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Deutschland lacht über BER-DesasterBerlin kriegt die Quittung

Hinter der Häme über das Flughafendesaster steckt der Neid über das angeblich gute Leben an der Spree. Dabei ist Berlin oft piefige Provinz.

Die Begrüßung muss warten. Mindestens bis 2014 bleiben Berlin und Brandenburg ohne Zukunft. Bild: dapd

Berlin war mal mehr als angesagt und hip. Berlin war mal cool. Richtig cool. Leider ist das fast 25 Jahre her.

In den Wirren der Wendezeit wirkte die Ex-und-noch-nicht-wieder-Hauptstadt irre. Ossis kauften an der Sonnenallee die Läden leer, soffen auf der Oranienburger so lange, bis sie kaum noch ein Bier aufkriegten – und brummten dann mit ihren Trabis davon. In den Hausfassaden erzählten Abdrücke von Maschinengewehrgarben vom Zweiten Weltkrieg.

In Wohnungen wurden Schreibtische von ihren BesitzerInnen so platziert, dass sie die Türen versperrten – der dazugehörige Balkon war schon vor Jahrzehnten abgestürzt. In dubiosen Kellern eröffneten immer neue Clubs, zugemauerte Hauseingänge verwandelten sich in U-Bahn-Passagen, zu denen vorher nur die DDR-Grenztruppen Zugang hatten. Das roch nach Anarchie: Dem „Westdeutschen, der sein Geld versäuft“ (Ideal), stand das Maul offen.

BER-Desaster

Union und FDP im Bund stellen sich gegen eine Berufung von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) an die Spitze des Berliner Flughafen-Aufsichtsrats. Der haushaltspolitische Sprecher der Union, Norbert Barthle (CDU), sagte der Berliner Zeitung, das Problem werde nicht gelöst, wenn Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) den Aufsichtsratsvorsitz an Platzeck abgebe.

Der Vize des Bundestagshaushaltsausschusses, Herbert Frankenhauser (CSU), sagte der Zeitung Die Welt, Platzeck sei wie Wowereit von Anfang an in dem Kontrollgremium gewesen. „Dass eine Pfeife durch eine stellvertretende Pfeife im Aufsichtsrat ersetzt werden soll, erscheint in Anbetracht der prekären Lage wenig sinnvoll“, sagte Frankenhauser. FDP-Chefhaushälter Otto Fricke sagte dem Blatt: „Auch Platzeck muss von dem Platz weg.“

Der neue Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg (BER) könnte nach Einschätzung eines Flughafenexperten im schlimmsten Fall erst im Jahr 2017 in Betrieb gehen. „Wer jetzt den BER schnell in Betrieb nehmen will, taumelt von einem Desaster in das nächste“, sagte Dieter Faulenbach da Costa, der bereits zahlreiche Flughäfen weltweit beriet, der Berliner Morgenpost vom Donnerstag. Es spräche „nicht viel“ dagegen, den bisherigen Bau abzureißen und den Flughafen neu zu bauen.

Zu bekam er es auch daheim nicht mehr. Wer in sein wollte, ging – und, so ist zu befürchten, geht noch immer – nach Berlin. Ganze Karawanen stilbewusster Gelangweilter sind nach 1988 an die Spree gezogen. Billig war das nie: Gute Jobs, von denen man leben kann, gab es vor 20 Jahren noch weniger als heute.

„Berlinförderung“

Denn die Hauptstadt hängt seit Gründung der Bundesrepublik am Tropf Westdeutschlands. Erst hieß das Ganze „Berlinförderung“ und sollte die Zufriedenheit der eingeschlossenen Bewohner des Westteils sicherstellen – die Propagandawirkung einer Massenflucht in den ebenso gepimperten, „Hauptstadt der DDR“ genannten Osten wäre schließlich verheerend gewesen. Und nach der Wende sprudelte das Geld weiter.

Jetzt heißt es „Länderfinanzausgleich“: Von den 128 Milliarden Euro, die seit 1990 in diese Umverteilungsmaschine geflossen sind, landeten satte 45 Milliarden in Berlin – das ist mehr als jeder dritte Euro. An zweiter Stelle liegt Sachsen mit 17 Milliarden. Das auf Platz drei liegende Sachsen-Anhalt konnte noch 10 Milliarden abgreifen.

