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Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Anna annA Deutschland/Schweiz/Luxemburg R: Greti Kläy, Jürgen Bauer, D: Lea und Wanda Hürlimann, Ilona Schulze

„Anna ist allein, wie jeden Morgen. Beim Versuch, ein Buch zu kopieren, entdeckt sie der Hausmeister - sie versteckt sich im Kopierer und berührt dabei die PRINT-Taste. Nach heftigem Poltern und Blitzen steigt Anna aus ihrem Versteck - und steht sich selbst gegenüber. Sie hat sich kopiert! Greti Kläy und Jürgen Bauer haben nach dem Kinderroman von Lukas Hartmann einen witzigen und spannenden Film gemacht. Die Schweizer Zwillinge Lea und Wanda Hürlimann spielen Anna und annA wunderbar natürlich. Schließlich sind auch sie Experten in Sachen „Verwechslung“.“ (taz) Kino 46

Armageddon USA 1998, R: Michael Bay, D: Bruce Willis, Billy Bob Thornton, Steve Buscemi

„Logik, selbst deren rudimentäre Reste, darf man von einem Film wie „Armageddon“ nicht erwarten. Es wäre vermessen, zu hinterfragen, warum die NASA einen verlotterten Trupp Ölbohrer zur Asteroiden-Abwehr in den Weltraum beordert und nicht etwa - man könnte ja auf die Idee kommen - ausgebildete Astronauten. Geschenkt. Hier zählt nur das Wesentliche: Macht kaputt, was euch kaputtmacht - und sicherheitshalber auch alles andere. Alles an diesem Film ist übertrieben und restlos aufgebläht. Doch gerade im selbstironischen Spiel mit den Klischees des Genres entfaltet sich der subversive Witz des Macho-Spektakels: „Armageddon“ ist der erste Hollywood-Mainstream-Film der Neunziger, der gesund und unmoralisch gegen die Seuche der political correctness agitiert: Wenn die Menschheit schon draufgeht, dann bitte Frauen und Kinder zuerst.“ (Cinema) Europa, UFA-Palast, CinemaxX, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Muwi (Ol), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Arielle, die Meerjungfrau USA 1997, R: Ron Clements

„Zur Wiederaufführung spendierte Disney neue deutsche Synchronstimmen (u.a. Jan Josef Liefers) und neue Gesangsversionen. Erwischt hat's Ute Lempers Gesang. Das tut uns aber leid.“ (TV-Spielfilm) Schauburg, CinemaxX, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Aus dem Dschungel in den Dschungel USA 1997, R: John Pasquin, D: Tim Allen. Martin Short

„Ein Börsenmakler reist in den venezuelanischen Regenwald, um seine Ex-Frau zur Unterzeichung der Scheidungspapiere zu veranlassen. Im Busch angekommen, macht er die bestürzende Entdeckung, daß er Vater eines 13jährign Sohnes ist, der alsbald seinen Erzeuger nach New York begleitet. Dort entwickelt sich das übliche Kultur-Crash-Chaos. Ein netter, harmloser Familienspaß, der sich nur durch sein US-Kolorit vom Original (Herve Paluds „Little Indian“) unterscheidet.“ (Cinema) CinemaxX

B

Barneys großes Abenteuer USA 1998, R: Steve Gomer, D: George Hearn

„Ein pinkfarbener Dinosaurier ist schon seit Jahren in den USA der Liebling aller Kinder. Denn Barney, ein entfernter Verwandter von Samson aus der Sesamstraße, ist groß, knuddelig und gaanz lieb.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt

„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“ – O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“ mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“ (TV-Spielfilm) CinemaxX

The Big Lebowski USA 1998, R: Joel Coen, D: Jeff Bridges, John Goodman

Oblomov trifft hier auf Philip Marlowe, und man muß schon die irrwitzige Fantasie der Coen-Brothers haben, um den größten Faulpelz der Literaturgeschichte und Raymond Chandlers gebrochen romantischen Privatdetektiv in einer Figur zu vereinen. Jeff Lebowski gilt als „der trägste Mensch von Los Angels“: Der ewige Hippie läuft ständig bekifft und in Boxershorts durch den Film. Ausgerechnet dieser Antiheld wird nun in eine höchst komplizierte Entführungsgeschichte verwickelt, bei der die Konventionen des Detektivfilms von den Filmemachern mit schönstem Übermut ad absurdum geführt werden. (hip) City

Breakfast bei Tiffany USA 1961, R: Blake Edwards, D: Audrey Hepburn, Mickey Rooney

„Auf einer Ebene eine romantische Komödie mit Audrey Hepburn in ihrer schönsten Rolle und der oscargekrönten Filmmusik von Henry Mancini. Auf einer anderen Ebene aber eine asexuelle Travestie von Truman Capotes Roman ohne viel Schwung. Achten Sie besonders auf Mickey Rooneys exzessiv rassistische Karikatur eines japanischen Fotografen.“ (Christopher Tookey) Cinemaxx

Brombeerzeit Großbritannien 1997, R: David Leland, D: Catherine McCormack, Rachel Weiz, Anna Friel

