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Die Kuh muß raus

■ Kampnagel kündigte der Bildenden Kunst: keine Alternative in Sicht

Die Kündigung kam unverhofft: Am 31. Mai flatterte dem Verein Bunte Kuh, der seit 1986 auf dem Kampnagel-Gelände für die bildende Kunst schafft, die Kündigung ihres Nutzungsvertrages ins Haus. Die Begründung der Kampnagel-Geschäftsleitung: Wegen des Wohnungsbaus an der Jarrestraße müsse das Kassenhäuschen umgelagert werden, und zwar just in den Anbau der Halle 6, in der die Lehmbauer agieren. Doch die sehen aus wirtschaftlichen Gründen keine Alternative. Sollte die Kündigung Erfolg haben, stehen sechs Arbeitsplätze – von der Hamburger Beschäftigungsgesellschaft – und Lehrmöglichkeiten für HfbK-StudentInnen auf dem Spiel sowie die Lehmwerker auf der Straße.

Unverhoffte Schützenhilfe erhält die Bunte Kuh nun von der SPD-Fraktion Nord, die gestern in einer Presseerklärung gegen die Kündigung protestierte und Widerstand ankündigte. Schließlich gäbe es Alternativen für den Standort der Kasse. Der Meinung ist auch Nepomuk Dirksen, Vorstandsmitglied des Bunte Kuh-Vereins. Er bietet sogar an, „ich könnte die Kasse auch in Lehm bauen“. Auch auf ernstgemeinte Vorschläge geht Jack Kurfeß, kaufmännischer Leiter von Kampnagel, nicht ein.

Er findet es zwar „witzig, was die da machen“, aber das Kampnagel-Gelände sei dafür „nicht der richtige Ort“. Außerdem mache der Verein, wie es sich für bildende Künstler gehöre, keine Ausstellungen, sondern nur Workshops. Dirksen meint, es habe keine Ausstellungen auf dem Kampnagel-Außengelände gegeben, weil Kampnagel dafür keine Erlaubnis erteilt habe.

Dirksen sieht in der Kündigung ein kulturpolitisches Problem: Res Bosshart, der künstlerische Leiter von Kampnagel, versuche sich soviel Handlungsfreiheit wie möglich zu schaffen: „Die bildende Kunst ist auf Kampnagel einer Theaterlobby unterstellt“. Kurfeß macht sich jedenfalls keine Sorgen: Auf die Frage, wie er sich die Zukunft des Vereins vorstelle, erwidert er lapidar: „Dann haben sie eben keine Räume“. ab

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