Gezahlt haben mit jeweils 38 Milliarden vor allem Hessen und Bayern, es folgt Baden-Württemberg mit knapp 36 Milliarden. Selbst aus dem von Kohle- und Stahlkrise gebeutelten Nordrhein-Westfalen flossen Milliarden. Ein „Skandal“ sei das, kommentiert nicht nur die Westdeutsche Zeitung aus Düsseldorf.

Arm aber sexy

In Süd- und Westdeutschland wächst die Wut auf die Berliner nicht erst seit den „Arm-aber-sexy“-Sprüchen des Regierenden Wowereits. Seit einem knappen Vierteljahrhundert müssen sich die Daheimgebliebenen anhören, wie gut es sich doch an der Spree leben lässt – selbst wer dort scheitert, gibt das beim Verwandtenbesuch nicht gern zu. Und natürlich hat Berlin noch heute viel, was auch westdeutsche Großstädte gern hätten – das geniale, leider aber schon zu Vorkriegszeiten angelegte U-Bahn-Netz zum Beispiel.

Denn das funktioniert im Gegensatz zum längst nicht fertigen Großflughafen „Willy Brandt“ immerhin tadellos. Die Häme aber, die sich wegen des Pannen-Airports über die Berliner ergießt – sie hat andere Quellen: Hinter ihr steckt der Neid auf das aus der Ferne gefühlte gute, subventionierte Leben ohne Gegenleistung, das die Hauptstädter in den Augen vieler Westdeutscher führen.

Und der Neid, der sucht sich merkwürdige Ventile. Etwa den ziemlich speziellen Streit, ob Brötchen besser Weckle (wie sie die Schwaben in Prenzlauer Berg nennen) oder doch noch Schrippen genannt werden sollten. „Wer 60 Jahre in den Länderfinanzausgleich einzahlt, darf Backwaren in ganz Deutschland so nennen, wie er will“, tönte etwa Baden-Württembergs FDP-Vorsitzende Birgit Homburger, natürlich in Stuttgart.

Verdient hat Berlin das nicht. Die Quittung für die eingesackten Milliarden zahlt die Stadt schon längst: Die zugezogenen Spießer, die ganze Bezirke mit dem Flair ihrer piefigen Provinz überziehen, sind Strafe genug. Die Jahre, in denen Berlin richtig cool war, sind lange her. Leider.

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31 Kommentare

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  • HS
    Horst Seporowsky

    Warum ist Berlin eigentlich "so arm" ? So lange ist es noch nicht her, daß ein Bankdesaster unter Diepgen in Berlin für riesige Schulden gesorgt hat, die bis heute immer noch nicht getilgt werden konnten und die zuerst die Ursache des allgegen- wärtigen Sparzwangs sind. Man kann sich aber des Eindrucks nicht erwehren, daß in Berlin seit der Wende immer recht großzügig mit Geld umgegangen wurde. Der BER ist sicherlich ein sehr komplexes und kompliziertes Vorhaben. Ich habe ein Leben lang mit Investitionsvorhaben zu tun gehabt und es kommt erfahrungsgemäß oft zu unvorhergesehen Prob- lemen, Terminverzügen und Kostensteigerungen.Das liegt in der Natur der Sache und ist fast normal. Man braucht aber trotzdem kein Experte zu sein, um die Situation auf der Baustelle, selbst bei nur wenigen Rundgängen, richtig einschätzen zu können. Es sieht alles sehr diletantisch aus. Aber niemand hat das Kreuz, rechtzeitig mit den Wahrheiten herauszurücken. Ich habe aber auch bis jetzt nichts von im Projektmanagement üblichen Instrumenten der Planung gehört,wie Netzplan, Meilensteine, kriti- scher Weg usw. gehört. Andere machten es besser, die Chinesen bei der Weltausstellung in Honkong und woanders, die Engländer zur Olympiade, die Leute in Singapur und Südkorea....... Zum Glück gibt es auch Leute in Deutschland, die ihre Arbeit ordentlich und zuverlässig verrichten und die hätten mindes- tens dieselbe Aufmerksamkeit verdient als die Versager !