„Drei hübsche junge Frauen in Uniform, temperamentvolle Städterinnen, die als Freiwillige auf einem Bauernhof beim Melken und Mistschippen, Pflügen und Rübenhacken mittun: „The Land Girls“ (so der Originaltitel) beschwört die Kriegsjahre in Südengland herauf, als eine Frauen-Hilfsarmee tatkräftig an der landwirtschaftlichen Heimatfront die Versorgung in Gang hielt. Der herzhafte, altmodisch freundliche Film (nach einem Roman von Angela Huth) schaukelt zwischem Amüsantem und Sentimentalem dahin, gönnt jeder Heldin eine Nacht mit dem gutmütigen Jungbauern und kippt erst am Ende ins Moralisch-Melodramatische ab, weil ja ein Krieg nicht ausgehen kann, ohne daß ein wenig gestorben wird. Luftwaffen-Liebhaber können eine echte Messerschmitt 109 über die Szenerie knattern sehen, von den titelgebenden Brombeeren fehlt aber jede Spur.“ (Der Spiegel) Cinema, UT-Kinocenter

C

Caipiranha Deutschland 1998, R: Felix Dünnemann, D: Rainer Basefow, Christine Kaufmann

„Fiese Nachbarn sind lustig - im Film. So läuft es auch bei den Wolters und den Grabowskis. Erst vernageln sie das gemeinsame Gartentor, dann errichten sie vier Meter hohe Lattenzäune, füttern schließlich ihre Katzen mit nachbarlichen Zierfischen und füllen Insektenvernichtungsmittel in Shampooflaschen. Alles nette Tips zum Nachahmen, aber der richtige Wahnsinn will bei Felix Dünnemanns Kinodebüt nicht aufkommen. Dabei wäre es so schön gewesen, wenn die Planierwalze nicht an der Terrassentür haltgemacht hätte. Zurückhaltung wünscht man sich eher beim Einsatz angedroschener Klischees: Müssen arbeitslose Akademiker denn immer bei Kerzenlicht Scrabble spielen, 16jährige gleich beim ersten Mal schwanger werden? Dies sind leider keine Killerhaie, sondern nur Zierfische.“ (Cinema) CinemaxX, Ufa-Palast, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Charlie und Louise Deutschland 1994, R: Joseph Vilsmeyer, D: Fritzi & Florianne Eichhorn, Heiner Lauterbach

„Neuverfilmung des Erich Kästner-Romans um zwei zehnjährige Zwillingsschwestern, die sich durch einen Zufall kennenlernen und entdecken, daß sie als Babys bei der Scheidung der Eltern getrennt wurden. In der Inszenierung eher glanzlos, überzeugt der Film vor allem durch seine symphathischen Darsteller, dank derer er doch manches von Kästners liebenswerter Utopie von harmonischem Familienleben vermittelt.“ (Zoom) Gondel

Chinese Box USA 1997, D: Wayne Wang, D: Jeremy Irons, Gong Li

„Als ich ,Chinese Box' sah, verwandelte ich mich in einen sterbenden Journalisten, betört von einer Stadt und einer bestimmten Frau in dieser Stadt. Ich wurde also verführt durch die Obsessionen dieses Films, obwohl ich mich vorher kaum für das Schicksal von Hongkong interessiert hatte. Die launenhaft erzählte und oft sentimentale Geschichte versperrt den Weg zu Wangs eigentlichem Brennpunkt, der in der undurchdringlichen Natur des Fremden und den Risiken der Entwurzlung liegt. Es gibt sicher viele, für die der Film nicht viel mehr als cineastisches Gekritzel ist: kunstvoll entworfen aber aufreizend unwirklich. Für mich liegt aber die Kraft von Wangs Film fast ganz in seinem grüblerischem Subtext – in der Art, wie er den Konventionen des Plots ausweicht, um die Offenbarungen in Charakteren und Stimmung zu suchen. Als eine elegante und sorgenvolle Liebeserklärung an ein verlorenes Land spricht ,Chinese Box' all jene an, die je versucht haben, die Heimat an einem Ort oder bei einer Person zu finden, nur um in sich selber heimisch werden zu können.“ (The New Yorker) City

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) CinemaxX, City

Contact USA 1997, R: Robert Zemeckis, D: Jodie Foster, Bill Clinton / Originalfassung ohne Untertitel

“Science Fiction“ im wahrsten Sinne des Wortes. In der Welt von heute, mit den wissenschaftlichen Möglichkeiten der 90er Jahre, wird hier über ein Radionteleskop ein Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation hergestellt. Und Robert Zemeckis (“Forrest Gump“) ist mehr als an den mysteriösen Fremden daran interessiert, wie wir auf sie reagieren würden. Deshalb sind die raffiniertesten Spezialeffekte des Films nicht spektakuläre Phantasiewelten oder Raumschiffe, sondern äußerst geschickte Vermischungen von Fact und Fiction. So sind etwa einige Auftritte und Reden von Bill Clinton so nahtlos in den Film eingeschnitten, daß es scheint, er rede über die Kontaktaufnahme mit den Außerirdischen und die Filmheldin Jodie Foster stehe dabei direkt neben ihm. (hip) Kino 46

