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„Die Abwesenheit der Väter“

■ betr.: „Generation XY (ungelöst), taz vom 5.11.93

„Die Abwesenheit der Väter“, unter diesem Titel hätte ich gern mal ein Buch gelesen, das von Frauen geschrieben ist. Nein, es fällt noch nicht einmal auf, daß dieser analytische Blick auf die Jugend nur von Männern ausgeht. Ich werde dieses Buch nicht kaufen wie auch andere Sammelbände nicht, die von dieser unverschämten Ignoranz gegenüber Frauen geprägt sind. Nicht nur das. Zwar ist offensichtlich die Situation der Jugend nicht unabhängig von der Tatsache der Migration zu sehen, aber die Analyse bleibt in der Hand westdeutscher Männer und deshalb auch beschränkt in ihrer Aussagefähigkeit.

Es wäre wunderschön, wenn die Männer das, was sie an theoretischer Anteilnahme der Jugend gegenüber an den Tag legen, an Wärme, Zeit und Nähe der Jugend gegeben hätten, dann bräuchten wir nicht so viele Bücher (wobei ich die Männlichkeit an und für sich meine und nicht die Autoren der Bücher, die ich gar nicht beurteilen möchte). „Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft“ hat Alexander Mitscherlich in den sechziger Jahren geschrieben und meinte die Situation in der Zeit nach dem Faschismus. Die Kinder der vaterlosen Gesellschaft sind jetzt Väter und Mütter, aber nur eine verschwindend kleine Zahl von Vätern hat die Verantwortung der Vaterschaft – und damit meine ich vor allem die emotionale Verantwortung „nah sein, warm sein, dasein“ auf sich genommen – das ist ein wesentlicher Grund für die Probleme von vor allem männlichen Jugendlichen.

Aber wen interessieren schon Bücher über so etwas? Barbara Weber, Hannover

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