piwik no script img

Dick und Doof

■ Ein Test beweist: Joggen fördert die Intelligenz PRESS-SCHLAG

Bislang war nur eines sicher: Joggen macht nicht dick. Aber was nun der Verhaltenstherapeut Ulrich Bartmann herausgefunden hat, haut den Laufschuhen die Schnürsenkel weg. Bartmanns „revolutionärer“ Befund: Joggen macht intelligenter. An menschlichen Versuchskaninchen beobachtete der Psychologe, daß der Grips der Probanden während eines nur zehnwöchigen Fitneßtrainings mächtig anschwoll — ungeachtet von Alter und Geschlecht.

Das geschieht mir ganz recht. Fieberhaft rechne ich zurück. Angefangen mit der Kilometerbolzerei habe ich ..., meinen ersten Marathon absolvierte ich ... Ja, bin ich denn blöd! Wenn schon lächerliche zweieinhalb Monate Wattepusten bei Bartmanns den IQ hochschnellen lassen, wie fürchterlich klug muß ich inzwischen sein!?

Gemerkt habe ich das eigentlich schon lange. Vor meiner Laufkarriere war ich nicht einmal in der Lage, meinen Aldi-Einkaufswagen polizeilich anzumelden. Ich war Dick und Doof. Bei jedem Rundschreiben wurde mir schwindelig. Aus Rücksicht auf die Figur durfte ich nicht einmal Fettgedrucktes lesen. Eine Tonleiter konnte ich nur mit Mühe von einer Hühnerleiter unterscheiden.

Heute kann ich Einsteins Relativitätstheorie ohne Partitur singen, mein schlankes Auge paßt durch jedes Schlüsselloch.

Gleich morgen suche ich einen adäquaten Freundeskreis. Skatrunde ade, Freundin good bye, tschüß, ihr dämlichen Blau-Weiß- Fans, servus Stammtischgenossen, versauft nur euren untrainierten Schwindegrips. Laßt LäuferInnen um mich sein.

Noch heute melde ich mich beim „Jean-Paul-Sartre-Häkelkreis“ an und lese in der Philharmonie aus unveröffentlichten Textmanuskripten. Aber vorher ziehe ich nochmals die dreigestreiften Intelligenzbeschleuniger an, um mich ein paar Kilometer weiterzubilden. Verdammt, wo sind meine IQ- Treibsätze? Als Auto-Pilot in meinem Opel-Manta. Zu dumm! Jürgen Schulz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen