: Die ARD hat sich eingeklinkt
■ DFF bewertet ARD-Angebot positiv/ ARD will am 3. Oktober auf erster Senderkette des DFF senden ZDF sitzt in den Startlöchern für gesamtdeutsche Ausstrahlung
Berlin/Stuttgart (adn) — Dem Angebot der ARD-Intendanten, das ARD-Gemeinschaftsprogramm vom 3. Oktober an auf der ersten Senderkette des Deutschen Fernsehfunks in der DDR auszustrahlen, steht der Deutsche Fernsehfunk DDR „prinzipiell positiv“ gegenüber. In einer Erklärung der Intendanz vom Mittwoch heißt es, diese Offerte geltes es „in den nächsten Wochen ernsthaft zu prüfen“.
Demgegenüber hatte DDR-Medienminister Gottfried Müller (CDU) diesen Vorschlag nicht gebilligt. Auf Anfrage der 'dpa‘, sagte er, es würde sicher nicht im Interesse der Mehrzahl der Zuschauer in der heutigen DDR sein, wenn sie mit der deutschen Einheit auf ein Programm verzichten sollen, um dafür das ARD- Programm gleich auf zwei Kanälen gleichzeitig empfangen zu können. Eine Ausstrahlung bundesdeutscher Fernsehsender im gesamten Deutschland müsse sorgfältig vorbereiteten Regelungen vorbehalten bleiben, meinte Müller. Nach Vorstellung der DFF-Intendanz wäre den entstehenden ostdeutschen Bundesländern mit dieser Variante die Möglichkeit gegeben, „ihre sie darstellenden Programme langfristig in einem Umfang von 15 bis 20 Prozent“ in das Gemeinschaftsprogramm der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD) einzubringen. Damit hätten sie eine „deutschlandweite Präsenz“.
Das Nachmittags- und Vorabendprogramm, so die DFF-Intendanz, würde dann in den einzelnen ostdeutschen Ländern teilweise gesplittert, mit „beträchtlichen quantitativen“ nachrichtlichen und publizistischen Beiträgen aus diesen Ländern in das ARD-Programm eingehen. Ferner wäre dem DFF die Möglichkeit gegeben, ein „qualitativ hochwertiges drittes Fernsehvollprogramm“ mit zum Beispiel „geringem Wiederholungsanteil“ auf der jetzigen zweiten Senderkette auszustrahlen. Dies würde all jene Sendungen umfassen, die eine „gute Akzeptanz“ haben.
„Möglichst zeitgleich“ mit der Übernahme des ARD-Programms sollte sich, schlägt die DFF-Intendanz vor, das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) auf der freien und reservierten dritten Frequenzkette ostdeutschlandweit verbreiten. Beginnen müßte dies in den Regionen Sachsen und Vorpommern, den sogenannten „Tälern der Ahnungslosen“, in denen ARD und ZDF derzeit nicht empfangen werden können.
Die Intendanz des DFF bezeichnet dieses Gesamtkonzept als einen guten, akzeptablen einzig finanzierbaren Weg für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die politischen Kräfte im Osten Deutschlands sollten diese Variante jetzt intensiv diskutieren und mittragen.
Die ARD-Intendanten hatten ihren Vorschlag, das Erste Deutsche Fernsehen ab 3. Oktober deutschlandweit auszustrahlen, am Vormittag in Stuttgart unterbeitet. Ferner wollen ARD und ZDF in der Zeit vom 3. Oktober bis zum 7. Dezember das RIAS-Frühstücksfernsehen übernehmen, hatte ARD-Vorsitzender Kelm angekündigt. Dieses gemeinsame Programm soll dann montags bis freitags in der Zeit von 6.00 Uhr bis 9.00 Uhr bundesweit gesendet werden. Nach den Worten Kelms könnten die Sender Deutschlandfunk und RIAS unter die Obhut der ARD genommen werden und ein gesamtdeutsches Kultur- und Informationsprogramm ausstrahlen. Man würde auch die Entscheidung der Politiker akzeptieren, beide Anstalten abzubauen. Jedoch könne die ARD Pläne des ZDF nicht gutheißen, beide Anstalten zu übernehmen und so in den Hörfunkbereich einzusteigen.
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