: Die Hand an der Harfe
Eine Bastion des österreichischen Patriarchats ist gefallen. Die Wiener Philharmoniker, durch das TV-Neujahrskonzert bekannter als jedes andere Orchester der Welt, müssen nun weibliche Mitspielerinnen erdulden. Das beschloß das Wiener Staatsopernorchester in einer hitzigen Vollversammlung. Die Philharmoniker, die auf stolze 154 weiberlose Jahre zurückblicken, müssen nachziehen, denn sie rekrutieren sich ausschließlich aus den Reihen des Staatsopernorchesters. Gleichzeitig wurde mit der Harfenistin Anna Lelkes die erste Frau aufgenommen. Sie hatte schon vorher zur Aushilfe an ihrem Instrument zupfen dürfen, wurde aber bei Fernsehaufnahmen ausgeblendet. Als freche Musikerinnen letztes Jahr ihr Ansinnen vorbrachten und ein beträchtliches Medienecho fanden, brach bei den Philharmonikern Empörung aus. „In Österreich will man alles kaputtmachen, was außerordentlich ist“, klagte Orchestervorstand Werner Resel. Philharmoniker Dieter Flury hatte rein künstlerische Einwände: „Die Art, wie wir musizieren, hat sehr viel mit der Seele zu tun, das läßt sich nicht vom Geschlecht trennen.“ Nun drohen schnöde, seelenlose Zeiten.Ralf Leonhard/Foto: Reuter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen