: Die Leidensgeschichte der Steinkohle
Durch günstige Importkohle kamen die Zechen im Land schon früh in Bedrängnis – trotz hoher Subventionen
Frühes Zechensterben
1957 sinkt der Absatz der Ruhrkohle stark und erste Zechen werden stillgelegt. Zurückgehende Kohleförderung bedeutet das Ende für 78 Bergwerke. Innerhalb von einem Jahrzehnt verlieren 320.000 Bergleute ihren Arbeitsplatz.
Ab den 50er Jahren wird aus den USA billige Kohle nach Deutschland importiert, was den Zechen schwer zu schaffen macht.
Durch die Wirtschaftskrise Ende der 60er Jahre sinkt die Nachfrage nach der Ruhrgebietskohle. Um die Krise zu bewältigen, wird 1969 ein Einheitsunternehmen aus den größten deutschen Kohlefirmen, die „Ruhrkohle AG“ (RAG), gegründet.
Subventionen sollen helfen
1974 wird der „Kohlepfennig“ eingeführt. Er wird zusätzlich zum normalen Strompreis gezahlt, um die Ruhr-Kohle vor der günstigen Importkohle zu schützen.
Doch der Markt für das schwarze Gestein ist durch Billigimporte immer härter umkämpft. Die betriebswirtschaftlichen Konsequenzen bei der RAG: Weitere Schließungen und Zusammenlegungen von Bergwerken.
Im „Jahrhundertvertrag“ von 1980 verpflichten sich Vertreter des Deutschen Steinkohlenbergbaus und der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke, bis 1995 teure deutsche statt billige Importkohle in ihren Kraftwerken zu verwenden. Die höheren Kosten möchten sie mit dem „Kohlepfennig“ finanzieren. Diese Subvention soll 100.000 Arbeitsplätze im Bergbau retten.
Dennoch bleibt der Kohleabbau in einer wirtschaftlichen Krise. Durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1994 wird der Jahrhundertvertrag abgeschafft. Seitdem subventionieren der Bund und das Land die Stromerzeugung mit Kohle aus den allgemeinen Steuern. Industrie, Gewerkschaften, Bund und Kohleländer einigen sich, die Zuschüsse auf etwa 5,5 Milliarden Mark zu reduzieren. Rund die Hälfte der Zechen in Deutschland müssen daraufhin schließen. 1998 wird die Deutsche Steinkohle AG gegründet, unter deren Dach die Zechen Deutschlands vereinigt werden.
Nur die Braunkohle bleibt
Die Steinkohle aus den sieben Ruhrgebietszechen ist heute auf dem Weltmarkt kein Thema mehr. Länder wie Kanada, Australien oder Südafrika können den Energieträger viel günstiger abbauen. Rund 60 Prozent der Steinkohle für die deutschen Kraftwerke kommt inzwischen aus dem Ausland. Die Kohlesubventionen aus dem Landeswirtschaftsministerium in NRW sinken. In den nächsten zehn Jahren will die RAG den Steinkohle-Ausstieg schaffen. Nur der Braunkohleabbau bei Köln, Aachen und Mönchengladbach beliefert die Unternehmen vor Ort noch günstig mit dem Energieträger. MOE