Die EWE Baskets Oldenburg gegen Bayreuth: Ordentlich Radau
Die EWE Baskets Oldenburg starten mit neuem Kader in die Saison und veranstalten bei ihrem ersten Heimspiel eine Achterbahnfahrt mit Happy End: Gegen Bayreuth gelingt der zweite Sieg im zweiten Spiel.
OLDENBURG taz | Tagesgespräch war das erste Heimspiel der EWE Baskets in der Stadt vielleicht nicht unbedingt, schließlich findet direkt neben der Arena zeitgleich das Abschlusswochenende des jährlichen Kramermarkts statt - für die meisten Oldenburger das wichtigere Ereignis. Für die angereisten Bayreuther Fans muss es beeindruckend gewesen sein, Tausende trinkender und gröhlender Menschen in Richtung EWE-Arena - und letztlich dankenswerterweise an ihr vorbei - pilgern zu sehen.
Drinnen sorgen die 3.148 Fans, die das erste Heimspiel der neuen Saison kaum mehr erwarten konnten, für ordentlich Radau. Obwohl die Arena zu den kleinsten Hallen der Bundesliga zählt - oder vielleicht auch gerade deshalb -, vermittelt die Kulisse das Gefühl, sich in einer Basketball-Hochburg zu befinden. Und ein bisschen ist Oldenburg das ja auch.
Zwar ist die Euphorie nach der Meisterschaft von 2009 längst abgeklungen: Darüber, dass die Baskets nicht zu den absoluten Topfavoriten gehören, ist sich jeder bewusst, zu sehr hat Bamberg die Liga zuletzt dominiert, zu stark wird Alba Berlin eingeschätzt. Zum erweiterten Kreis der Titelaspiranten werden die Oldenburger dennoch gerne gezählt. Vereinsführung und Fans halten sich bei den Erwartungen allerdings bedeckt: Das Erreichen der Play-offs ist das Minimalziel, alles andere wäre eine herbe Enttäuschung. Danach sehe man weiter.
Mehr ist an Voraussagen wohl auch nicht drin, schließlich weiß niemand so recht, was von dem neuen Team zu erwarten ist. "Neu" ist wörtlich zu nehmen: Die Baskets haben sich einen Radikalumbau geleistet, nur Kapitän Rickey Paulding und Robin Smeulders sind vom Kader der letzten Saison übrig geblieben, zehn Spieler haben das Team verlassen, neun sind hinzugekommen.
Unter ihnen Rückkehrer Milan Majstorovic, der wie Paulding der Meistermannschaft von 2009 angehörte. Beide haben bei den Fans deshalb einen dicken Stein im Brett, messbar am Lautstärkepegel von den Rängen, wenn sie das Feld betreten oder Punkte erzielen. Man schwelgt gerne in den glorreichen Zeiten, zumal es bereits der zweite Groß-Umbruch ist: Bereits 2010 war das Team umgekrempelt worden, und als besonders erfolgreich galt dieser Versuch nicht.
Der dritte im Bunde der Publikumslieblinge ist, das lässt sich bereits jetzt sagen, ein Neuzugang mit dem zappaesken Namen Bobby Brown. Die Verpflichtung des NBA-Veterans, der vom Spitzenclub Aris Saloniki kam und auch schon mal für Alba spielte, wurde von den Fans bejubelt.
Brown soll als Aufbauspieler Regie führen, gemeinsam mit Paulding und den Neuverpflichtungen Ronnie Burrell, Adam Chubb und Kenny Hasbrouk ist es eine rein US-amerikanische Starting Five, die Oldenburg aufs Feld schickt. Und die sich von Bayreuth sofort schwindeliger machen lässt als die Kramermarktsbesucher nebenan von der Achterbahn.
Auf 0:6 ziehen die Gäste davon, kurz darauf auf 6:20, das erste Viertel ist, auch wenn das Zwischenergebnis von 21:25 versöhnlich klingt, desaströs. Viel läuft nicht zusammen im neuen Oldenburger Team, das sich zahlreiche Fehlpässe und -würfe leistet. Der an der Bande wirbelnde Baskets-Trainer Predrag Krunic stellt um, lässt Paulding und Burrell im zweiten Viertel ganz und Chubb und Brown über weite Strecken draußen, erst kurz vor der Halbzeit kann Oldenburg zum ersten Mal ausgleichen.
Eine enorm starke Phase im dritten Viertel reicht den Baskets, um den Sieg unter Dach und Fach zu bringen. Vor allem die Starting Five drehen plötzlich auf, sind überhaupt nicht wiederzuerkennen, erzielen 15 Punkte in Serie. Nun sind es die Bayreuther, die das Achterbahngefühl erleben und sich in eine Auszeit retten. "Wir haben das Spiel in drei Minuten verloren", resümiert der Bayreuther Trainer Andreas Wagner. Am Ende heißt es 87:66, ein Ergebnis, dessen Höhe über die Schwierigkeiten hinwegtäuscht, die die Gastgeber hatten.
Im Mittelpunkt stets Bobby Brown, der die Bälle verteilt, einige wunderbare Dreier wirft und mit 30 Punkten auch auf dem Papier der Garant des Heimsiegs ist. Die Fans verabschieden ihn bei seiner Auswechslung kurz vor Schluss lautstark, sie haben eine neue Galionsfigur gefunden - und vielleicht auch neue Erkenntnisse über ihr Team, das erst noch zusammenwachsen muss, aber immerhin ein Spiel drehen kann. Es ist ja noch Zeit bis zu den Play-offs. Und zumindest für ein paar Tage dürfen sie sich über die Tabellenführung freuen: Bamberg und Berlin haben erst noch Spiele aufzuholen.
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