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Die Pfanne treffen

■ Spiegel-Kommentar zur taz-Berichterstattung

Lieber Klaus Wolschner,

mit Freude lese ich, wenn immer möglich, die Bremer Stadtbeilage der „tageszeitung“. Gelegentlich kommt sogar Lesevergnügen auf, so geschehen bei der Ausgabe vom Montag, 28.10.1991, in der die „taz“ aus einer Spiegel-Panorama-Meldung aufspießt, Alfred Büllesbach sei Datenschützer in Bremen. Dank der freundlichen Nachhilfe der Bremer „taz“ weiß nun auch die Spiegel-Dokumentation, daß Papiere, die ohne namentliche Kennung aus der Bremer Datenschutzbehörde kommen, hinfort nicht mehr von Büllesbach zu verantworten sind, weil der mittlerweile bei Daimler in Stuttgart schafft.

Ich hätte noch besser lachen können, wenn auch nur eine der anderen Beanstandungen aus dem wohl als Glosse gemeinten Artikel treffen würde. Der Reihe nach: 1. An keiner Stelle hat der Spiegel im Zusammenhang mit der Bürgerschaftswahl geschrieben „SPD im Aufwind“. Die Überschrift des Artikels in Heft 39/1991 lautete „Wurst und Hund“, der Vorspann: „Trotz Polit-Filz und Finanzdebakel: Bei der Landtagswahl in Bremen erscheint die regierende SPD unerschütterlich“. Die bei der Drucklegung des Artikels vorliegenden Umfragen attestierten der SPD nur geringe Verluste, so daß die Trailer-Zeile im Inhaltsverzeichnis der gleichen Ausgabe lautete: „Bremen: unerklärliches Hoch für die SPD“.

2. Wenn der Spiegel Politiker mit gleichen und ähnlichen Sätzen zitiert wie die Bremer Tagespresse, so kann das darauf deuten, daß die befragten Personen durchaus in der Lage sind, einen Gedanken zwei- oder gar mehrmals in gleichlautende Worte zu fassen.

3. Tatsächlich habe ich in der „taz“ vom 12.10.1991 ein Interview mit Franke gefunden, aus dem ich in der Geschichte „Blut, Schweiß, Tränen“ (Spiegel 43/1991) zitiert habe. Eure ansonsten immer verdienstvolle Zeitung dabei zu erwähnen erschien mir allerdings zu heikel: Die „taz“ gab nämlich als Interview-Partner „Thomas Franke“ an, während auf dem dazugestellten Bild (das allerdings älteren Datums war) Ex-Bildungssenator Horst-Werner Franke zu sehen war. Eigene Recherchen bestätigen die Echtheit der Äußerung.

Moral von der Geschicht — frei nach Wolschner: Wenn man schon eigenhändig Kollegen verbruzzeln will, sollte man auch die Pfanne treffen.

Vergelt's Gott

Jürgen Hogrefe, Spiegel-Redaktionsvertretung, Hannover

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