D

Deep Impact USA 1998, R: Mimi Leder, D: Robert Duvall, Tea Leoni, Maximilian Schell, Morgan Freeman

„Mit einem Kometen, der auf die Erde zustürzt, droht der Menschheit, wenn sie Pech hat, etwa dasselbe Malheur wie den Dinosauriern vor 65 Millionen Jahren. Für ein Kinoszenario jedoch erweist sich diese Weltuntergangsdrohung als wenig aufregend und geradezu lächerlich banal: Hollywood-Weichkäse also, so gut wie mancher andere, der nicht einmal in den Gemütern von Katastrophenfreaks einen tiefen Einschlag („Deep Impact“) verursachen wird. Diesmal kommt, alles andere als überraschend, die Menschheit mit einem blauen Auge davon, doch der nächste Riesenkomet aus Hollywood wird unter dem Titel „Armageddon“ schon in zwei Monaten in den deuschen Kinos einschlagen.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast, CinemaxX

E

Echt Blond USA 1997, R: Tom DiCillo, D: Matthew Modine, Catherine Keener, Kathleen Turner

„Du bist nicht Tom Cruise!“, muß sich Schauspieler Joe von Casting-Agentin Dee Dee abhören. Später bringt sie ihn zwar beim Dreh für ein Madonna-Musikvideo unter, doch die Blonde im rot-weißen Bikini ist nicht das „Material-Girl“, sondern Tina, ein Body-Double, an dem nicht einmal die Haarfarbe echt ist. Es ist schnell klar, daß in Tom DiCillos cleverem, sehr unterhaltsamen Beziehungsgeflecht nichts so ist, wie es scheint. Die Hauptfiguren der episodenhaft verbundenen Stränge eint die Suche - nach Anerkennung, Ruhm und eben nach einer echten Blondine! DiCillo ist ein Meister der Verbindung von Traum und Realität. Geschickt mischt er Themen seiner letzten Filme „Living in Oblivion“ und „Box of Moonlight“, wobei es ihm sicher geholfen hat, daß sich die Welt der Mode und Models, Stars und Sternchen für seine bösen, aber nie bosartigen Seitenhiebe besonders gut eignet.“ (TV-Spielfilm) Schauburg

Eine Hochzeit zum Verlieben USA 1997, R: Frank Coraci, D: Adam Sadler, Drew Barrymore

„Daß die achtziger Jahre eine einzige Geschmacksverirrung waren, wird nach diesem Film niemand mehr bestreiten. Die Kitschkomödie um einen erfolglosen Sänger (Adam Sandler) und seine große Liebe (Drew Barrymore) läßt nichts aus. Stirnbänder, Fußballerfrisuren, New-Wave-Möbel und Pirate-style. Ziemlich komisch, wenn es nicht so gräßlich wäre.“ (Der Spiegel) UT-Kino, Ufa-Palast, CinemaxX, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Ein langes Leben Dokumentarfilm Deutschland 1998, R: Konstanze Radziwill / Sara Fruchtmann, D: Olga Bontjes van Beek, Helmut Schmidt

Der Film erzählt anhand von Interviews mit Familienangehörigen und Freunden die Lebensgeschichte der Fischerhuder Tänzerin und Malerin Olga Bontjes van Beek, die 1995 im Alter von 98 Jahren gestorben ist. Daß Altbundeskanzler Helmut Schmidt vor der Kamera gesteht, ein heißer Verehrer der schönen Olga gewesen zu sein, ist nur einer der vielen schönen Szenen dieses atmosphärisch liebevoll gemachten Films. (zott) Kino 46

Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski

„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) CinemaxX

F

Ferien auf Saltkrokan: Der verwunschene Prinz Schweden 1994, R: Olle Hellbom, D: Torsten Lilliecrona, Louise Edlind

„Im Mittelpunkt der Alltäglichkeiten und Konfliktchen auf Saltkrokan stehen diesmal die Robbe „Moses“, die ein geschäftstüchtiger Fischer den Kindern wegnehmen will, und der Bernhardiner „Bootsmann“, der in den falschen Verdacht des Wilderns gerät. Kinderfilm nach Astrid Lindgren.“ (Lexikon des internationalen Films) Atlantis

Freundinnen und andere Monster Deutschland 1998, R: Mika Kallwass, D: Wolke Hegenbarth, Ivonne Schönherr

„Kinder können grausam sein, besonders in diesem bestimmten Alter; Stichwort: Pubertät. Leider wirkt der Versuch erwachsener Filmemacher, Jugendkultur und Jugendsprache zu erfassen, oft steif und aufgesetzt. Daher haben die Drehbuchautoren die Kids selbst gefragt. Ob Regisseurin Mika Kallwass das getroffen hat, was ihre Girlie-Komödie der nächsten „Bravo“-Generation sagen will, muß die Zielgruppe im Kino schon selbst entscheiden. „Freundinnen...“ hat streckenweise durchaus Tempo und Witz, auch wenn mancher Dialog aus „Verbotene Liebe“ entliehen scheint, und das Ganze manchmal wie ein Update der „Lümmel von der ersten Bank“ wirkt.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter

