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Archiv-Artikel

Die Playboyfrage

Senait Mehari, 25, ist mit dem Song „Herz aus Eis“ die taz-Kandidatin für den Grand Prix 2003 am 7. März in Kiel. Jeden Samstag lesen Sie hier im taz.mag ihre Kolumne.

Eine Woche der schlechten Fragen. Ich bin Künstlerin, ich texte, aber ich bin ganz sicher kein An- und Ausziehpüppchen. Ob ich Fotos in einschlägigen Magazinen machen will, werde ich gefragt. String, Minibikini und sonst nichts. Ohne mich, das bin ich nicht. Im Zweifel noch die Exotennummer, eingehüllt in Leopardenfell. Undenkbar. Ich hab Talent, das sag ich frei heraus. Im Bikini muss ich keine Bonuspunkte einsammeln; ich finde das respektlos gegenüber dem eigenen Körper. Es ist nicht so, dass ich es nicht genieße, im Blitzlicht zu stehen. Ich mag Fotos von mir, Close-ups von meinem Gesicht, meinen Augen, mein Seitenprofil. Das zeigt Charakter, das bin ich. Wer sagt, ich bin ein Dummchen, liegt definitiv falsch. Ich weiß genau um meine Stärken und Schwächen, bin immer sehr präsent, beruflich und privat. Lippenstift und Make-up verändern mich ins Unnatürliche. Aufgeblitzte Fotos verändern meine Hautfarbe – warum sollte ich das wollen? Hippiestyle statt Armani. Ich gehe in Jeans und Kapuzenpulli auf dem roten Teppich in Cannes. Man respektiert mich trotzdem. Diese Woche ist eine Woche der falschen Fragen. Ich muss viel über mich nachdenken, damit ich die Erdung nicht verliere. Fototermin im Hamburger Völkerkundemuseum. Sie will mich neben Trommeln fotografieren. Uga, Uga, Senait. Kann man in Äthiopien auch den Grand Prix sehen, fragt man mich. Werden Sie auch noch brauner? Können Sie einen Sonnenbrand kriegen? Sprechen Sie Afrikanisch? Jetzt weiß ich wieder, wofür ein starkes Selbstwertgefühl gut ist. Kiel, ich komme. Ich singe für Deutschland, vergesst den Exotenbonus.

EURE SENAIT