: „Die Liebe eines Detektivs“
Alan Rudolph dreht Anti-Hollywood-Filme, die eine große Liebe zum Hollywoodkino verraten. Wenn er ein Genre variiert, steuert er zielsicher auf dessen Untiefen zu, treibt ein doppeltes Spiel mit dessen Regeln - und läßt sich doch immer wieder in flagranti mit einem Klischee ertappen.
Diesmal hat er den Detektivfilm sanft gegen den Strich gebürstet und dabei mehr falsche Fährten ausgelegt, als ein Privatschnüffler allein bewältigen kann. Deshalb sind es auch gleich zwei: Harry Dobbs (Tom Berenger), der gern ein tough guy wäre, aber beim Rendezvous mit seiner mysteriösen Auftraggeberin (Anne Archer) den trockenen Martini verschüttet, und Stella Wynkowski (Elisabeth Perkins), die sich in diesem Männerjob die Sporen verdienen will. In „Die Liebe eines Detektivs“ herrscht die gleiche hochartifizielle Atmosphäre und die Lust an der visuellen Irritation wie in Rudolphs vorherigem Film „The Moderns“, ohne daß er so preziös gearbeitet wäre.
Der Drehbuchautor Rudolph hat sich zwar die durchaus erfreuliche Mühe gemacht, eine fürs Genre unverbrauchte, durchaus raffinierte Geschichte zu erzählen, aber er läßt keinen Zweifel daran, daß er mit der hartgesottenen Tradition des Detektivfilms wenig anfangen kann. An den Straßenecken lauern bei ihm nicht schießwütige Gangster, sondern sich küssende Liebespaare. Den hemmungslosen Romantiker verrät auch schon der wunderschöne Originaltitel des Films: „Love at large“: die Liebe ist auf freiem Fuß.
Mid
„Die Liebe eines Detektivs“, von Alan Rudolph. Mit Tom Berenger, Elizabeth Perkins, Anne Archer u.a., USA 1990, 97 Min
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