G

Ganz oder gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Calryle, Tom Wilkinson, Mark Addy

„Weil nackt tanzen immer noch besser ist als arbeitslos herumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasegruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen - spöttisch, komisch und sentimental.“ (Der Spiegel) City

Gattaca USA 1997, R: Andrew Niccol, D: Uma Thurman, Ethan Hawke, Gore Vidal

„Irgendwann in ferner Zukunft werden schlechte Charakterzüge des Menschen mittels Genmanipulationen eliminiert. But nobody is perfect. Und so entpuppt sich die künstlich gezüchtete Gruppe der Menschen als gar nicht so astrein. Vor allem der Umgang mit Vincent (Ethan Hawke), einem auf natürliche Weise Geborenen, der niedrige Arbeiten verrichten muß. Als er heimlich die Identität eines Höhergestellten annimmt, scheint sein Traum, Astronaut zu werden, in greifbare Nähe gerückt. Doch dann gerät er unter Mordverdacht und sein Betrug droht aufzufliegen. Ein intelligenter Science-Fiction-Film, der in durchdachter Erzählweise Kritik an den Auswüchsen der Wissenschaft übt und die Zerstörung der Individualität zugunsten kontrollierter Gleichmacherei anprangert.“ (Bremer) Schauburg, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams

„Ein 20jähriges Mathematikgenie findet, mit neuen Freunden und neuen Erfahrungen konfrontiert, seinen Platz in der Gesellschaft. Ein Schauspielerfilm par excellence, der seine delikate Balance am Schluß leider zerstört, weil er überdeutlich auf die Seelenverwandtschaft seiner beiden Hauptfiguren hinweist.“ (tip) UT-Kinocenter

Grease USA 1978, R: Randal Kleiser, D: John Travolta, Olivia Newton-John

„Ist das wirklich schon zwanzig Jahre her, daß John Travolta „Sandy“ ins Mikro schluchzte und dann wie ein „Greased Lightning“ abzischte? Höchste Zeit für Nostalgie im Kino! „I got chiiills, they're mulitilying...“ (TV-Spielfilm) City, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Passage (Del)

H

Harry außer sich USA 1997, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Robin Williams, Kristie Alley

Der Originaltitel ist Programm bei Woody Allens neuem Film. In „Deconstructing Harry“ nimmt er sein Alter ego, den altbekannten Stadtneurotiker, so konsequent und gnadenlos auseinander wie noch nie vorher. Vor allem wagt er es, in der Rolle des alkoholsüchtigen, manipulativen und egozentrischen Schriftsteller Harry zum ersten Mal, einen unsympathischen Protagonisten zu spielen, den auch seine Witze nicht vor den Abgründen seiner Psyche retten können. Und auch die traditionelle Dramaturgie dekonstruiert Allen hier radikal. Der Film ähnelt noch am ehesten einem komplexen Spiegelkabinett mit 85 Sprechrollen und so unterschiedlichen Erzählebenen wie Familienszenen, Rückblenden in seine Jugend, Alpträumen und Ausschnitten aus den von Harry geschriebenen Büchern. Etwa in der Mitte des Films beginnen dann sogar seine Romanfiguren gegen ihren Autor zu rebellieren.“ (hip) Atelier

I

Ihre Majestät Mrs. Brown Großbritannien 1997, R: John Madden, D: Judi Dench, Billy Connolly

„Es war einmal eine Königin, die war nach dem Tod ihres geliebten Prinzen schon seit vielen Jahren so traurig, daß sie sich immer mehr vor ihrem Volk versteckte. Bis eines Tages ein einfacher Stallbursche auftauchte. Der bot der Monarchin sein Pony und seine Freundschaft an. Und so fand die Königin wieder Freude am Leben und herrschte noch viele Jahre. Kein Märchen, sondern die wahre Geschichte der Queen Victoria. Nach dem Tod von Prince Albert fiel sie anno 1864 in tiefe Depressionen - und das Königreich drohte auseinanderzufallen. Erst durch die Begegnung mit dem ruppigen aber herzensguten Stallknecht John Brown bekam die Lady wieder Lust am Leben. Judi Dench, bislang durch kauzige Nebenrollen a la „Zimmer mit Aussicht“ bekannt, spielt die Königin der Traurigkeit mit Bravour. Während andere Kostümfilme oft selbstverliebt mit ihrer Ausstattung hausieren gehen und in prunkvollen Bildertableaus steckenbleiben, sorgt hier eine geschickte Dramaturgie für durchaus kurzweilige Unterhaltung.“ (Dieter Osswald) Gondel

Im Körper des Feindes USA 1997, R: John Woo, D: John Travolta, Nicolas Cage

„Hongkong-Veteran Woo ist hier auf der Höhe seiner Kunst. Sein dritter amerikanischer Spielfilm funktioniert nicht nur als pyrotechnischer Knallbonbon, sondern auch als psychologisches Duell. Die schizophrene Atmosphäre sowie die starken Charaktere machen den ewigen Kampf gut gegen Böse zum Kern eines meisterhaften Melodrams. Den Alptraum in der Haut des meistgehaßten Feindes zu stecken, erzählt Woo konsequent zu Ende. Dabei nutzt der Regisseur Elemente seiner früheren Filme und inszeniert glänzend choreographierte Todesballette von makaberer Eleganz.“ (Bremer) CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

