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Die Angst vor den Karrierefrauen-betr.: "Die Senatorin mit dem Plopp", taz vom 25.1.90

Betr.: „Die Senatorin mit dem Plopp“, taz vom 25.1.90

Die Pressesprecherin wußte natürlich von nichts. Die Senatorin tut nichts. Sie macht „höchstens Karriere“.

Der Autor Marc spricht der Mehrheit der Bevölkerung aus der Seele. Frauen gehören nicht in die Politik. Aber nein, er fordert die Frauenquote, nicht nur Gleichstellung und Frauenförderung. Die Senatorin lacht, daß sie 15 Frauen berufen hat. Er will mehr? Im Unterton aber verrät er sich: Es gibt wohl kaum eine Politikerin, die nicht dem Urteil über das Weibliche zum Opfer fällt. Jede der Berliner Senatorinnen hat den Hauch des Besonderen, des ganz Anderen, des Persönlichen an sich und wird einschlägig kommentiert. Den Männern das Allgemeine, den Frauen das Besondere. Ist ja auch viel interessanter, wie sie aussieht, lacht, weint, kleine und große Fehler macht.

Von Männern erfährt man nichts über ihren beruflichen Werdegang, ihre Kleidung, ihre Lieben. Die Frauen aber sind Karrierefrauen, denen man gerne unter den Rock schaut. Marc schreibt: Frau Riedmüller war Pädagogin an der Universität der Bundeswehr. Was soll das heißen, als Beraterin? Sie stieg in Berlin „flugs treppauf“ als Professorin am OSI und als Vizepräsidentin der FU. Es wird, um die Karrieretreppe steiler zu zeichnen, selbstverständlich auf andere Daten verzichtet: 1976 Promotion, drei Jahre Kommunalverwaltung, 1982 Habilitation an der FU Berlin, dann Professorin am Fachbereich Pädagogik der Universität der Bundeswehr in München und danach Professorin der Universität Bielefeld. 1988 Ruf nach Berlin. Schließlich Senatorin. So ungewöhnlich nicht nach 14 Jahren Berufserfahrung; die könnten sogar ein Vorteil sein. Was haben denn Politiker in ihrem früheren Leben getan? Sie sind als solche geboren.

Die Mauer hat den Blick über Berlin hinaus begrenzt. Denn Frau Riedmüller kommt einfach aus dem Nichts nach Berlin, wird Senatorin und dann noch unter anderem Namen, als Riedmüller-Seel. Ein dunkler Punkt? „In ihrer Vergangenheit gibt es keine Skandale.“ Ja woher denn?, sagt Marc, da sie nichts getan hat, außer Karriere zu machen.

Frauen laßt die Hände weg von der Politik. Sie ist höchstens Karriere, diese macht man übers Bett oder durch Nichtstun und nicht durch solche Sachen - wie Arbeit.

Will der Autor wirklich die Quote? Es ist kaum zu glauben. Er, der zu jener erfolglosen Jungmännergeneration gehören wird, die durch die Karrierefrauen überholt wird. Oder rechnet er sich noch eine kleine Chance aus, hat noch Hoffnung, weil, wie man an Frau Riedmüller erkennen kann, Frauen ja nichts tun. Und, Frauen lacht nicht - schon gar nicht freundlich -, das könnte mißverstanden werden. Politik ist ein ernstes männliches Geschäft, da gibt es nichts zu lachen.

Sigrid Kneist, Pressereferentin der Senatsverwaltung für Wissenschaft und Forschung, Berlin

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