: Die Post bleibt schon wieder liegen
■ Postgewerkschaft: Erneuter Warnstreik in Hamburgs Briefverteilungszentren
In Hamburg bleiben die meisten Briefkästen auch heute leer. Grund: Die Postgewerkschaft hat im Konflikt um den Abschluß eines Sozialtarifvertrags gestern abend im Hamburger Postversand zum zweiten Paukenschlag innerhalb von zwei Tagen ausgeholt: Erneut traten die 800 MitarbeiterInnen in den Briefverteilungszentren Hühnerposten, Altona und Harburg sowie in Lübeck in den Warnstreik.
Postgewerkschafts-Sprecher Wolfgang Abel gegenüber der taz: „Es werden wieder zwei bis drei Millionen Briefsendungen liegenbleiben.“
Um punkt 19 Uhr gestern abend forderten die Vertrauensleute der Gewerkschaft in den vier Hauptpostämtern im Norden über Megaphon und Handzettel die MitarbeiterInnen – überwiegend Frauen – an den modernen Briefverteilungsanlagen zur Arbeitsniederlegung auf. Die PostlerInnen drückten die roten Nothaltknöpfe, die Maschinen stoppten, die Frauen verließen ihre Arbeitsplätze.
Vor der Tür trugen sie sich in die Streiklisten der Gewerkschaft ein und füllten die Streikzettel aus, damit in einigen Tagen ordnungsgemäß das Streikgeld ausgezahlt werden kann. Dann stülpten sie sich die weißen Gewerkschaftsplastiktüten mit der Aufschrift „Wir streiken“ über und bezogen vor den Toren als Streikposten Position.
Ebenso wie bereits am Donnerstagabend lief in dieser Nacht nichts mehr. Die BriefträgerInnen werden heute nur mit einem kleinen Häuflein Post auf Tour gehen, mit den Briefsendungen, die noch vor Streikbeginn von der Tagschicht verteilt worden sind.
Die Postgewerkschaft möchte mit ihren Aktionen – wie berichtet – den Abschluß eines Tarifvertrages durchsetzen, durch den die Sozialleistungen und Arbeitsbedingungen für die bundesweit 670.000 PostlerInnen bei Telekom, Postdienst und Postbank abgesichert werden sollen, auch wenn die drei Postunternehmen am 1. Januar privatisiert und in Aktiengesellschaften umgewandelt werden. Postgewerkschaftssprecherin Gisela Schamann: „Über 90 Prozent der Postbeschäftigten sind Kräfte im einfachen und mittleren Dienst mit äußerst geringem Einkommen.“ Eine Briefzustellerin erhält monatlich rund 2500 Mark. Vor diesem Hintergrund sind Sozialleistungen unverzichtbar.“
Kai von Appen
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