J

Jackie Brown USA 1998, R: Quentin Tarantino, D: Pam Gier, Samuel L. Jackson, Robert DeNiro

„Was machen Kult-Filmer nach ihrem Mega-Hit? Sie backen bewußt erstmal kleinere Brötchen. Auch Trendmeister entgeht der Versuchung, „Pulp Fiction“ krampfhaft zu überbieten. Statt dessen kocht er „Jackie Brown“ auf Sparflamme. Ein kleiner Krimi von Elmore Leonard (“Schnappt Shortie“), in dem eine pfiffige schwarze Stewardeß fürs FBI einen Waffenhändler überführen soll. Die spielfreudigen Akteure und der schmalzige 70er-Jahre-Soundtrack machen Quentins Krimi-Tango zum unterhaltsamen Kinovergnügen - ganz ohne Kult-Getue.“ (Bremer) Cinema

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann.“ (Der Spiegel) Cinema

Jerusalem Schweden 1996, R: Bille August, D: Ulf Friberg, Maria Bonnevie, Perlilla August

„Schweden um 1880: Um sein Erbe betrogen, muß der junge Ingmar hoch in den Wäldern im Sägewerk arbeiten, während im Dorf ein religiöser Fanatiker die Gemeinde aufwiegelt. All ihr Hab und Gut sollen sie verkaufen und ihm nach Jerusalem folgen, denn das Ende der Welt sein nah. Unter den Anhängern des Eiferers ist auch Gudrun, Ingmars große Liebe. Die Menschen in diesem epischen Heimatfilm nach dem Roman von Selma Lagerlöf sind wortkarg und verschlossen, aber innerlich brennen sie vor Sehnsucht und Leidenschaft. Ein Film, so schön und traurig, daß jeder schluchzt (auch wenn's am Ende wieder keiner gewesen sein will).“ (tip) Filmstudio

L

L.A. Confidential USA 1997, R: Curtis Hanson, D: Guy Pears, Russell Crowe, Kevin Spacey, Kim Basinger

„Wahrscheinlich kommen einem angesichts von „L.A. Confidential“ so viele andere, ältere Filme wie „Chinatown“ und die besseren Chandler- und Hammett-Adaptionen in den Sinn, weil diese James Ellroy-Verfilmung all jene Qualitäten aufweist, die sich die heutigen amerikanischen Studioproduktionen mit ihren schlichten Formeln und simplen Konzepten nicht mehr leisten zu können glauben: Sie wagt eine ungeheure Komplexität, läßt Raum für Widersprüche und Irritationen und nimmt sich viel Zeit für die Schilderung von durchwegs ambivalenten Figuren. Wenn nicht alles so modern und zeitgemäß anzusehen wäre, könnte man sagen: ein wunderbar altmodischer Film“ (epd-film) Filmstudio

The Last Waltz USA 1978, R: Martin Scorsese, D: The Band, Bob Dylan, Joni Mitchell, Eric Clapton / Originalfassung ohne Untertitel

„Scoreses „Letzter Walzer“ ist endlich ein Musikfilm, der seine Zuschauer weder mit überflüssigen Bildern aus dem Zuschauerraum belästigt, noch den Blick auf pittoreske Details beschränkt, wenn man doch nichts anderes will, als den Musikern beim Spielen zuhören und zuschauen. Scorseses Kunst ist die Kunst der Beschränkung. Sensibel wie in noch keinem Musikfilm zuvor begleitet die Kamera das Musizieren, greift Spannungsbögen auf, lenkt den Blick und damit auch das Ohr auf das Miteinander der Musiker, das Aufgreifen von Ideen.“ (Die Zeit) Kino 46

L'uomo delle stelle Italien 1995, R: Guiseppe Tonatore, D: Sergio Castellitto, Tiziana Lodato / Originalfassung mit Untertiteln

Deutscher Titel: „Der Mann, der die Sterne macht“. Selbst im kargen, armen Sizilien der 50er Jahre wußte jeder vom paradiesischen Leben der Filmstars. Und ein gewitzter Betrüger brauchte sich nur als Talentsucher der Universal Studios in Rom auszugeben, um den Leuten für angebliche Probeaufnahmen das Geld aus der Tasche zu ziehen. In Tornatores Film erzählen die vielen Sizilianer direkt in die klapprige Kamera des Bauerfängers von ihrer Arbeit, ihren Träumen, ihrem Elend und ihrer Heimat. Für Kinder, Mägde, Fischer, Polizisten und Banditen wird das Zelt mit der Kamera auf dem Dorfplatz zum Beichtstuhl, und Tornatore präsentiert ein buntes Kaleidoskop von sizilianischen Charkteren und Schicksalen. (hip) Kino 46

