Die Kritik: Nüchtern und keusch
WAS SAGT UNS DAS? Jugendliche verhüten häufiger und saufen sich seltener ins Koma. Eltern sind ratlos, worüber sie sich noch Sorgen machen sollen
Das könnte einen heftigen Generationenkonflikt nach sich ziehen. Jugendliche geben ihren Eltern immer weniger Grund dazu, ihnen zu misstrauen. Die Bundeszentrale für gesundheitlich Aufklärung untersucht in regelmäßigen Abständen das Sexualverhalten von Teenagern. Eltern erhoffen sich von diesen Studien die Bestätigung, dass ihre Teeniekinder in Sachen Sex genauso drauf sind, wie sie selbst waren: naiv und verantwortungslos.
Fehlanzeige: Die Kids haben gar nicht früher Sex als je zuvor – nur die Hälfte der Befragten hatte mit 17 Jahren schon mal Sex. Und nicht nur das: 90 Prozent sprechen beim ersten Mal über Verhütung, drei Viertel verhüten dann sogar regelmäßig. Mütter und Väter stehen jetzt vor dem Problem, worauf sie ihre elterliche Sorge noch projizieren lässt.
Auch hemmungsloser Alkoholkonsum eignet sich nicht mehr. Das Statistische Bundesamt meldet einen Abwärtstrend beim Komasaufen. Eltern stehen jetzt vor dem Problem, dass ihre Kinder demnächst verantwortungsvoller sein könnten als sie selbst. Falls sich herausstellt, dass Jugendliche auch immer vorsichtiger Auto fahren, haben Eltern bald kaum noch Grund zur Sorge. Peter Weissenburger
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