piwik no script img

Die Kacke darf nicht mehr dampfen

■ Bußgeld für Hundehalter / Haufen dürfen nicht liegenbleiben

Die Hundehasser sprechen von „Kackmaschinen“, die Tierfreunde von ihren „treuen Begleitern“ - von den Exkrementen der rund 90.000 Vierbeiner in Berlin sprechen mittlerweile nicht nur die, die ständig reintreten, auch die Politiker hauen neuerdings auf die Kacke. Im Rahmen des E-88 -Spektakels sehen sie Berlin nicht nur als Kultur-, sondern auch als Kotmetropole. Das soll sich nun ändern. Ab heute ist es per Gesetz Kötern und Kläffern verboten, ihre Haufen beliebig in die Gegend zu setzen. Alle Hundehalter können ab sofort mit einem Bußgeld von 20 Mark bestraft werden, wenn sie die Hinterlassenschaften ihrer Lieblinge nicht wegräumen.

Doch wohin mit dem Dreck? Die Kacke dampft eigentlich schon seit Jahren, denn täglich beschmutzen 16 bis 18 Tonnen davon die Berliner Gehsteige. Der Duft der großen braunen Wurst muß nun auch ins Abgeordnetenhaus des Berliner Senats vorgedrungen sein. Der AL stank es zuerst und so stellte sie flugs den Gesetzesantrag. Die CDU war begeistert, und auch alle anderen Politiker stimmten einmütig zu.

Doch die meisten Berliner halten diese neue Verordnung für ausgemachten Blödsinn, denn wie sie befolgt werden soll, ist noch völlig unklar. Das Gassiklo, bestehend aus einer Plastiktüte und einer Pappschaufel, ist bislang kaum im Fachhandel erhältlich, und selbst die stolzen Besitzer, die solch ein Sortiment ergattern konnten, müssen das, was ihre vierbeinigen Freunde fallengelassen haben, ab heute mit sich herumtragen. Denn in den normalen Papierkörben der Berliner Stadtreinigung darf der Kot nicht landen. Hundekotboxen wie zum Beispiel in London oder ein Absauggerät wie in Paris gibt es in Berlin noch nicht, es wird bislang lediglich getestet. Wer einmal in die Scheiße tritt, kann sich jedenfalls ab heute bei der Polizei beschweren. Doch auch diese will für den Senat nicht mehr die Drecksarbeit leisten und zum „Hundekotsucher“ degradiert werden.

an

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen