■ Die Anderen: "General-Anzeiger", "Leipziger Volkszeitung" zum Kosovo
Der „General-Anzeiger“ aus Bonn befürwortet ein militärisches Eingreifen im Kosovo: Bei allen berechtigten Zweifeln: Es sieht tatsächlich so aus, als seien Politiker wie Militärs im Westen dieses Katz-und- Maus-Spiels jetzt endgültig überdrüssig. Am deutlichsten ist das geworden an den gestrigen Aussagen von Kofi Annan im Nato-Rat. Der ja nun wirklich nicht als „Falke“ berüchtigte UN-Generalsekretär hält nun Gewaltanwendung zur Friedenserzwingung nicht nur grundsätzlich für erlaubt, er bindet sie sogar nicht einmal mehr strikt an ein Mandat des Sicherheitsrates. Damit hat das Zusammenspiel von Nato und UN ohne Frage eine neue Qualität bekommen. Ob sie genutzt wird, ist eine Frage des politischen Mutes.
Die „Leipziger Volkszeitung“ meint zum Kosovo: Nato und Balkan-Kontaktgruppe wollen nicht länger als Tiger ohne Zähne dastehen. Militärischer Druck plus Friedensabkommen nach bosnischem Vorbild heißt die Zauberformel. Doch zur Zeit sind weder Serben noch Kosovo-Albaner bereit, die „Wunder- Medizin“ zu schlucken. Glaubhafte Gewaltandrohung ist daher das einzige Mittel, um die verfeindeten Gruppen an den Verhandlungstisch zu bewegen. Die politischen Konzepte der Kontaktgruppe, ohne die alle militärischen Pläne wertlos sind, beschränken sich auf eine Autonomie der Albaner. Für Milošević ist dieses Angebot eher zu akzeptieren als für die Kosovo-Albaner, die auf Unabhängigkeit dringen.
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