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■ Die AnderenDie "Neue Zürcher Zeitung", "La Tribüne" (Paris) und "La Stampa" (Rom) meinen zum Nordirland-Abkommen / "El Pais" (Madrid) kommentiert die innenpolitische Lage Rußlands

Die „Neue Zürcher Zeitung“ meint zum Nordirland- Abkommen: Dieses Abkommen ist derart sorgsam ausbalanciert, daß die protestantischen Unionisten in der alt-neuen nordirischen Provinzversammlung ihre Interessen zu wahren vermögen und die Nationalisten in der neuen Nord-Süd-Behörde ihre Anliegen vertreten sehen. Da werden grenzüberschreitende Kompetenzen sowohl parlamentarisch als auch durch Regierungen abgesichert, und zwar zwischen zwei souveränen Staaten (Irland und Vereinigtes Königreich), bezogen auf eine teilautonom werdende Provinz (Nordirland). Darin sähe man gerne ein Modell für die Lösung weiterer Konflikte um nationale, ethnische, religiöse Minderheiten, etwa auf dem Balkan.

„La Tribune“ (Paris) schreibt zum gleichen Thema: Weil er unter diesen „Dreißigjährigen Krieg“ einen Schlußstrich gezogen hat, hat sich Tony Blair nicht nur schon einen beneidenswerten Platz in der Geschichte seines Landes gesichert, sondern auch in der Europas. Die Herzlichkeit, mit der das Friedensabkommen im Baskenland aufgenommen wurde, wo am Sonntag der „Tag des Vaterlandes“ gefeiert wurde, beweist, daß seine Tragweite den strikten nationalen Rahmen um ein Vielfaches übersteigt. Alle Völker, die in Europa von der politischen Gewalt geschlagen oder bedroht werden – angefangen bei denen des Balkan –, haben heute einen wunderbaren weiteren Grund zur Hoffnung.

„La Stampa“ (Rom) meint: Der schwierige Gang zum Referendum am 22. Mai ist einen ermutigenden Schritt vorangekommen. Der traditionelle protestantische Marsch, der die Saison der Provokationen eröffnet, ist erstmals ohne Zwischenfälle zu Ende gegangen. Während in jedem Haus in Nordirland eine Kopie des Abkommens von Stormont verteilt wird, hat Tony Blair seinen Vorgänger John Major rekrutiert, der den Friedensprozeß in Gang gesetzt hatte, und den konservativen Spitzenpolitiker William Hague. Sie beteiligen sich an seiner Seite an der Kampagne für das Referendum – wie es auch Präsident Clinton tun wird, der im kommenden Monat in Nordirland eintrifft.

„El Pais“ (Madrid) kommentiert die innenpolitische Lage Rußlands: Das Spektakel in Rußland gleicht dem einer Bananenrepublik, paßt aber kaum zu einer der zwei Atom-Supermächte, die zudem eine Demokratie westlichen Stils anstrebt. Am 23. März entließ Jelzin seinen Regierungschef. Noch immer ist nicht ganz klar, warum er das getan und als Nachfolger einen 35jährigen Ex-Banker ausgesucht hat. Das Resultat ist, daß die alte Regierung weiter im Amt ist und die Duma Kirijenko bereits einmal abgelehnt hat. Geschieht dies ein zweites Mal, besteht die Gefahr, daß Jelzin das Parlament auflöst und zu vorgezogenen Wahlen aufruft. Das wäre nicht gut für die Duma und für Jelzin, aber keinesfalls wäre es gut für Rußland.

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