Die Deutsche Bank hat sich verzockt: Viva Las Vegas!
Wenn sich Zocker mit einer Zockerbude verzocken: Die Deutsche Bank investiert vier Milliarden Dollar in ein Casino in Vegas, mietet sich "The Killers" – und hat nun ein Problem.
FRANKFURT AM MAIN taz | Die Deutsche Bank, Branchenleader im Inland und einer der größten Zocker im globalen Finanzcasino, bekommt jetzt in den Staaten ausgerechnet wegen ihres monetären Engagements in der Glücksspielmetropole Las Vegas Ärger mit Anlegern. Moralinsaure Evangelisten, Sozialethiker und Umweltschützer in den USA werfen den deutschen Bankern um Vorstandsboss Josef Ackermann unisono die 100-prozentige Beteiligung an dem zu Silvester 2010 eröffneten Casinokomplex "Cosmopolitan" in Las Vegas vor.
Die an der Wall Street gehandelte Aktie der Deutschen Bank jedenfalls flog nach Angaben des Anlegermagazins Börse online Anfang Februar aus gleich sieben Unterindizes der "Dow Jones Sustainability Indizes" raus, der weltweit wichtigsten Familie für nachhaltige Börsennotierungen. Auch Ethikfonds in Deutschland wie etwa der Öko-Aktienfonds der DZ Privatbank verbannten die Papiere der Deutschen Bank aus dem Portfolio, wegen "Beteiligung am Glücksspiel". Die Deutsche Bank betreibt das Megacasino aber nicht selbst, sondern ist der Finanzier.
Und das auch noch eigentlich wider Willen. Erst nachdem der ursprüngliche Investor mit der unter anderem von der Deutschen Bank geliehenen Kohle für den Kasinobau insolvent wurde, stieg Ackermann selbst als Investor und auch Bauherr ein - mit 4 Milliarden US-Dollar. Zur Eröffnung floss der Schampus in Strömen. Der Frontmann der US-Rockband "The Killers" sang dazu, auch "Coldplay" waren geladen.
Jetzt aber kommt der Kater – auch wenn der Boykott der auf Nachhaltigkeit bedachten Anleger den Aktienkurs der Deutschen Bank sicher nicht nachhaltig beeinflussen wird. Der Imageschaden aber gerade in den USA wird von Ackermann nicht so einfach hinweggelächelt werden können. Schon beschäftigen sich linke Gruppen in den Staaten auch mit den Arbeitsbedingungen im neuen "Casino Deutsche Bank". Ein Sprecher der Bank in den Staaten sah sich genötigt, zu erklären, dass man eine Bank bleiben und kein Spielbankenbetreiber werden wolle.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm