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Die Grimaldis und die KlatschpresseSie liebten und sie schlugen sich

Bei der Fürstenhochzeit in Monaco am Wochenende sitzt die People-Presse wie immer ganz vorne - Freud und Leid der Grimaldis sind für beide Seiten ein gutes Geschäft.

Die Grimaldis 1997: Caroline, Albert, Stephanie und Rainier III. Bild: reuters

Mit seiner Glamourhochzeit, die als Jahrhundertereignis organisiert und begangen wird, sorgt Albert II. von Monaco dafür, dass sein Minireich nicht in Vergessenheit gerät. Dank der Regenbogenpresse sind uns die Mitglieder der Fürstenfamilie in diesem Operettenstaat an der Côte dAzur seit jeher fast so vertraut wie Nachbarn. Wer hat nicht schon mal beim Friseur oder im Wartezimmer in den Illustrierten die letzte Fortsetzungsgeschichte der Grimaldi-Familiensaga gelesen und sich gefragt, woher diese Informationen stammen und immer gleich auch, ob sie für bare Münze genommen werden können.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Monaco mit seinem weltberühmten Spielcasino ein ruhiger, aber mondäner Treffpunkt ausländischer Gäste. Erst Alberts Vater, Rainier III., verwandelte das Fürstentum wirklich in einen internationalen Finanzplatz, der vor allem Steuerflüchtlinge aus Sport und Showbusiness anzog. Dazu brauchte es Werbung, und für die sorgte der Medienwirbel, den er mit seiner als Kinoromanze inszenierten Hochzeit mit dem Hollywoodstar Grace Kelly auslöste.

Seither besteht zwischen der Familie Grimaldi und der People-Presse mit ihren Paparazzi eine von Hassliebe geprägte Symbiose: Die Illustrierten verkaufen sich vor allem mit den Fotos, Skandalen und Tragödien der beiden Prinzessinnen von Monaco gut, umgekehrt hängt das Wohlergehen des Fürstentums von seiner internationalen Bekanntheit ab, die umgekehrt proportional zu seiner winzigen Fläche (202 Hektar oder 2 Quadratkilometer) sehr groß ist.

Wie unerträglich dieses Medieninteresse für die Fürstenfamilie mitunter werden konnte, zeigte sich in den tragischsten Momenten der letzten Jahrzehnte: 1982, als bei einem Autounfall die Fürstin Grace starb und ihre jüngste Tochter Stéphanie verletzt wurde; 1990, als Stefano Casiraghi, der zweite Gatte der älteren Prinzessin Caroline, bei einem Schnellbootrennen tödlich verunglückte.

Eine Träne zwei Millionen

Vor allem Caroline und Stéphanie bezahlten für ihre Berühmtheit in der Regenbogenpresse einen hohen Preis - den sie sich jedoch mit Schadenersatzklagen wegen Verletzung ihrer Intimsphäre regelmäßig auch vergüten ließen: "Ein Lächeln eine Million, eine Träne zwei Millionen", lautete laut den Fotografen angeblich eine Zeit lang der Tarif für ein besonders aufregendes "gestohlenes" Bild. Für ihre Indiskretion wurden sie mehrfach verurteilt. Letztlich waren auch die Prozesse Medienereignisse: Sieben Mal gelangte die inzwischen mit Prinz Ernst August von Hannover (unglücklich) verheiratete Caroline an das Bundesverfassungsgericht, um schließlich 1999 in Karlsruhe durchzusetzen, dass der Geltungsbereich der geschützten Privatsphäre erweitert wurde. Die Bunte hatte Fotos von Caroline mit ihrer Tochter in einem Paddelboot abgedruckt.

Wie ein Grimaldi von Gerüchten in der Klatschpresse profitieren kann, erlebte Albert II., als bekannt wurde, dass er die Vaterschaft für zwei uneheliche Kinder anerkannt hat. Manche im Fürstentum hatten schon an seinem Willen oder seiner Fähigkeit, für den Fortbestand der Dynastie zu sorgen, zu zweifeln begonnen und sahen nun über die Fehltritte ihres katholischen Fürsten umso gnädiger hinweg. Sie erwarten, dass die Heirat und der ersehnte offizielle Nachwuchs dem Fürstentum eine neue Zukunft verheißt. Zu den Hochzeitsgästen in den vorderen Reihen gehören darum selbstverständlich auch die Medien.

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1 Kommentar

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  • AK
    alexander Krampe

    Wenn Personen des sogenannten öffentlichen Lebens wie Prinzessin Hannover ihre Privatsphäre schützen wollen, dann sollen sie ihr Vermögen zurückgeben oder zumindest in unauffälligen Häusern leben. Es ist doch lächerlich, als Palast- und Gelderbe Dinge, die aufgrund ihrer Seltenheit nun mal im Brennpunkt des Interesses stehen, auf Wahrung der Privatsphäre zu pochen, wenn die Lebenssituation eben einem Repräsentanten entspricht (nichts anderes sind besonders Träger von Adelstiteln). Solche Schicksale sind öffentliche Schicksale, an denen sich die Aufmerksamkeit des unauffäligen Bürgers spiegelt und mißt. Fraglos ist das ein enormer Druck auf der Individualität der jeweiligen Person. Dafür existieren dann aber auch andere Privilegien.

     

    Naturgemäß gibt es Personen mit großem Vermögen oder großenTiteln, die nicht in der Regenbogenpresse erscheinen. Allerdings auch nicht dann, wenn es ihnen grade mal paßt. Wer in Kathedralen als Prinz heiratet und dies vermarktet und abgebildet sehen will (und das dementsprechend auch zuläßt), der wird eben auch in Situationen abgelichtet, die nicht dafür bestimmt sind.

     

    Große Vermögen und Titel gibt es nicht umsonst, ebenso wie jedes andere Schicksal.