Die Hamburger Kinder- und Figurenbühne Fundus-Theater feiert 15 Jahre engagierter Arbeit

Verkehrsgünstig gelegen, nicht weit von der U-Bahn Wartenau und der S-Bahn Landwehr, und doch versteckt im 1. Stock eines Gewerbebaus in der Eilbeker Papenstraße 29 residiert das Fundus-Theater. Vor 15 Jahren wurde es als freie Theatergruppe von Sylvia Deinert und Tine Krieg gegründet. Seit zwei Jahren arbeitet das Theater jetzt in eigenen Räumen: eine kleine Bühne, ein Zuschauerraum für 80 Menschen, eine Werkstatt und Büroräume.

Am Mittwochabend beginnen die Feierlichkeiten zum 15jährigen Jubiläum des Fundus-Theaters mit der Eröffnung einer Ausstellung über den Weg, den die beiden Gründerinnen mit vielen zeitweiligen Mitstreitern zurückgelegt haben. Von den mageren Anfängen 1980 bis zu den relativ gesicherten 90er Jahren wird jedes Jahr durch eine entsprechende Torte dargestellt (siehe Foto). Heute besteht die Crew aus sieben Frauen, die – neben Gastspielen – pro Jahr 80 Vorstellungen und eine eigene Neuproduktion auf die Bühne bringen. Die taz sprach mit Sylvia Deinert und Sibylle Peters, die mit Tine Krieg die künstlerische Leitung des Theaters innehaben.

taz: Ihr seid seit 1993 in diesem Haus. Geplant war ja mal etwas größeres: Ein Kinder-Figurentheater, das von verschiedenen Hamburger Gruppen genutzt werden sollte. 1992 war sogar schon ein konkretes Gebäude im Gespräch: das Gemeindezentrum von St. Johannis in Eppendorf.

Sylvia Deinert: Ja, das stimmt. Das wäre schön gewesen. Aber ein so großes Haus hätte von Anfang an eine relativ hohe Subventionierung gebraucht. Zuerst war die Stimmung in der Kulturbehörde trotzdem dafür. Anfang 1992 kippte dann die Stimmung.

Warum?

Sibylle Peters: Das war der Anfang der Sparzeit. Da gingen die Lichter in der Behörde von grün auf rot.

Wie seid ihr dann zu euren Räumen gekommen?

Peters: Wir waren damals an einem Punkt, wo wir nur wachsen oder uns auflösen konnten. Da hat die Kulturbehörde dann diese kleine Lösung angeboten.

Was bedeutet ein fester Spielort für eure Arbeit?

Deinert: Wir können jetzt Projekte in Angriff nehmen, die mehr Raum brauchen. Die Ausstellung über unseren Weg hätten wir ohne eigene Räume nicht machen können.

Peters: Auch ein Stück wie Kopf an Kopf mit seinen komplexen Darstellungsformen hätten wir sonst nicht produzieren können. In dem Stück werden ja Film, Schattenspiel, Figuren und Schauspiel kombiniert. Das geht nur, wenn man auf einer festen Bühne proben kann.

Hat die räumliche Situation sich auch auf eure Themen ausgewirkt?

Deinert: Ja, wir machen jetzt zum ersten Mal ein Stück für kleinere Kinder ab fünf, das von einem Kind handelt, das sich in einen Fahrstuhl begibt und – während es sämtliche Stockwerke erkundet – die Tiefen des Lebens entdeckt.

Wie heißt das Stück?

Deinert: Das hat einen ganz reißerischen Namen: Hänschenklein. Wir haben gedacht, der Titel ist gut für die Eltern.

Peters: Wir haben ja zwei Zielgruppen: Die Kinder, für die wir Theater machen wollen, und die Erwachsenen, die Kindheit organisieren, verwalten. Unsere Stücke sollen dabei für alle interessant sein, für Große und Kleine. Kinder denken anders als Erwachsene, aber dümmer sind sie nicht.

Ihr kombiniert in euren Stücken Schauspiel und Figurentheater. Warum?

Deinert: In Es war einmal geht es um eine Prinzessin, die in die Welt geschickt wird, um in der Fremde zu bestehen, bevor sie Königin werden kann. Die Prinzessin entwickelt sich. Um das darzustellen, braucht man die Mimik und Gestik eines Menschen. Die begegnenden Personen sind dagegen alle Figuren. Außerdem können wir durch die unterschiedlichen Größenverhältnisse auch verschiedene Beziehungen ausdrücken. Der Page in diesem Stück wird für die Prinzessin immer mehr zum ebenbürtigen Mitmenschen. Entsprechend wird seine Figur immer größer, bis er am Schluß lebensgroß ist.

Peters: Durch die Figuren kann man auch verschiedene Fiktions-ebenen zeigen. In Kopf an Kopf beispielsweise, was im Superhirn vorgeht. Dabei setzen wir alles ein, was sich bewegen läßt, von der Handpuppe bis zum Schattenspiel.

Fragen: Iris Schneider