piwik no script img

Die Katze zum Montag

■ Statt aus dem montäglichen Kirchenbauch heute aus der Rassekatzenausstellung

Die Menschheit läßt sich in viele Gruppierungen einteilen, am eindeutigsten aber in Katzenhasser und Katzenlieber. Unter letztere rechnen sich die RassekatzenausstellerInnen. Wieder einmal sind sie am Wochenende in Bremen zusammengekommen, um ihre Katzen gerichtet zu sehen. Gerichtet kommt von Richter, nicht von Henker, Katzengöttin bewahre.

260 Katzen bzw. ihre Besitzerchen stellen sich der Schönheitskonkurrenz in der Stadthalle für einen schrill glänzenden Pokal. Männer und Frauen in weißen Kitteln, sogenannte Stewards, transportieren eine Rassekatze nach der anderen hinter verschlossene Türen zu unsichtbaren

Richtern. Auf dem Hinweg dürfen die propperwuseligen Kleinen nur unter dem Bauch gefaßt werden, weil sie von Frau- oder Herrchen frisch frisiert worden sind. Auf dem Rückweg kann steward sie ruhig unter den Arm klemmen. Von Jugend an Hin -und Herwege gewöhnt, maunzen sie nur noch verhalten. Zur Rekonvaleszenz gibt es babyfarbene Vorhänge oder Wolkenstores in den Käfigen und davor sitzende Halterchen: der Kontakt zur Bezugsperson sei wichtig, erzählt der 1. Vorsitzende des Bundes für Katzenzucht und Katzenschutz, der vier Kastraten zu Hause gelassen hat, weil er als Organisator sich eben nicht vor vier Käfige setzen kann, um Kontakt zu hal

ten.

Die Frau am Infostand hat ganz andere Probleme. Nachdem sie mir zu erklären versucht hat, was Titel wie „Best Varietät“ oder „Best-in-Show“ bedeuten, will eine Frau ihren Pokal umtauschen: „Mein Pokal ist schief, und ich fahre morgen in die DDR“. Veritable DDR-Katzen sind dieses Jahr erstmalig auch vertreten. Zum Beispiel Corinna vom Dünenweg, eine Black-Smog-Perserin. Besitzerchen sind Vater und Tochter Wagner, Bezirk Magdeburg. Gibt es Unterschiede zwischen DDR -und BRD-Katzen. Aber hallo! Erstmal hätten DDR-Perser nicht solche Plattnasen wie bundesdeutsche mit amerikanischem Einfluß. Weil Corinna vom Dünenweg eine spitzere Plattnase hat, hat der Richter in die Urkunde geschrieben: „Nase möchte etwas kürzer sein.“ Zweitens gebe es in der DDR kein Katzenfutter, nur in Schraubgläsern der Marke GOLDI, was schon in geschlossenem Schraubzustand stinke. Weswegen DDR -Katzen wachstumsmäßig hinterherhinkten. Die also auch. Claudia Kohlhas

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen