: 'Die Andere‘ in Nöten
■ Zeitung der Bürgerbewegung vor dem Aus?
Berlin (taz) — Schwierige Zeiten für 'Die Andere‘: Nach einem rapiden Sturz der Auflage (von 100.000 Exeplaren bei Erscheinen im Januar 1990 auf nur noch 15.000 heute) droht der unabhängigen Wochenzeitung der Bürgerbewegungen, die seinerzeit gemeinsam von Berliner Basis Druck Verlag und dem Neuen Forum ins Leben gerufen wurde, das Aus. Noch in diesem Herbst müsse entschieden werden, so die Macher und Macherinnen, ob sich eine stabile Verkaufsauflage erzielen läßt — oder ob das Projekt eingestellt werden muß. Als Stichtag ist der 13. November gesetzt: Sollte sich bis dahin nicht abzeichnen, daß 'Die Andere‘ innerhalb des folgenden halben Jahres eine Auflage von 30.000 Exemplaren erreichen kann, ist dies der Zeitpunkt, das Projekt einzustellen.
Die Zeitung der Bürgerberwegungen, dem Neuen Forum freundschaftlich verbunden, aber unabhängig, hat sich besonders auf drei Feldern einen Namen gemacht: der Berichterstattung über die Aufarbeitung des „Stasi-Syndroms“, Berichten über die Aktivitäten lokaler Initiativen und der Bürgerbewegungen sowie Recherchen über die Vernetzung der rechtsradikalen Szene in Ost- und Westdeutschland.
Den existentiellen Auflageneinbruch führen die BürgerechtlerInnen Bärbel Bohley und Klaus Wolfram auf die Überschwemmung der ostdeutschen Presselandschaft mit westdeutschen Hochglanzerzeugnissen im Frühjahr '90 zurück. Mit einem neuen Konzept soll der Umfang der Zeitung von derzeit 16 auf 24 Seiten erweitert werden; die Redaktion will sich künftig auch um eine kontinuierliche Analyse der parlamentarischen Arbeit bemühen, Sozialreportagen und eine spezielle Osteuropa-Berichterstattung sollen den Inhalt des Blattes ergänzen. wg
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