: Die Opfer von Kurt Felix?
Die Krönung einer jeden Italienreise und das Spannendste am Spiel Spanien gegen Jugoslawien war unser schon in der dritten Minute nach Abpfiff der Partie erziehlter Unfall direkt vor dem „Stadio Bentegodi“ in Verona.
„Rechts vor Links“, so hatte es Andi bei der Fahrschule „Kreutzer“ gelernt. Der Himmel blau, die Straße frei, so vertrauten wir wie immer auf unsere Vorfahrt. Das Hallo war groß, als wir plötzlich einen von links kommenden Ford Fiesta auf die Hörner nahmen. Das nun folgende Szenario war uns aus diversen Werbespots deutscher Kfz-Versicherungen hinreichend bekannt. In Windeseile waren wir von einer wild gestikulierenden Menge italienischer Verkehrsteilnehmer umringt. Nur Kuddel glaubte nicht an einen Zufall, und ließ sich nur schwer davon abhalten, auf einen Hobby-Filmer loszugehen, den er unter den Schaulustigen als Kurt Felix erkannt haben wollte.
Nachdem sich ungefähr 360 Unfallzeugen und Sachverständige zu Wort gemeldet hatten, wollten auch die Carabinieri nicht länger abseits stehen. „Kann er doch nichts dafür, daß die Stadtverwaltung von Verona noch keine Zeit dafür hatte, hier Verkehrsschilder aufzustellen,“ begann Inspektor Luigi Pommodori die Erläuterung seiner Sicht der Dinge. „Was wollt ihr überhaupt? Die Straße existiert rein rechtlich nicht einmal, weil sie aus der ehemaligen Stadion-Baustelle entstanden ist!“
Als wir uns auf die allgemein gültigen europäischen Verkehrsregeln beriefen, wurde der Mann langsam ungemütlich und belehrte uns in scharfem Ton, daß Italien überhaupt nicht zu Europa gehören würde. Im Unrecht wären wir in jedem Fall, unser Unfall-Gegner jedoch leider auch, weshalb er sich standhaft weigerte ein Protokoll aufzunehmen und stattdessen die Menge anwies, den Ort des Geschehens unverzüglich zu räumen. Forza Italia!
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