piwik no script img

■ Die Bankkonten der RegiestarsHer mit den Millionen!

Der Kunstszene geht es wie der Wirtschaft: Krisen machen sich auf den Konten der Chefs nicht bemerkbar. Während der Berliner Kulturetat in den vergangenen Jahren schrumpfte, hat sich an den Intendantengehältern nichts geändert – die Stadt muß ja konkurrenzfähig bleiben.

Jene Intendanten, die nicht müde werden, ihrem Publikum die finanziellen Kalamitäten ihrer Häuser vorzurechnen, schweigen sich aber über ihr eigenes Einkommen eisern aus. Als das Fachblatt Theater heute vor zehn Jahren erstmals Zahlen veröffentlichte, sprachen die entrüsteten Regiestars von „Diffamierungen“. Nach neuerenRecherchen des Stadtmagazins zitty sieht es folgendermaßen auf den Gehaltskonten aus: Spitzenverdiener Daniel Barenboim bekommt an der Staatsoper demnach eine Million Mark pro Jahr, inklusive Gagen. Sein Intendant Georg Quander, nur fürs Organisatorische zuständig, muß sich mit 270.000 Mark bescheiden. An der Deutschen Oper strich der frühere Generalmusikdirektor 710.000 Mark ein, Intendant Götz Friedrich erhält 500.000 Mark.

Nicht ganz so gut gepolstert sind die Theater, aber hungern müssen die Intendanten auch dort nicht. Ex-Schaubühnen-Leiterin Andrea Breth erhielt wie der Intendant des Maxim-Gorki-Theaters, Bernd Wilms, 200.000 Mark im Jahr. Volksbühnen-Intendant Frank Castorf läßt sich seine revolutionären Dienste mit 270.000 Mark bezahlen. Übertroffen wird er allein von Thomas Langhoff, der 320.000 Mark kassiert, zwei eigene Inszenierungen inklusive. Auswärtige Honorare kommen ohnehin hinzu.

Nur Claus Peymann, künftiger Intendant des Berliner Ensembles, demonstriert monetäres Selbstbewußtsein. „Sicher bin ich einer der teureren Regisseure“, gestand er schon vor Jahren. In Wien verdiente er mehr als der österreichische Bundespräsident: „Einen Bundespräsidenten finden sie an jeder Ecke. Aber einen Burgtheater-Direktor müssen Sie lange suchen.“ In Berlin bestand Peymann darauf, 10.000 Mark mehr einzustreichen als der bisherige Spitzenverdiener Langhoff. „Abstand muß sein“, ließ er wissen – er verdiene damit immer noch rund 150.000 Mark weniger als in Wien. Dennoch werde er „auch in Berlin gut leben können, es besteht kein Anlaß zu Mitgefühl“. rab

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen