: Die Peru-Reise, oder: „Münchhausen ist zurück“
■ Wenn der Professor erzählt – Geophysiker Makris reagiert auf taz-Vorwürfe Von Marco Carini
Wir waren gespannt. Aber Jannis Makris, der geschäftsführende Direktor des Instituts für Geophysik hat uns wieder nicht enttäuscht. Aufgrund der von der taz erhobenen Vorwürfe, Makris habe seinen Uni-Posten zur Förderung institutsfremder Privatinteressen mißbraucht, wurde der Professor jetzt zu Uni-Präsident Jürgen Lüthje beordert und mußte dort eine „dienstliche Erklärung“ abgeben. Diese verdient unsere höchste Anerkennung: Einfach wunderschön erzählt.
Die Vorgeschichte: Nach Informationen der taz ist der Instituts-Direktor in ein ökologisch mehr als fragwürdiges Projekt des Öl-Konzerns Mobil Oil involviert. Im peruanischen Regenwald sollen mit Hilfe seismischer Messungen und Sprengungen Ölvorkommen ermittelt werden. Wird das schwarze Gold gefunden, muß der tropische Regenwald dran glauben.
Abgewickelt wird das Projekt über die Hamburger Firma Geopro, deren Geschäftsführer Frank Egloff ein Makris-Freund ist und als Lehrbeauftragter im geophysikalischen Institut arbeitet. Seit September ist die Geopro-Crew im peruanischen Untersuchungsgebiet „Madre de Dios“ aktiv, ihr Basislager hat sie in der Kleinstadt Puerto Maldonado aufgeschlagen.
Nun hat Makris mehrfach offiziell zu Protokoll gegeben, daß er mit dem Öl-Projekt sowas von überhaupt nichts zu tun hat, daß es schon eine Frechheit ist, seinen Namen in einem Atemzug mit Geopro und Mobil Oil zu nennen. Schade nur, daß ihn die taz im September in Peru ausfindig machte. Seiner Frau hatte er die Telefonnummer seiner peruanischen Unterkunft hinterlassen. Der Anschluß befindet sich, welch Zufall, im Geopro-Hauptquartier in Puerto Maldonado.
Wir aber mutmaßten schon damals: „Doch Makris' Maldonado-Aufenthalt, da kann man sicher sein, hat mit dem Öl-Projekt bestimmt rein gar nichts zu tun“. Neugierig aber waren wir doch, welche Erklärungen Makris für seinen Maldonado-Aufenthalt zu bieten hat. Unsere Erwartungen wurden übertroffen. Gegenüber Jürgen Lüthje räumte Makris immerhin ein, zwischen dem 20. und 24. September in Peru gewesen zu sein. Allerdings habe er sich nur in Lima und Callao aufgehalten, um dort gemeinsam mit zwei italienischen Instituten und dem peruanischen Meeresinstitut ein Meß-Experiment vorzubereiten, das Anfang 1995 in der Antarktis stattfinden soll.
Einer rein privaten Einladung nach Puerto Maldonado von den in Peru anwesenden WissenschaftlerInnen der Firma Geopro habe er aus Zeitgründen nicht nachkommen können. Da er jedoch bei Antritt seiner Reise nicht gewußt haben will, wo er in Peru wohnen werde, habe er seiner Frau die Telefonnummer dieser WissenschaftlerInnen gegeben. Ansonsten sei er natürlich in das Mobil Oil-Projekt weder privat, noch im Rahmen einer Nebentätigkeit oder gar als Uni-Professor involviert.
Für die Uni ist der Fall damit erstmal erledigt. Das Fazit von Universitätssprecher Jörg Lippert: „Die gegen Herrn Makris erhobenen Anschuldigungen konnten nicht erhärtet werden. Die Universität hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles getan hat, um diese Angelegenheit aufzuklären. Es obliegt nun der Wissenschaftsbehörde, über das weitere Verfahren zu entscheiden“. Intern allerdings schenken viele Uni-Bedienstete den Ausführungen des Institutsleiters wenig Glauben. Ein Mitarbeiter zum „Fall Makris“: „Münchhausen ist zurück“.
Doch offiziell ist Makris vorläufig aus dem Schneider. Tom Janssen, Sprecher der Wissenschaftsbehörde: „Der Bericht der Universität gibt uns keinen Anlaß, disziplinarisch gegen Herrn Makris vorzugehen. Erst wenn sich bei uns Zeugen melden, die bestätigen, daß Herr Makris in das Projekt involviert ist, sieht die Sache anders aus.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen