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Die „Freikorps“ in Südafrikas Townships

■ Die neue Gewaltwelle in den Johannesburger Schwarzensiedlungen Alexandra und Soweto hat bisher über 70 Tote gefordert/ Nach Darstellung von Bürgerrechtsbewegungen stehen Manöver zur Kontrolle der Townshipverwaltungen hinter den Kämpfen

Johannesburg (afp/taz) — Nach den blutigen Zusammenstößen im schwarzen Township Alexandra in Johannesburg, bei denen am Sonntag nach der jüngsten Bilanz 36 Menschen getötet und mehr als 60 verletzt worden waren, ist es in der Nacht zum Montag offenbar auch im größten südafrikanischen Township Soweto zu Unruhen gekommen. Ein Einwohner von Soweto teilte mit, eine große Gruppe ANC-Anhänger habe eine Vergeltungsaktion gegen die zu den Zulus gehörenden Inkathakämpfer begonnen, die in der vergangenen Woche Angehörige der Xhosas aus einem Arbeiterwohnheim in Soweto vertrieben hatten. Der Einwohner sprach von „heftigen“ Kämpfen. Dabei sollen mindestens 40 Menschen getötet worden sein. Auch im Township Tembisa wurden nach Angaben der Polizei am Sonntag vier Menschen bei Kämpfen in der Nähe eines Arbeiterwohnheims getötet.

Im Township Alexandra war es am Wochenende zu blutigen Zusammenstößen zwischen Anhängern der Verwaltung des schwarzen Townships und Befürwortern einer Neuordnung der Kommune gekommen. Wie vor einer Woche in Soweto war auch hier die Tötung eines Zulu-Arbeiters in einem Wohnheim für Wanderarbeiter der Auslöser der Gewalt. Er wurde am Samstag mit einem brennenden Autoreifen um den Hals getötet. Im Nachhinein behaupteten einige, der Vorfall sei von der Zulu- Partei Inkatha inszeniert werden, um den ANC aus Alexandra zu vertreiben. Ein anderer Wohnheimbewohner wurde von seinen eigenen Kollegen getötet: Er hatte vergessen, sein rotes Inkatha-Stirnband zu tragen, wurde für einen ANC-Anhänger gehalten und umgebracht. Die Polizei riegelte das Wohnheim mit Stacheldraht ab, um die im Heim befindlichen Inkatha-Kämpfer zu isolieren, und ließ auch am Sonntag niemanden mehr hinein.

Wer für die massive Gewalt im bis dahin friedlichen Township am Sonntag verantwortlich war, ist umstritten. ANC-Anhänger sprachen von einer seit langem von der Inkatha geplanten Operation. Nach Angaben der Bürgervereinigung von Südtransvaal (CAST), die vom Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) unterstützt wird, stand die am Samstag morgen ausgebrochene Gewalt auch im Zusammenhang mit der Feindschaft von ANC-Anhängern und der Inkatha-Bewegung. CAST machte jedoch vor allem die südafrikanische Regierung dafür verantwortlich, die Gewalt zur Wahrung ihrer Interessen in den Townshipverwaltungen provoziert zu haben.

CAST hatte eine Kampagne zur Neubildung der Townshipverwaltung ins Leben gerufen, die als korrupt gilt. Dagegen hätten sich bewaffnete „Freikorps“ zur Wehr gesetzt, die Buthelezis die Inkatha-Bewegung als Deckmantel für ihre Gewaltaktionen benutzt hätten, erklärten CAST-Mitglieder. Der Generalsekretär der Bewegung, Sam Ntuli, vermutete, die „Freikorps“ sollten einen Plan der regierenden Nationalpartei (NP) unterstützen, der angeblich schwarze Stadträte dazu benutzen will, eine Unterstützungsbasis der NP in den schwarzen Stadtverwaltungen zu schaffen. Der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit, Sandile Lebese, erklärte, die Verursacher der Gewalt hätten ein Interesse daran, die Apartheidstrukturen der aktuellen Townshipverwaltungen aufrecht zu erhalten. ANC und CAST versuchen, gegen diese „unpopulären Strukturen“ vorzugehen.

Nach einem Treffen zwischen Führern von ANC, CAST, der Inkatha-Bewegung und der Polizei erklärten CAST-Mitarbeiter am Samstag auf einer Pressekonferenz, es habe keine „fundamentalen Differenzen“ unter den Beteiligten gegeben. Kurz nach dem Treffen sei jedoch eine Gruppe von Schwarzen, darunter auch Mitglieder der Inkatha-Bewegung, aus ihrem Wohnheim ausgebrochen, das die Polizei zuvor mit Stacheldraht abgeriegelt hatte. Sie hätten damit begonnen, Menschen anzugreifen und zu töten. Angesichts der anhaltenden Gewalt sind zahlreiche Frauen und Kinder in Alexandra in das städtische Krankenhaus des Townships geflohen.

Kommentar Seite 10

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