M

Das magische Schwert USA 1998, R: Frederick du Chau

„Nach dem nicht so richtig erfolgreichen Versuch der Fox-Studios, dem Marktführer Disney mit ,Anastasia' Konkurrenz zu machen, versucht nun also Warner Bros. – Heimat von Tricklegenden wie Bugs Bunny und Daffy Duck –, in die ,Domäne Disney' einzubrechen. Das auf der Artussage basierende Trickmärchen mit feministischem Touch und zielgruppengerechten Songs (auf deutsch gesungen von Nena und Hartmut „Pur“ Engler, im Original von Celine Dion, „The Corrs“ und Andrea Bocelli) ist ein harmloser Familienspaß ohne große Überraschungen, der zeichnerisch aber ein wenig enttäuscht. Nett, gediegen und nur dann so richtig witzig, wenn ein ständig mit sich selbst streitender Drache mit den Stimmen der einstigen „Doofen“ Wigald Boning und Olli Dittrich pappert.“ (TV-Spielfilm) Schauburg, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Mäusejagd USA 1997, Gore Verbinski, D: Nathan Lane, Lee Evans

„Die Brüder Ernie und Lars Smuntz erben eine Fabrik, ein Haus und eine Maus. Die Fabrik scheint den Brüdern wertlos zu sein, das Haus aber wollen sie versteigern; nur die Maus muß raus. Der Werbefilmer Gore Verbinski nutzt diesen einfachen Plot, um zu zeigen, was er so alles kann. Aber nach der zehnten überrraschenden Kamerafahrt ist die „Tom und Jerry“-Dramaturgie verbraucht, und auch die Maus fängt irgendwann an, höllisch zu nerven.“ (tip) CinemaxX

Das Mercury Puzzle USA 1998, R: Harold Becker, D: Bruce Willis, Miko Hughes, Alec Baldwin

„Viele Fragen bleiben offen nach Harold Beckers letzlich enttäuschendem Thriller mit Starbesetzung. Der neunjährige Autist Simon knackt den geheimen Zugangscode zum noch geheimeren „Mercury-Programm“. Wie? Anscheinend stand der Code in einem Kreuzworträtselheft, natürlich verschlüsselt. Warum, bleibt offen. Um die weitere Verbreitung des Codes zu verhindern, schickt Lt. Colonel Kudrow (Alec Baldwin) sein Spezialisten los. Auftritt FBI-Agent Art Jeffries (Bruce Willis), der den kleinen Codeknacker beschützen will. Obwohl streckenweise nicht unspannend, mißlingt dem Drehbuch der Spagat zwischen „Der einzige Zeuge“, „Rain Man“ und so ziemlich jedem Actionstreifen mit Bruce Willis. Nichts gegen den „Stirb langsam“-Star, aber wie oft wollen wir Willis noch mit gezogener Pistole um Häuserecken lugen sehen?“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, Ufa-Palast (OoU)

Mercury Rising USA 1998, R: Harold Becker, D: Bruce Willis, Miko Hughes, Alec Baldwin

Originaltitel und - Fassung ohne Untertitel von „Das Mercury Puzzle“. Kurzkritik siehe oben. UFA-Palast

Mr. Magoo USA 1997, R: Szanley Tong, Leslie Nielsen, Kelly Lynch

„Es ist bezeichnend, daß Disney in politisch korrekten Zeiten wie diesen am meisten damit zu tun hatte, die aufgebrachten Blindenverbände zu besänftigen. Am Ende des Films steht folglich ein Hinweis, nichts in „Magoo“ sei eine „akkurate Darstellung von Blindheit oder Sehschwäche“. Übersehen hat man dabei aber noch etwas: den Witz. Millionär Quincy Mogoo ist zu eitel (oder dämlich?), um eine Brille zu tragen, die er eigentlich dringend braucht. Das allein führt zu allerlei Chaos. Leslie Nielsen war mal komisch, jetzt ist er nur noch albern und stolpert durch kalmaukigen Slapstick, dem auch Regisseur Stanley Tong („Rumble in the Bronx“) nicht auf die Sprünge helfen kann.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter

Money Talks - Geld stinkt nicht USA 1997, R: Brett Ratner, D: Chris Tucker, Charlie Sheen

„Auf der Flucht vor übelgelaunten Mafiosi, ungeduldigen Kredithaien und dem gesamten Los Angeles Police Department sucht ein kleiner Gauner bei einem Fernsehreporter Unterschlupf. Ein Buddymovie wie gehabt, kaum Innovation, dafür aber reichlich Hysterie, wenn Tucker wieder einen unglaublichen Wortschwall über Freund und Feind ergießt: „Wenn sie mich erschießen, werde ich verdammt ungemütlich.“ (tip) CinemaxX, UT-Kino

Mord im Weißen Haus USA 1997, R: Dwight H. Little, D: Wesley Snipes, Diane Lane

„Ein schwarzer Beamter des Washingtoner Morddezernats soll den Tod einer Frau aufklären, die im Weißen Haus ermordet wurde. Nicht nur durch die Secret-Service-Beamtin, die ihm an die Seite gestellt wird, merkt er, daß ihm nur frisierte Imformationen zugänglich sind, weil der Präsident, sein Sohn und der Sicherheitschef des Oval Office zu den Verdächtigen zählen. Polizei-Thriller, der sich damit begnügt, die Mechanismen des Genres routiniert in Gang zu setzten. Kurzatmige Anspielungen auf aktuelle Zusammenhänge verpuffen ohne inhaltlichen Widerhall.“ (film-dienst) UFA-Palast

