und Französisch auch Deutsch als Übersetzung angeboten würde. Finnland versuchte dem Streit mit einer lateinischen Website die Spitze zu nehmen, aber die Deutschen verstanden keinen Spaß: Die größte Sprachgemeinschaft in der EU könne bei Ratstreffen nicht einfach unter den Tisch fallen. Man darf gespannt sein, wie die Polen auf den Vorschlag reagieren werden, im Parlament möglichst mit Englisch und Französisch zurechtzukommen. Die kleineren Sprachgemeinschaften wie Ungarn und Slowenen werden ebenfalls nicht akzeptieren, dass ihre Sprache auf europäischer Ebene unter den Tisch fällt. Kein Wunder, dass über diese Details der Erweiterung niemand nachdenken will. dps
Und morgen: Warum Zehntausende Demonstranten nach Nizza fahren
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