: Die Bühne selbst gezimmert
■ „Sixpack“: Sechs künftige Theaterregisseure zeigen ihre Inszenierungen in der Zeise-Halle
Immer nur Kino in den Zeisehallen? Daß das nicht sein muß, wollen sechs selbstbewußte junge Leute in den kommenden Wochen beweisen. Unter dem kessen Festival-Titel Sixpack '94 – das Theaterereignis zeigen die drei angehenden Theaterregisseure und drei Regisseurinnen des Studiengangs Schauspieltheaterregie am Institut für Theater, Musiktheater und Film ab dem 28. Mai ihre Diplominszenierungen.
In Eigenarbeit haben die Absolventen der dritten Abschlußklasse des Mini-Studiengangs - einmal im Jahr wird eine Klasse von sechs bis acht Studenten aufgenommen - einen abgegrenzten Theaterraum in dem Institut in den Zeise-Hallen ausgebaut. Höchstes Lob bekommen die Prüflinge natürlich von Ausbildungsleiter Manfred Brauneck: „Dieser Jahrgang hat Profil. Alle sind bereit zur Zusammenarbeit gewesen“. Auch Thalia-Intendant Jürgen Flimm, Lehrer der Regieklasse, bezeugt den Noch-Schülern größten Respekt: „Die haben ihr Festival ganz allein auf die Beine gestellt. Soviel Organisationstalent hab' ich selten gesehn“.
Mascha Pörzgen ist eine der Diplomanden. Die junge Frau mit den leuchtenden braunen Augen steckt voller Elan und Zuversicht: „Es macht vor allem Spaß“, sagt sie trotz schlechter Berufsaussichten, denn Regieassistenten sind in der Regel die ersten, die den Sparmaßnahmen an den Theatern zum Opfer fallen. Eine der Schwierigkeiten angehender Regisseure stellt für die 27jährige die sensible Arbeit mit den Schauspielern dar: „Ein Regisseur muß die Schauspieler auffangen können. Wir arbeiten ja vorwiegend mit ganz jungen Akteuren zusammen, die noch kein dickes Fell haben.“ Doch auch wenn die sechs Diplomanden ihre Prüfung bestehen – die Jury wird irgendwo in den Zuschauerreihen sitzen – bedeutet das noch lange keinen Einstieg in die Welt der Regie. „Es ist keine Regisseur-Ausbildung“, stellt Jürgen Flimm klar, „mit diesem Diplom hat man eben die Chance, erstmal ans Theater zu kommen“. Die Sixpack '94-Aufführungen sind in „Doppelpacks“, also jeweils zwei Aufführungen pro Abend, zu sehen. Doppelpack A vom 28. bis 31. Mai: Christian Schlüter mit Agrippina und Mascha Pörzgen mit Der Bär, Beginn 19 Uhr. Doppelpack B vom 8. bis 11. Juni: Der Tiefseefischer in der Regie von Maike Krause und Narr und Nonne unter Leitung von Nina Hartwig. Doppelpack C: Fräulein Julie in der Regie von Uli Hüni und Titus Georgie mit Fegefeuer in Ingolstadt. Die Sixpack-Longnight am 25. Juni zeigt die sechs Stücke in einer Nacht.
Katrin Wienefeld
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