N

Niki de Saint Phalle Deutschland 1994, R: Peter Schamoni

„Niki de Saint Phalle hat - von ihren Schieß-Kunstwerken der frühen Jahre bis zum immer noch entstehenden Tarot-Garten in Italien - ein komplexes, vielfältiges bildnerisches Werk geschaffen, das die spannende Umsetzung einer Art Selbst-Therapie ist: von der Verarbeitung der Traumata ihrer Kindheit bis zum positiven Annehmen des Daseins. Dokumentarfilmer Peter Schamoni hat der Künstlerin ein wunderschönes Filmporträt gewidmet, das zum Glück immer wieder läuft.“ (taz) Cinema

P

Die Potemkinsche Stadt Deutschland 1988, R: Mischka Popp, Thomas Bergmann

„Ein Film über das Leben und Überleben in den modernen Trabantenstädten Europas. Er folgt den Spuren städtebaulicher Entwicklungen und findet Betonsiedlungen und „Megastädte“ im Ruhrgebiet, im Süden Madrids, am Rande von Amsterdam und in der von Rassismus und Drogenhandel geprägten Banlieu bei Paris. Entstanden ist dabei kein Film über Architektur, vielmehr eine philosophische Reflexion über beschädigtes Leben, die in Anlehnung an Alexander Mitscherlich Städte als die „Produkte der Phantasie wie Phantasielosigkeit“ versteht.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

R

Ryan's Daugther Großbritannien 1970, R: David Lean, D: Sarah Miles, Robert Mitchum, Trevor Howard / Originalfassung ohne Untertitel

„David Lean's epic story of a self-willed Irish girl at the time of World War One, her unsuccessful marriage to a quiet teacher, and the consequences of her passionate affair with a shell-shocked English army officer. The film won two Academy Awards, one for its photography and one for John Mills who moved totally out of character as the misshapen village shot. It also has outstanding performances by Robert Mitchum and Trevor Howard as teacher and priest. Respectively, but its love scenes are so picturesque they look more like TV commercials.“ (TV-Times Film & Video Guide) Kultursaal der Angestelltenkammer

S

Sechse kommen durch die Welt DDR 1971

Märchenfabel aus den Zeiten, als die Defa in der DDR noch gute Kinderfilme produziert hat. UFA-Palast

Sechs Tage, sieben Nächte USA 1998, R: Ivan Reitman, D: Harison Ford, Anne Heche

„Wenn ein Mann und eine Frau ganz offensichtlich nicht zusammenpassen, so kann, zumindest in altmodischen Kinokomödien, eine unfreiwillige Robinsonade auf einer Südseeinsel Wunder wirken. Anne Heche und Harrison Ford führen mit flottem Dialog-Pingpong vor, wie die hektische Modezicke den Buschpiloten, der sie durch eine Notlandung gerettet hat, als Survival-Partner schätzen und lieben lernt: ein Schönwetterfilmchen für schwerste Regentage.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, CinemaxX, Gloria (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Shigatse Schweiz 1989, R: Jürg Neuenschwandner

„Der Film zeigt die Schwierigkeiten der einst verbotenen und heute bewußt vernachläßigten tibetischen Klostermedizin gegenüber der von den Chinesen eingeführten westlichen Medizin. Das alte Wissen scheint langsam verlorenzugehen und den jungen TibeterInnen, die unter chinesischer Herrschaft aufgewachsen sind, fehlt der kulturelle und religiöse Bezug dazu. Anhand der tibetischen Medizin wird sinnbildlich die Gefahr eines unter Fremdherrschaft lebenden Volkes aufgezeigt, seine kulturelle Identität zu verlieren, aber auch die Anstrengungen, genau dies zu verhindern.“ (Kommunalkino) Kino 46

Sieben Jahre Tibet USA 1997, R: Jean-Jaques Annaud, D: Brad Pitt

„Den Stoff, aus dem die klassischen Monumentalfilme sind, liefert die Autobiografie des östereichischen Bergsteigers Heinrich Harrer: 1943 gelingttihm die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft in Nordindien. Er schlägt sich nach Tibet durch. In der für Fremde verbotenen Stadt Llasa gewinnt er die Freundschaft des junge Dalai Lama. Während er dem kleinen „Gottkönig“ alles über die Welt jenseits des Himalaya beibringt, färbt die buddhistische Lebens- und Denkweise seiner Gastgeber auf den Egomanen Harrer ab. Annaud läßt den „Mythos Tibet“ in prachtvollen Bildern lebendig werden.“ (TV-Spielfilm) Gondel

