■ Press-Schlag: Die Gelddruckmaschine rotiert
Es geht um viel Geld, um sehr viel Geld, um massenweise Geld. Das ist bei diesem Spiel so. Das Spiel heißt Champions League. Eigentlich heißt es Monopoly – für 16 Vereine ohne Altersbeschränkung. Die Bank wird verwaltet vom Europäischen Fußball-Verband (UEFA). In der Kasse der jährlichen Spielrunde befinden sich 190 Millionen Schweizer Franken. 140 Millionen davon werden nach einem Schlüssel, der entfernt was mit Fußballregeln zu tun hat, an die Mitspieler ausgeschüttet. Aber diese weiterentwickelte Version des beliebten Gesellschaftsspiels ist viel humaner als das klassische Monopoly. Im Gegensatz zum Brettspiel kann man nicht mal was verlieren: Alle dürfen in der Schloßallee übernachten und werden dafür noch bezahlt. Man kann Spiele verlieren, wie es die Bayern gerade vormachen, und verdient sich trotzdem noch dusselig. Dafür, daß alle Mitspieler ihre Vermarktungsrechte exklusiv an die UEFA abtreten, werden sie fürstlich getröstet. Allein das Erreichen des Viertelfinales bringt schätzungsweise vier Millionen und das ohne Punktprämien aus Gruppenspielen. Selten war es leichter, verschuldete Vereine zu sanieren.
Nun ist aber etwas Sand in die bisher unglaublich geschmiert laufende Gelddruckmaschine geraten. Ausgerechnet der Mitspieler aus dem Armenhaus Rumänien, Steaua Bukarest, zeigte sich undankbar und schloß einen eigenen Vertrag mit der Schweizer Rechteverwertungsgesellschaft CWL ab. Diese wiederum klagte, und ein Gericht entschied letzte Woche, daß die Heimspiele der Rumänen nicht von der UEFA im Ausland übertragen werden dürfen. Am Mittwoch nun erreichte die CWL gar eine einstweilige Verfügung, die das gesamte Champions-League-Konzept anzweifelt und die exklusive Vermarktung durch die UEFA in Frage stellt. Eine „unangenehme Überraschung“ für den UEFA- Präsidenten Lennart Johansson.
Rein theoretisch könnten Ball und Rubel in der nächsten Saison also wieder ganz konventionell und regional vermarktet rollen, aber das ist wohl nicht zu erwarten. „Die UEFA wird nicht zulassen, daß dieses Konzept zerstört wird“, droht Johansson und verhandelt schon mit CWL, damit die nicht vor Gericht gehen, um die Einzelvermarktung festschreiben zu lassen. Gehen Sie nicht über Los und ziehen Sie trotzdem 4.000 Mark ein! Genug Geld ist ja da, löst bekanntlich fast jedes Problem, und Johansson ist sowieso „nicht besorgt“, denn „die Klubs wollen die zentrale Vermarktung durch die UEFA“. Es werden sich sicherlich zur Zufriedenheit aller noch ein paar Krümelchen vom Kuchen finden. Vielleicht darf die CWL ein besonders rotes Hotel auf dem Spielplan errichten. Die nichtbeteiligten Verbände wurden mit 55 Mio. Franken in den letzten drei Jahren ruhiggestellt.
„Die Liga hat einen neuen Standard im Sportmarketing gesetzt und ist in den vergangenen drei Jahren zum Markenzeichen geworden“, weiß Johansson und meint, die Kohle bilde schon Halden auf der Parkstraße. Viele grüne Häuschen und noch mehr Hotels hat die UEFA in den letzten drei Jahren mit der Champions League gebaut. Die frisch sanierte Badstraße wieder kleineren Immobilienhaien zu überlassen wegen ein paar aufmüpfiger Rumänen, wär nun wirklich zu doof. Thomas Winkler
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