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Die Inkatha kennt für ihre Kritiker keine Gnade

Anhänger und doch Kritiker der konservativen Zulu-Organisation Inkatha ermordet / Er wollte per Gerichtsentscheid gegen das Gemetzel zwischen Inkatha und linker UDF vorgehen / Hunderte fielen diesem Bürgerkrieg in der südafrikanischen Provinz Natal schon zum Opfer  ■ Aus Johannesburg Hans Brandt

Die konservative Zulu-Organisation Inkatha kennt für Kritiker keine Gnade. Letzten Freitag kritisierte Inkatha-Mitglied Johannes Nkomo vor dem Obersten Gericht in Pietermaritzburg in der südafrikanischen Provinz Natal die Gewalt, mit der Anhänger der Organisation gegen ihre politischen Rivalen von der linken Vereinigten Demokratischen Front (UDF) vorgehen. Am Sonntag wurde der 70jährige erstochen aufgefunden.

Nkomo war einer von 19 Bewohnern der Township Ashdown in der Nähe von Pietermaritzburg, die zusammen mit der UDF-nahen Gewerkschaftsföderation COSATU vor Gericht eine einstweilige Verfügung gegen Inkatha und verschiedene lokale Führer beantragt hatten.

Das Gericht verbot tatsächlich am Mittwoch den als „Kriegsherren“ bekannten Inkatha-Führern aus Pietermaritzburg, Bewohner von Ashdown zu töten, anzugreifen oder zu bedrohen. Für Nkomo war es zu spät.

In einer eidesstattlichen Erklärung hatte er vor Gericht beschrieben, wie er von eine Gruppe jugendlicher Inkatha-Anhänger Anfang Februar angegriffen wurde, weil er nicht auf einer Inkatha-Versammlung erschienen war. Ein gewisser Mahlamvana Ndlovu habe ihn und seine Frau mit der flachen Seite eines Messers geschlagen, sagte Nkomo. Am nächsten Tag wurde eine Hütte neben seinem Haus angezündet. „Obwohl ich ein Unterstützer von Inkatha bin, bin ich der Überzeugung, daß diese Krieger diszipliniert werden sollten“, sagte Nkomo in der Erklärung. „Man sollte sie daran hindern, Menschen anzugreifen und Häuser zu beschädigen.“

Am Mittwoch berichtete Nkomos Tochter Flora vor Gericht, daß eine große Menschenmenge sich am Sonntag vor dem Haus ihrer Eltern versammelt hatte. Alle Fenster des Hauses wurden zerbrochen und die Haustür zerstört. „Ich habe beobachtet, wie Mahlamvana Ndlovu meinen Vater erstochen hat“, sagte Flora Nkomo. „Ndlovu hatte ein etwa 30 Zentimeter langes, selbstgemachtes Messer. Damit hat er meinen Vater dreimal gestochen, in die Brust und in den Mund. Mein Vater war sofort tot.“

Die blutigen Kämpfe zwischen Inkatha und UDF haben seit Anfang letzten Jahres mehr als 400 Todesopfer gefordert, obwohl die südafrikanische Polizei wiederholt zusätzliche Polizisten in das Gebiet geschickt hat. UDF und COSATU beschuldigen die Polizei, mit Inkatha gegen progressive Anti-Apartheid Organisation vorzugehen. In eidestattlichen Erklärungen, die dem Gericht zusammen mit Nkomos Aussagen vorgelegt wurden, behaupten Einwohner von Ashdown beispielsweise, daß ein Inkatha-Großangriff auf das Wohngebiet am 31.Januar unter der Begleitung von Polizeifahrzeugen stattfand.

Indessen betont Zulu-Chef und Inkatha-Führer Mangosuthu Buthelezi noch immer, daß seine Organsation Gewalt verurteilt. Am selben Tag, an dem Nkomo von Inkatha-Anhängern ermordet wurde, rief Buthelezi in einem Brief an den UDF-Präsidenten Archie Gumede zu dringenden Friedensgesprächen zwischen den beiden Organisationen auf, „egal, was unsere Differenzen sind“.

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