Die Papageien-Retter aus Brandenburg: Merkwürdiger Zoo in der Provinz

Der Verein ACTP holte Papageien aus Dominica in ein deutsches Dorf. Transparenz zeichnet ihn nicht aus, die Finanzierung bleibt unklar.

Bunter Papagei

Neue Heimat Brandenburg: ein Exemplar der bedrohten Kaiseramazone Foto: dpa

Ein Grundstück am Rande von Tasdorf, einem Dorf auf dem Weg von Berlin in Richtung Polen gelegen. Hier residiert die Association for the Conservation of Threatened Parrots (Organisation für den Schutz bedrohter Papageien, abgekürzt ACTP). Der Verein ist in die Kritik geraten, weil er Papageien nicht nur aus Dominica nach Deutschland gebracht hat.

„Früher war ich ein böser Junge“, sagt der Vorsitzende Martin Guth am Telefon und spielt damit auf Gesetzeskonflikte an. „Das ist meine Vergangenheit und liegt lange zurück. Das hat nichts mit dem Verein zu tun.“ Erbost ist er über die Berichterstattung des britischen Guardian. „Die Behörden sagen, dass alles in Ordnung ist“, betont er. „Wir halten uns an alle Regeln.“ Ein vereinbartes taz-Interview mit Guth kommt nicht zustande.

Erkundigt man sich bei deutschen Behörden, scheint tatsächlich alles nach Recht und Gesetz zuzugehen. Die Vögel aus Dominica wurden nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz auf legalem Weg eingeführt. Und die Anlage in brandenburgischen Tasdorf ist vielleicht nicht gerade das, was man sich unter einem Zoo vorstellt. Nach dem Naturschutzgesetz muss ein solcher aber lediglich an sieben Tagen im Jahr geöffnet sein.

„Ich kann einen Zoobetrieb aufnehmen und für elf Monate im Jahr dicht machen und am Ende des Jahres an sieben Tagen je einen Besucher reinlassen“, sagt Thomas Berendt, Pressesprecher des Landkreises Märkisch-Oderland, der die Zoo-Genehmigung ausstellte. Die Anlage sei eben nichts für den „Otto Normalverbraucher“, sondern für „Fachkundige und die Wissenschaft“.

Bundesamt für Naturschutz: alles ist gut

Das Bundesamt für Naturschutz bewertet den begrenzten Zugang positiv: „Die Zuchtanlage des ACTP e. V. ist insbesondere auf die Arterhaltungszucht seltener und schwer zu züchtender Arten ausgerichtet; Letzteres ist erfolgreicher, wenn die Vögel in Ruhe und ohne Störung durch massiven Publikumsverkehr gehalten werden können“, heißt es seitens der Pressestelle. Von ihrem Umfang und ihrer Qualität her sei die Anlage „eine in Deutschland einzigartige Einrichtung“. Beispielhaft wird die Nachzucht des Spix-Aras hervorgehoben: eine blaue, in freier Wildbahn ausgestorbene Papageienart, die der Verein in ihrem Herkunftsland Brasilien auswildern will.

Naturschützer: Transparenz lässt zu wünschen übrig

Aber das hochgelobte Projekt ist auch nicht unumstritten. „Ob die Spix-Aras letztlich tatsächlich ausgewildert werden, bleibt abzuwarten“, sagt James Brückner vom Deutschen Tierschutzbund. „Wenn ja, bleibt zu hoffen, dass die Bemühungen und der immense Aufwand, der damit verbunden ist, erfolgreich sind.“ Mitglied beim Tierschutzbund ist der Verein nicht, weshalb Brückner ihn nicht im Detail beurteilen könne: „Gleichwohl lässt sich sagen, dass die Transparenz des Vereins zu wünschen übrig lässt und kaum ersichtlich ist, wie gearbeitet wird und welche Projekte tatsächlich sinnvoll unterstützt werden.“

Tatsächlich bleibt einiges fraglich. Der Verein will Beiträge zur Forschung leisten – als Zoo ist er dazu auch verpflichtet. Jedoch ist unklar, mit welchen Forschungseinrichtungen er eigentlich kooperiert. Auch wenn er wisse, dass es Kooperationen gebe, will der Pressesprecher des Landkreises Märkisch-Oderland keine Namen von Institutionen nennen. Eine deutsche Universität, die in Medienberichten mit dem ACTP in Zusammenhang gebracht wurde, distanzierte sich auf Anfrage der taz von dem Verein.

Ebenso bleibt unklar, wie viele Vögel der Verein nach Deutschland importiert, wie viele er besitzt und verkauft. Das Bundesamt für Naturschutz und das Brandenburger Landesamt für Umwelt, die den Verein kontrollieren, wollen aus Datenschutzgründen keine Zahlen nennen.

ACTP finanziere sich über Spenden, heißt es auf der Website. Offen bleibt, woher diese kommen. Medienberichte machen auf Verbindungen zu dem Berliner Clan-Chef Arafat Abou-Chaker aufmerksam. Nach Informationen des „RiffReporter“ hat Guth bestätigt, 2010 eine hohe Summe von Abou-Chaker, der in organisierte Kriminalität in Berlin verwickelt ist, als Spende erhalten zu haben.

Das Landeskriminalamt Brandenburg hat aufgrund der Medienberichterstattung von Amts wegen eine Anzeige aufgenommen, sagt Polizeisprecher Mario Heinemann auf Anfrage. Ermittelt wird wegen Verdacht auf Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Die Ermittlungen dauern an. Lea Diehl

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