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Die Auferstehung blieb aus

■ FC St. Pauli: 0:2 Auswärtsniederlage gegen den VfL Oldenburg / Die Millerntorequipe ist nur Mittelmaß / 1500 mitgereiste Fans enttäuscht

: 0:2 Auswärtsniederlage gegen den VfL Oldenburg / Die Millerntorequipe ist nur Mittelmaß/ 1500 mitgereiste Fans enttäuscht

Zu viel gefeiert, oder was ? Je höher man steigt, umso tiefer fällt man bekanntlich. Diese bittere Erfahrung mußten (wieder einmal) die Kicker vom Millerntor in Oldenburg machen. Da putschten sie sich am vergangenen Samstag zu einem Fast-Kanter-Sieg gegen den VfL Osnabrück, um sich anschließend im wohligen Gemenge der Fangemeinde bei der FC St. Pauli-Fete zu aalen.

Die im Rausch der Gefühle versprochene Neugeburt des Teams blieb aus. Mit Zuckerbrot und Peitsche wollte Michael Lorkowski seines Traineramtes walten, aber der introvertierte Eigenbrötler steht noch vor einem Scherbenhaufen, der schwer zu kitten ist.

Was nützt es da, daß der FC St. Pauli in Oldenburg 60 Minuten lang mitspielt, wenn am Ende der Gegner die Tore macht und die Punkte behält.

10000 Zuschauer, davon rund

11500 aus Hamburg, staunten nicht schlecht über die wiedererstarkten Oldenburger, vor allem über Radek Drulak, den Tschechenpfeil, der Jörn Schwinkendorf nachhaltig daran erinnerte daß dieser noch vergangenes Jahr im Amateurlager kickte.

Dies wurde insbesondere in der 62. Minute deutlich, als der lange Ex-Norderstedter hilflos mitansehen mußte wie Drulak per Kopf auf Vorlage von Schnell die Niederlage der Hamburger mit dem 1:0 einleitete. Ein solcher Mann mit dem Torriecher Drulaks fehlt der Millerntor-Elf. Da spielt ein Thomas Goch von Beginn an, spielt fast den Alleinunterhalter im desolaten Hamburger Team, und was ist der Dank dafür? Er wird zur Pause gegen Markus „Pumuckl“ Aertgen ausgetauscht. Auffallen tat er ansonsten nur durch seinen leuchtend roten Boris-Becker-gleichen Schopf im gleißenden Flutlicht. Genauso Martin Driller, der in gleicher Manier mit seinen Kameraden Versteck spielte und nur einmal, kurz vor Schluß, auftauchte, und prompt vom Oldenburger Keeper Brauer von den Beinen geholt wurde. Da Brauer auch noch den Ball in dieser Situation mit der Hand außerhalb des Strafraums spielte, hatte er keine Mühe den Spurt zum Duschraum, dank der roten Karte, zu gewinnen.

Zuvor war aber das Schicksal St. Paulis schon mit dem 2:0 für Oldenburg (81. Minute) durch Gerstner besiegelt worden.

Quo vadis, St. Pauli? (würde Heribert fragen) Wohin gehst du, FC? Das Tabellenende ist näher als der Platz an der Sonne, sprich : Die Tabellenspitze. Wenn nicht bald eine entscheidende Wende, insbesondere im Umfeld der Mannschaft, eintritt, könnte die Saison als die schwärzeste des Clubs in die Annalen eingehen.

Wie dilettantisch im Umfeld gearbeitet wird, verdeutlicht die 42. Minute, als sich Martino Gatti im Vertrauen auf die folgende ärztliche Behandlung, mit schmerzverzerrtem Gesicht am Spielfeldrand niederließ, sich aber keiner um ihn kümmerte. Die physiotherapeutische Abteilung des FC St. Pauli weilte nämlich bereits zum Pausentee in der Kabine.

Peter Kast

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