: Die Nase voll
■ betr.: „Rauchen verbieten? Lieber nicht.“ von Iris Hanika, taz vom 15.11. 96
Die Publizistin Iris Hanika ist „bemüht“. Sie bemüht sich als „intelligente Raucherin“, in Gegenwart von NichtraucherInnen „weniger oder gar nicht zu rauchen“. Die Wortwahl entlarvt viel. Im Zweifelsfall nämlich, wenn sie die Sucht gar zu sehr umtreibt oder die Mühe eben nicht zum Ziel führt, wird sie weiterhin ein toxisches Gasgemisch aus Nikotin, Dioxinen, Formaldehyd und 50 weiteren krebserzeugenden Substanzen tief inhalieren und in ihrer Umluft verbreiten. [...]
Niemand will das Rauchen verbieten. Jedem und jeder sei zugebilligt, sich in freier Selbstbestimmung zugrunde zu richten. Nur hört die Freiheit der einzelnen da auf, wo sie andere massiv schädigt: Nirgends ist der Schadstoffgehalt draußen so hoch wie in verrauchten Innenräumen. Kinder, die ständig Passivrauch ausgesetzt sind, erkranken wesentlich häufiger an Allergien und den Atemwegen. [...]
Viele NichtraucherInnen haben die Nase voll davon, dauernd um körperliche Unversehrtheit bitten zu müssen. Saubere Atemluft sollte ein Recht sein – und kein Gefallen, den die rauchenden Luftverschmutzer gönnerhaft gewähren. Und damit das wirklich deutlich wird, braucht es ein NichtraucherInnenschutzgesetz. Michael Ruffert, Bielefeld
Liebe Frau Hanika! Wenn Sie morgens bei strömendem Regen neben mir im Bushäuschen stehen und sich schnell noch 'ne Zigarette durchziehen, wenn Sie aus Nervosität in der Telefonzelle rauchen und diese dadurch für Stunden unbenutzbar machen, wenn Sie mich auf dem Flughafen Tegel dazu zwingen, mich neben die Gepäckwagen zu kauern, weil Sie auf den Sitzplätzen neben den Aschenbechern Ihre Wartezeit damit rumkriegen, daß Sie schnell noch eine rauchen, dann ist das keine Privatangelegenheit zwischen uns beiden. Wenn Sie nach dem Genuß Ihres Essens im Restaurant den Aschenbecher zu sich heranziehen, um zum Abschluß Ihres Essens noch einen stinkenden Zigarillo zu rauchen, dann ist das eben keine Privatangelegenheit, und Sie würden auch keine Rücksicht auf mich nehmen. Wie kämen Sie denn dazu? Schließlich ist es „Ihr gutes Recht“, nach dem Essen zu rauchen, auf dem Flughafen rumzuquarzen usw.
Eben weil es keine Privatangelegenheit ist und weil es zum Beispiel die Flughafenleitung von Tegel, im Gegensatz zu Heathrow, nicht schafft, Warteplätze für Nichtraucher einzurichten, muß man das gesetzlich regeln. Von mir aus können Sie in Ihrer Wohnung so lange rauchen, bis die Vorhänge runterfallen, ich möchte nur im öffentlichen Leben eine Chance haben, ohne Qualm und Gestank zu leben. Stefan Müller, Berlin
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