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■ Dialektischer Versuch vor dem Triumph der Non-DialektikDie Negation als Nonplusultra

These:

„Sozial-Management: Praktische Betriebswirtschaft für Non-Profit- Einrichtungen“. So wirbt eine „Fortbildungsakademie“ in der Zeit um perspektivlose Jungakademiker. „Marktführende Non- Food-Unternehmen“ suchen eine Seite weiter Trainees. Ein neuer Trend: die Selbstdefinition über den Ausschluß. Man sagt nicht mehr, was man ist oder will, sondern was man nicht ist oder nicht will. Die beherrschende Parole der letzten 20 Jahre, Corporate identity, hat ausgedient. Das Nonplusultra ist nun die Negative identity.

Nach dem Muster der „Non- Food-Unternehmen“ werden sich die metallverarbeitenden Betriebe bald „Non-Wood-Unternehmen“ nennen müssen, um en vogue zu sein, Bahnen und Fluggesellschaften werden entsprechend unter „Non-Foot“ fahren und fliegen. Bäckereien heißen „Non-Flesh“, Kreditkartenfirmen „Non-Cash“ und Buntwaschmittelhersteller „Non-Dash-Unternehmen“.

Schade, daß Theodor „Negativ“ Adorno das nicht mehr erleben durfte. Mit dem Vormarsch des Prinzips der Negation in die Welt der Warenästhetik wäre seine negativ dialektische Mission, die Hegelsche Identität von Identität und Nichtidentität zugunsten des Non-..., äh, Nichtidentischen dialektisch aufzuheben, der Erfüllung nahe, denn „Dialektik ist das konsequente Bewußtsein von Nichtidentität“. Was anders als das Bewußtsein von Nichtidentität ist das Selbstbewußtsein als Non-Profit- Manager oder Non-Cheese-Burger! Die Negation als Wissen um das Nichtidentischsein als Impuls des Widerstands gegen die Vergesellschaftungszumutungen der verdinglichten Welt ist in das Bewußtsein der postindustriellen Eliten gedrungen, der Marsch durch die Institutionen geglückt. Uff.

Antithese:

Adorno wäre nicht der konsequente Denker der negativen Dialektik, würde er nicht ob dieses trivialen Abglanzes seiner radikalen Antithetik im Dienste des Warenfetischismus sich im Grabe umdrehen. „Die Macht der Bestehenden errichtet die Fassaden, auf welche das Bewußtsein aufprallt“, schrieb er in der „Negativen Dialektik“. Aus dieser bewußtseinsphilosophischen Perspektive ist die negative Selbstdefinition als Modeerscheinung der 90er nicht etwa das zu seinem Recht kommende Nichtidentische, sondern Ausdruck der Resignation des kritischen Bewußtseins vor der quasi- mimetischen Dynamik moderner Herrschaft, Subsumtion noch des Nichtidentischen unter die Verwertungsbedingungen des Kapitals. Statt aufzuklären, verkehrt sich Negation hier in Zurichtung des Begriffs und wird Verklärung. Sie wird Repression statt Kritik. Oder nur wichtigtuerischer Dünnschiß? „Schnüß“ (E. Henscheid).

Der Begriff „Non-Profit-Unternehmen“ für Betriebe im helfenden Bereich taucht just zu dem Zeitpunkt auf, an dem Sozialleistungen dem Markt und damit dem Profit überantwortet werden. Seine Negativität ist falsche Negativität, Non-Negativität. Der Hase „Kritik“ hechelt dem Begriff hinterher und beschwört nostalgisch das Nichtidentische, das verkommen ist zu pseudodialektischer Folklore, während der Igel „Profit“ ihn triumphierend im Konsumtempel erwartet: als Non-Profit- Profi. „Bäh“ (P.E. Lengströmp).

Synthese

Mit den Apologeten der Synthese, die stets fragen, wo das Positive denn bleibe, hat Adorno schon vor 30 Jahren Tacheles geredet: „Heute ist daraus [aus der Forderung nach Synthese] das Geschrei nach der konstruktiven: sich duckenden Kritk geworden.“ Dem negativen Dialektiker Adorno schuldet diese kleine Übung deshalb ihre Eigenschaft als non-synthetische. So. Joachim Frisch

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