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Archiv-Artikel

VANESSA KULLMANN, UNTERNEHMERIN Die Kaffee-zum-Gehen-Frau

Von EMS
Vanessa Kullmann

■ 39, ist gelernte Textilbetriebswirtin und Gründerin von „Balzac Coffee“. Von Hamburg zog sie nach New York.  Foto: dpa

Die „Kaffee-nur-draußen“-Kännchen sind längst passé, heutzutage müssen auch die Deutschen den klassischen, schwarzen Filterkaffee wie die sprichwörtliche Stecknadel suchen vor lauter „Decaf“-, „Light“-,„Frozen“- oder „Grande“-Angeboten. Schuld daran ist Vanessa Kullmann: Sie brachte die Coffee-Shops nach Deutschland und tauschte die Porzellantassen gegen Pappbecher ein.

1998, da war Vanessa Kullmann 26 Jahre alt, gründete sie das Unternehmen Balzac Coffee, das ihr in den Folgejahren den Hamburger Existenzgründerpreis bescherte, den Titel „Unternehmerin des Jahres 2006“ – und einen Umsatz von 14 Millionen Euro. Eine Powerfrau nannten sie die Medien.

Die Idee ist Kullmann – natürlich – bei Starbucks gekommen, in New York. Als Stylisten-Praktikantin stand sie mittags in der Schlange, um für alle Kaffee zu holen. Einen Kaffee zum Mitnehmen, so etwas gab es in Deutschland noch nicht. Sie besuchte einen dreitägigen Workshop in der Starbucks-Heimat Seattle, „How to open a Coffee Shop“. Und eröffnete ein halbes Jahr später ihre erste Balzac-Filiale in der Hamburger Innenstadt.

Nicht mal die fleißigste Powerfrau aber kann etwas ausrichten gegen steigende Kaffeepreise: Die Kosten für die Sorten Arabica und Robusta sind seit Anfang 2010 um 60 Prozent gestiegen, wegen Missernten und einer erhöhten Nachfrage aus Schwellenländern. Jetzt fusioniert Balzac Coffee mit World Coffee Company zu Balzac Coffee Company. 57 Bars in 18 Städten mit 800 Mitarbeitern. Gesamtumsatz: 23 Millionen Euro.

In der neuen Company will Kullmann, seit kurzem Mutter, im Beirat tätig sein. „Das neue, gemeinsame Unternehmen hat jetzt eine Größe und eine Marktposition, die eine gute Ausgangsbasis für die weitere Entwicklung bieten“, sagt sie.

Einen echten Rückschlag erlitt die Unternehmerin par excellence nur einmal – vor Gericht: Vor drei Jahren befand das Hamburger Amtsgericht, die Kameraüberwachung in den Balzac-Filialen sei rechtswidrig: Die Kunden hätten informiert werden müssen. Vanessa Kullmann montierte die Kameras sofort ab. EMS