Space Jam USA 1996, R: Joe Pytka, D: Michael Jordan, Bugs Bunny, Daffy Duck

„Einen explosiven Cocktail aus Wirklichkeit und Cartoonfantasie hat das Team Reitman, Pytka da gemixt: Wo sich Bob Hoskins noch mit einem einzigen Zeichentrickhasen namens Roger Rabitt herumschlagen mußte, wird Michael Jordan, einer modernen Alice im MTV-Wunderland gleich, ganz in die Welt der Cartoonfiguren verpflanzt.“ (epd-film) CinemaxX

Starship Troopers USA 1997, R: Paul Verhoeven, D: Casper Van Dien, Dina Meyer

"Starship Trooper“ ist eine düstere Zukunftsversion, perfide getarnt durch leuchtend helle Farben. Eine wunderbare Klamotte für aufgeklärte Zuschauer. Und hier beginnt das Dilemma. Denn was Kino ist, entscheidet nicht nur die Intention derer, die es gemacht haben. Einigen wird Verhoevens Opus - unfreiwillig- den Eindruck vermitteln, daß Faschismus light okay sein kann.“ (Der Spiegel) City

T

1000 Morgen USA 1998, R: Jocelyn Moorhouse, D: Michelle Pfeiffer, Jessica Lange, Jason Robards, Jennifer Jason Leigh

„Akira Kurosawas atemberaubend schöner Film ,Ran' verpflanzte Shakespeares ,König Lear' in das Japan des 16. Jahrhunderts. Kurz vor seinem Tod plante Anthony Mann das Bühnenstück in einen Western zu verwandeln. Diese Adaption von Jane Smileys mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetem Roman hat ähnliche epische Aspirationen. Das dicht geschriebene Buch kommt auf über 365 Seiten als eine feministische Version von ,Lear' gerade so durch. Der dürftige 100 Minuten lange Film ist nicht einmal ein Möchtegern-,Ran', obwohl er durch die lächerliche Weise, in der er das Tragische verfehlt, oft unfreiwillig komisch wirkt. Während die Sprache von Shakespeare über allem wie eine göttliche Aura hängt, sind die Dialoge fast schon wieder feinsinnig in ihrer Banalität. ,Ihr Mädchen macht mich noch verrückt', sagt der Farmer Larry als die Lear-Figur. ,Die letzte Woche war die Hölle für die Kinder', sagt eine seiner Töchter. Merkwürdigerweise ist das einzige direkte Shakespeare-Zitat aus dem ,Kaufmann von Venedig': ,Glaubst Du, eine Brust wiegt ein Pfund? Dies ist mein Pfund Fleisch!' sagt eine Tochter verbittert nach einer Brustamputation.“ (The Observer) UFA-Palast

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story.“ (epd-Film) UT-Kinocenter, CinemaxX

Twentyfourseven Großbritannien 1997, R: Shane Meadows, D: Bob Hoskins, Danny Nussbaum / Originafassung mit Untertiteln

„Die Tristesse des Alltags junger Leute, die in einer englischen Kleinstadt herumhängen, wird durch einen Ex-Boxer vorübergehend beendet, der sie für seinen Boxclub gewinnen kann. Erzählt in melancholischen Schwarzweißbildern, gelingt dem jungen Regisseur Shane Meadows mit seinem professionellen Debüt ein berührender Film, in dem Bob Hoskins als gealterter Boxer eine seiner besten Darstellungen seit Langem zeigt.“ (tip) Cinema

Das Wissen vom Heilen Schweiz 1997, R: Franz Reichle

Der Dalai Lama hat Husten, und sein Leibarzt Dr. Tenzin Choedrak flüstert ihm ehrerbietig seine Ratschläge zu: Seine Heiligkeit möge möglichst viel ruhen und die verschriebenen Pillen einnehmen. Diese Szene in Franz Riechles Dokumentarfilm wirkt zugleich rührend und komisch in ihrer weltlichen Normalität. Solch einen Hausarzt wie dieses kleine, runzlige Männlein möchte man auch haben, und der Film belegt sehr überzeugend, daß seine tibetanischen Kuren und Kräutermischungen eine ganz erstaunliche Heilkraft besitzen.“ (hip) Kino 46

Z

Zugvögel ...einmal nach Inari Deutschland 1997, R: Peter Lichtefeld, D: Joachim Krol, Outi Mäenpää, Peter Lohmeyer

„Ein anrührendes, unterhaltsames Road- oder vielmehr Railroad-Movie. Leichthändig verschränkt sind hier eine Liebesgeschichte, zwei Kriminalhandlungen und eine einfache Fortbewegung. Hannes, Aushilfsfahrer, hat Sonderurlaub genommen, um in Nordlappland an der Europameisterschaft der Fahrplanexperten teilzunehmen: Fahrpläne sind sein Hobby und seine Leidenschaft. Aber daheim in Dortmund ist Hannes' Chef ermordet worden, und alle Indizien deuten auf ihn als Täter. Wie in Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“ bangt man mit dem unschuldigen Helden, der sich, ohne es zu wissen, auf der Flucht befindet und nur dank naiver Gefühlsaktionen und schicksalsmäßiger Fügungen den Verfolgern immer gerade knapp entkommt. Der Weg ist das Ziel – Züge, Fähren und freundliche Finnen mischen mit.“ (epd-film) Schauburg, Atlantis, Casablanca (Ol)

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