Die Gesellschaftskritik: Ich habe Schuppenflechte
WAS SAGT UNS DAS?Der Trend geht weg von der frittierten Kartoffel
Gemüsechips sind das nächste große Ding und gleichzeitig der Pol Pot unter den als essbar verkauften Substanzen. Will man die Basis der kleinen Industriearbeiter nicht im Stich lassen, muss weiterhin zuverlässig gelten: Opel bleibt Opel (heute original so im Radio gehört den Satz, wirklich: „Opel muss Opel bleiben“; wie kann man da nur an die Möglichkeit abweichender Meinungen denken, bei so einem Satz, Fragezeichen, einfach nur toll, Ausrufezeichen), und Nahrung bleibt Nahrung.
Wer ernsthaft so was wie „Gemüsechips“ kauft oder gar isst, sagt vor allem eines: „Ich hab Schuppenflechte!“ Und das ist ja auch vollkommen okay. Na ja, eigentlich nicht. Ganz und gar nicht. Also Schuppenflechte schon. „Gemüsechips“ nicht.
Was soll als Nächstes frittierbar sein dürfen? Erde? Frauen? Hunde? Glas? Platt gewalzte Igelmägen? Das wird nicht passieren, nicht annähernd, aber so was von, absolut, durchaus, ja, genau, auch wenn das perverse und schon von Ursünden wie Ovomaltine, Kochen, Wind, schlechtem Wetter, dem Niedergang der Linken, Twitter oder Gentrifizierungen durch kleine, süße Zweizimmercafés mit abgeranzten Holztischen ohne Tischdecke bekannte Konglomerat aus Marktforschern, Early Adoptern und stinkenden Hippies noch so erbittert agitiert. – Was wollt ihr, Gemüsechips? Sagt es oder schweigt für immer. Besser: Schweigt. Adrian Schulz
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