Die Irak-Kampagne des Ex-Kandidaten: John Edwards' zweiter Frühling

Nicht mehr Präsidentsachaftskandidat, widmet sich der Demokrat Edwards einer Kampagne gegen den Irakkrieg, die eine Wahl McCains verhindern soll.

Nach seinem Rücktritt als Präsidentschaftskandidat von Clinton und Obama als Fürsprecher heftig umworben: John Edwards Bild: ap

John Edwards mag zwar aus dem Präsidentschaftsrennen ausgestiegen sein - seinem öffentlichen Interesse hat das kaum Abbruch getan. Seit Wochen wird heftig darüber spekuliert, wen Edwards als Kandidaten seiner Partei für die Wahl im November untersützt. Sowohl für Barack Obama als auch für Hillary Clinton wäre die Hilfe des beliebten früheren US-Senators ein Segen. Kein Wunder also, dass beide den Parteikollegen zunehmend umschmeicheln, in ihren Reden Teile seines ökonomischen Programms übernehmen und ihm zu Hause Besuche abstatten.

Und trotzdem hat er sich noch immer nicht entschieden. Zumindest nicht für einen der beiden Kandidaten. Stattdessen untersützt er jetzt eine Kampagne, die in den kommenden Monaten den Fokus der Wählerschaft wieder auf die verheerenden Konsequenzen des Irakkriegs lenken und so einen Wahlsieg des Republikaners John McCain verhindern will. Gemeinsam mit seiner Frau Elizabeth, der Online-Plattform Moveon.org, Antikriegsgruppierungen und Gewerkschaften gab Edwards am Montag den Startschuss. "Die Menschen verstehen nicht, warum wir 500 Milliarden Dollar und mehr im Irak ausgeben, während 40 Millionen Amerikaner keine Krankenversicherung haben, 37 Millionen in Armut leben und viele fürchten, ihre Rechnungen nicht bezahlen zu können", sagte Edwards. "Eins ist klar: Zwischen den Kosten des Krieges und der wirtschaftlichen Unsicherheit zu Hause gibt es einen direkten Zusammenhang."

Genau davon will die "Irak Kampagne 2008" möglichst viele überzeugen. Denn zum einen hatte der Einbruch der Immobilienkrise und die rasant steigenden Energie- und Gesundheitskosten das Thema Irak in den letzten Monaten in den Hintergrund gedrängt. Zum anderen wurden die prominentesten Problemfelder bislang weitgehend getrennt voneinander diskutiert. Jetzt soll endlich das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass zwischen verschwenderischer Kriegspolitik und der heimischen Wirtschaftskrise ein unmittelbarer Zusammenhang besteht -- und für die Misere vor allem die Republikaner um US-Präsident George W. Bush und dessen Nachfolgekandidaten John McCain verantwortlich sind. Besonders Barack Obama würde wohl die Früchte davon tragen können, schafft er es doch, sich als konsequenter Gegner des Irakfeldzugs zu inszenieren.

Das prominente Zugpferd Edwards ist das eine Instrument der Kampagne. Ein gut gefüllter Geldbeutel das andere: 20 Millionen Dollar sollen mindestens in lokale Veranstaltungen, Wählermobilisierung und nicht zuletzt aggressive Fernsehwerbung investiert werden, und zwar sowohl im Präsidentschaftswahlkampf als auch im Kongresswahlkampf. Die TV-Spots sollen vornehmlich in denjenigen Wahlkreisen laufen, in denen die Amtsinhaber von Antikriegskandidaten herausgefordert werden. Die ersten Spots laufen bereits, attackiert werden die beiden Republikaner, Mitch McConnell, Senator aus Kentucky und sein Kollege aus Minnesota, Norm Coleman. "Wir wollen, dass sie den Preis für ihre Unterstützung von George W. Bush und John McCain und deren völlig verfehlter Kriegspolitik bezahlen", sagte der Vorsitzende von Moveon.org, Eli Pariser.

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