Die Biathleten auf Schalke: Zirkus im Stadion

Zum siebten Mal schießen die Biathleten in der Schalker Arena - und loben das publikumswirksame Training.

Kati Wilhelm schaffte es in Gelsenkirchen nur auf Platz vier. Bild: reuters

GELSENKIRCHEN taz Beim offiziellen Laufen und Schießen in der künstlichen Schalker Winterwelt reichte es für Kati Wilhelm (mit Partner Michael Rösch) zwar nur zu Platz vier, bei der inoffiziellen Modenschau konnte der 32-Jährigen nachher aber niemand das Wasser reichen. Das rote Haar mit Stich ins Pinkviolette leuchtete noch in hundert Meter Entfernung. Dazu trug die dreimalige Olympiasiegerin einen leichten lila Pullover und als Schmuckstück darüber eine silbern glitzernde Jacke. Die Thüringerin wirkte wie frisch auf dem Weg in die Zirkusmanege. Dabei wuselte ihr ein gutes Dutzend blutjunger Autogrammjäger um die Knie herum, denen sie von ihrem siebten Auftritt beim siebten Schalker Biathlon-Brimborium berichtete: "Es war schön und aufregend."

Ganz am Anfang der Mixed-Staffel aus Männlein und Weiblein war sie sogar einmal als Führende in die mit 51.000 Menschen voll besetzte Arena eingelaufen - und zeigte sich noch eine Stunde nach der Siegerehrung beeindruckt von dem kurzen Glücksmoment. "Ein tolles Erlebnis", gurrte Wilhelm. Während neben ihr der Mann stand, der die ungewöhnlichste Reise ins Revier hinter sich hatte.

Schließlich waren Heiligabend und Bescherung schon vorüber, als der Österreicher Christoph Sumann am ersten Weihnachtstag "völlig überraschend" einen Anruf von Organisator Herbert Fritzenwenger erhielt. Dessen frohe Botschaft zum Fest: An Stelle des kurzfristig erkrankten Andreas Birnbacher durfte Sumann in Gelsenkirchen starten. Und als alles vorbei und der steirische Notnagel an der Seite der Oberbayerin Martina Beck auf Platz zwei gelandet war, erzählte der fidele Skijäger aus Austria, wobei ihn Fritzenwenger zwei Tage zuvor gestört hatte: "Ich war gerade beim Holzholen."

So stellt man sich einen echten Biathleten vor: Vom Dienst am Kamin ruckzuck zur Dienstreise mit Ski und Gewehr - und gleich hinauf aufs Siegerpodest. Dabei ist eine nationenübergreifende Zusammenarbeit bei der World Team Challenge eigentlich tabu: Auf Schalke sollen immer nur Paare aus ein und demselben Land antreten, das Duo Beck/Sumann war seit der Premiere im Dezember 2002 nun die erste Ausnahme. Weitere Extrawürste will sich Sumann auch gar nicht braten lassen, stattdessen erklärte der euphorisierte Athlet nach seinem Erfolg: "Jetzt werde ich mir eben in Österreich ein Mädel suchen, das das erforderliche Niveau mitbringt."

Das brachte die Kurzzeitpartnerin mit. Schließlich liegt Martina Beck, seit Juli mit dem österreichischen Exbiathleten Günther Beck verheiratet, im Gesamtweltcup auf Rang zwei. Der "Gaudi-Wettkampf" in Gelsenkirchen war für die 29-Jährige kaum mehr als eine anspruchsvolle Trainingseinheit auf dem Weg zu den nächsten Weltcup-Rennen ab 7. Januar in Oberhof. Für den Kollegen Sumann aber sogar eine Abwechslung vom Holzhacken.

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