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Die Hauptstadt war da

Trotz des 2:3 bei den Eisbären etabliert sich die „Sensations-Truppe“ Nürnberg Ice Tigers an der Spitze der DEL  ■ Aus Berlin Mathias Stuhr

Im tristen Konferenzraum des ehemaligen BFC Dynamo saß Peter Ihnacak und wirkte sofort sympathisch. Der Trainer der Nürnberger Ice Tigers erschien gerade im Kontrast zum gewohnt kühl- professionellen Eisbären-Trainer Peter John Lee angenehm unauffällig. Im „Trainergeschäft“, wie es so lieblos heißt, ist er ein Neuling, wenn auch einer mit Riesenerfahrung als Spieler. Acht Jahre hatte er beim NHL-Klub Toronto Maple Leafs gespielt, danach bei Hedos München, beim EHC Freiburg und zuletzt beim Krefelder EV. Seit dieser Saison ist Ihnacak (41) bei den Nürnbergern, seiner ersten Trainerstation. Und hat Erfolg.

Der Tabellenzweite hatte zu Saisonbeginn die ersten sechs Spiele gewonnen und dann bis zum 15. Spieltag die DEL angeführt. Wer danach den Einbruch des letztjährigen Underdogs erwartete, sieht sich getäuscht. Trotz der 3:2 (2:1,0:1,1:0)-Niederlage bei den Eisbären dürfen die Franken („Vor-DEL“-Original-Name: EHC 80, „die Achtziger“) auch weiterhin der Öffentlichkeit als „Sensationstruppe“ gelten. Oder besser: Sie wandeln sich sogar allmählich zur etablierten Eishockey- Spitze, nachdem am Freitag zu Hause Meister Adler Mannheim in einem hochklassigen Spiel mit 4:3 bezwungen worden ist. Ob es schon Zeit ist, Nürnberg nach dem zwölften Heimsieg im 13. Heimspiel zur „neuen Eishockey- Hauptstadt in Deutschland“ auszurufen, wie es DEL-Sprecher Ralph Fürther in der zum dritten Mal ausverkauften Eisarena (4.200 Zuschauer) tat, bleibt abzuwarten. Trainer Ihnacak gibt auch weiter zu bedenken: „Wir spielen über unsere Verhältnisse, das können wir nicht die ganze Saison durchhalten.“

Die verdiente Niederlage in Berlin zeigt auch, daß es neben Tabellenführer Frankfurt Lions mit den Eisbären mindestens noch ein Team gibt, daß den Nürnbergern in den Play-offs den von manchem doch anvisierten Meistertitel streitig machen kann. Die Nürnberger selbst wollen von Sensationen oder gar Wundern natürlich weniger hören. Sie loben die Arbeit des Trainers, der die vielen neuen Spieler zu einem harmonisierenden, technisch hochklassigen Team zusammenbrachte. Zudem ist der Einkauf von einigen Klasseleuten gelungen. Im Kasten steht der belorussische Nationaltorwart Andrej Mezin, der besonders zu Beginn der Saison brillierte. Für die Verteidigung wurden Liam Garvey (erzielte Samstag das 2:2), Sergej Stas und Ivan Droppa verpflichtet, der inzwischen als personifizierte Souveränität gilt. Die erste Sturmreihe erwies sich auch in Berlin als Prunkstück; neben dem von der Düsseldorfer EG gekommenen Jason Miller spielt dort der Tscheche Martin Jiranek und Sergio Momesso. Der Ex-NHL-Stürmer, unumstrittener Star der Mannschaft, ließ bei seinem Treffer zum 1:1 (14.) seine Extra- Klasse aufblitzen und führt die Topscorer-Liste der DEL an.

Daß die Berliner gewannen, lag auch an der hervorragenden Leistung von Torwart Udo Döhler, der nach dem Spiel sogar fürs Publikum tanzte und dafür entsprechend gefeiert wurde. Zum Buhmann des Abends wurde aber der Hauptschiedsrichter Chvatal, der einige Male Unsicherheiten in der Umsetzung der neuen DEL-Regel zeigte, die Haken und Stoßen härter bestrafen soll. Nach dem Spiel wurde seine Leistung sogar zum Anlaß genommen, die Diskussion um die Einführung von Profi- Schiedsrichtern neu zu entfachen. Mit der jetzigen Situation fühlt sich in der DEL offenbar niemand wohl.

Peter Ihnacak wollte für die Niederlage seines Teams solch profane Ursachen wie Schiedsrichterleistungen nicht gelten lassen. „Das Schicksal war nicht gut für uns“, sagte er. Da konnte ihm wirklich niemand widersprechen.

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