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Die GesellschaftskritikEndlich mal danebengegriffen

Kanadas Premierminister Justin Trudeau blamiert sich mit einem übereifrigen Nachruf auf Fidel Castro. Die Netzgemeinde reagiert satirisch.

Trudeau im Kreise guter Freunde Foto: ap

Fidel Castro ist tot und das finden wir…

… spitze, sagten zumindest etliche ExilkubanerInnen, die am Wochenende in Miami über den Tod des Exdiktators jubelten.

… traurig, sagte Bruder und Nachfolger Raúl Castro.

… in jedem Fall historisch, einigten sich weitestgehend die westlichen Medien, die die Tragweite von Castros Wirken anerkannten, ohne ihn zu verklären.

Ganz anders der kanadische Premier Justin Trudeau, der in seiner offiziellen Stellungnahme zum Tod des Commandante schier nicht mehr einzufangen war: Fidel Castro sei „überlebensgroß“ gewesen und habe „seinem Volk über ein halbes Jahrhundert lang gedient“. Trudeau bezeichnete Castro weiter als „legendären Revolutionär, der das Bildungs- und Gesundheitssystem des Inselstaats merklich verbessert“ habe. Trudeau unterstellte „dem kubanischen Volk“ eine „tiefe und langwährende Zuneigung zum ‚Comandante‘“.

Dass das übers Ziel hinausschießt, fanden nicht wenige in den sozialen Medien. Unter dem Hastag #TrudeauEulogies – unmöglich auszusprechen, aber heißt so viel wie „TrudeauLobreden“ – griffen NutzerInnen das Gesülze des Premiers satirisch auf: „Osama bin Laden war zweifellos eine kontroverse Figur, aber sein Beitrag zur Flughafensicherheit sucht seinesgleichen“, schrieb ein Twitter-Nutzer.

Bis jetzt war Justin Trudeau ein Liebling der Netzcommunities, an dem selbst die notorischsten Online-NörglerInnen nichts Schlimmes zu finden schienen. Wir erinnern uns: Er sieht gut aus, hat Humor und nennt sich Feminist. Mit seinem zuckersüßen Abgesang hat er es nun geschafft, sich auch mal negative Publicity einzufangen – eine weitere historische Leistung, die man getrost Fidel Castro anrechnen kann.

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10 Kommentare

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  • also hat der gute justin doch mehr als aussehen zu bieten: die aussage zu fidel macht ihn mir erst richtig sympathisch - gerade WEIL er was anderes, ganz eigenes sagte als das, worauf sich die übrigen westlichen heuchler "geeinigt" hatten (offenbar unter ausschluss von kanada?)

    hut ab justin - du wirst erwachsen..!! :)

  • Wenn jemand danebengegriffen hat, dann wohl Peter Weissenburger. Allein schon der erste Satz des Artikels disqualifiziert.

  • also hat der gute justin doch mehr als aussehen zu bieten: die aussage zu fidel macht ihn mir erst richtig sympathisch - gerade WEIL er was anderes, ganz eigenes sagte als das, worauf sich die übrigen westlichen heuchler "geeinigt" hatten (offenbar unter ausschluss von kanada?)

    hut ab justin - du wirst erwachsen..!! :)

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    Herr Weissenburger, wieder mal nichts begriffen?!

  • Ok ok - nach - ja ja -

    Der Badesöder im Herrenburkini &

    Wonder Woman steht auf Frauen -

    Mal ne Eloge mit eu - Gut!

    Denn mit - "Endlich mal danebengegriffen by

    Peter Weissenburger - ist endlich der tiefere Grund klar -

    Für Friedrich Küppersbusch' welthistorischer Nachfrage -

    "Wann bitte - stehen russische

    Mittelstreckenraketen auf Kuba &

    In Kanada?"

     

    kurz - Ja ja - die Peterles du taz. &

    Kindermund BS -

    "Peter Pöter Schwerenöter!";)

    http://www.taz.de/!5335168/ http://www.taz.de/!5345271/

  • ihr jungen ab- und schönschreiber, die ihr noch nie in kuba wart und die liebe des volkes zu diesem revolutionär auch nur erahnt hättet - dieser mann hat silvester 1958 die diktatur des fulgencio batista gestürzt und sich der nachbarlichen imperialmacht usa in allen mordvarianten erfolgreich erwehrt; sein companero ché guevara war das idol aller südamerikanischen revolutionen. er suchte nicht nur die freiheit für sein volk, sondern frieden für die welt, derweil unsere "freunde" völkerrechtswidrige kriege nach imperialem gusto - entschuldigung: nach den selbstherrlichen und willkürlich gewählten sicherheitsinteressen der amerikanischen nation, - führten und die welt destabilisieren: muchas gracias, fidel.

    • @hanuman:

      Also nach dem, was ich so gehört habe, haben viele Leute in Kuba Castro und seine Clique für die Unterdrückung und das Eingesperrtsein inbrünstig gehasst. Zumindest in den 90ern / 2000ern. Wie es davor war weiß ich nicht.

    • @hanuman:

      und wieviele oppossitionelle haben in cuba unter diesem mann gelitten?

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @Dideldidum:

        ...wie sagte Fidel Castro doch so schön, als die linke Opposition in Cuba durch den Diktator Batista zu Tausenden hingerichtet wurden, gab es keinen Aufschrei im 'Westen' ; )

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Das nenne ich Meinungsfreiheit, wenn auch mal ein Premier aus dem Mainstream ausschert.