  • S
    Sebastian73

    Dieser Flughafen stand irgendwie von Anfang an unter einem schlechten Stern. Angefangen hat alles schon mit der Standortdebatte vor 20 Jahren. Schon damals war der Standort schlecht, weil zu dicht besiedelt. Allerdings waren die Entscheider in Berlin damals die CDU-Politiker des alten Westberlins, die merkwürdiger Weise, trotz der Größe der westlichen Hälfte der Stadt, derart provinziell waren, dass der von der brandenburger Regierung favorisierte Standort in Sperenberg, der ideal geeignet gewesen wäre, für sie nicht infrage kam. Zuweit im tiefen Osten war er. Dabei hätten die Flurouten von dort höchstens die zugezogenen Wölfe gestört, nicht aber hunderttausende Anwohner. Den Wölfen, für den unwahrscheinlichen Fall einer Montagsdemo, hätte man immerhin entgegenhalten können, dass das Projekt schon bekannt war, bevor sie ihr Revier absteckten. Irgendwie scheint dann nach der falschen Standortentscheidung niemand mehr so richtig warm geworden zu sein mit dem Projekt, oder wie kann man verstehen, dass scheinbar alle, die am Bau Aufsicht führen müssten, den Bau selbst scheinbar tunlichst mieden. Ach, es hätte so schön sein können: Check-In am Hauptbahnhof, in zwanzig Minuten mit 400 km/h, per Transrapid, zum Flughafen, Berlin frei von überfliegenden Flugzeugen. Statt dessen wurde diese Vision nach Shanghai exportiert, wir können uns damit trösten, dass das immerhin unserem Ruf als Exportweltmeister gerecht wird, haben selbst jedoch nun den Blues, aber keinen Flughafen. Übrigens, wer deshalb den Wowi weghaben will, sollte stets bedenken, was nach ihm drohen könnte. Ein CDU-Bürgermeister wäre nicht unwahrscheinlich, also einer, der aus der Landespartei kommt, die diesen Flughafen in Schönefeld bauen ließ und unter der er auch geplant wurde. Wäre alles nicht schlimm, wenn diese Partei den Eindruck erwecken würde, sie hätte sich seit damals weiterentwickelt. Aber mal ehrlich, dass wäre nicht Vision, sondern Selbstsuggestion.

  • P
    @Provinz2

    Techno kommt aus Detroit mit Vorläufern in SanFran und L.A. und nicht aus Berlin.

  • RB
    Rainer B.

    Wer in Berlin wohnte, brauchte keinen Wehrdienst leisten. Viele sind deshalb damals nach Berlin gegangen. Andere sind ihnen später gefolgt, weil sie an der "Exilromantik" teilhaben wollten. Einige waren durchaus kreativ, haben neue Dinge ins Rollen gebracht und sich etwas aufgebaut in Berlin.

    Den meisten ist aber früher oder später klar geworden, dass Alkoholmißbrauch in der Großstadt genauso öde ist, wie Alkoholmißbrauch auf dem Land.

     

    Berlin ist - und da sind sich wohl alle einig - nach dem Fall der Mauer städtebaulich sehr viel attraktiver geworden. Ohne Förderung aus dem großen Topf wäre das sicher nicht möglich gewesen.

    Ein Land wie Bayern, dass sich jetzt über den Länderfinanzausgleich aufregt, hat selbst jahrelang am Tropf gehangen. Bayern war damals ohne Zuschüsse wirtschaftlich nicht lebensfähig.

     

    Allerdings muss man im Auge behalten, was mit dem Geld geschieht, wofür es leztlich verbraten wird. Ein Beispiel: Mein Schwager war als Fernfahrer noch zu Mauerzeiten oft mit einem Tiertransporter Richtung Berlin unterwegs. Da wurden dann tagelang mit der gleichen Ladung Schweine hin und hergefahren, um die 'Berlinzulage', die es beim Überqueren der Grenze nach Berlin gab, mehrfach zu kassieren. Ganze Ladungen Schweine mussten dabei später entsorgt werden, weil die Tiere die Fahrerei nicht überlebten. Oft wurden die einfach irgendwo in einen entlegenen Steinbruch gekippt. Das sind die Schattenseiten der Subventionen, die sich aber vermeiden lassen, wenn man denn nur will.

  • J
    John

    Berlin WAR mal cool, ja. Auch angesagt. Richtig. Aber das war in den goldenen 20ern. Danach ist die Stadt verfallen und heute so künstlich wie Cher.

  • V
    vic
  • S
    super

    von Michael:

    "Zur U-Bahn: War der Autor in letzter Zeit mal in Berlin? An der Friedrichstraße? Da gähnt grad ein großes Loch."

     

    Nein Wahnsinn!

    Die U-Bahn wird ausgebaut und deshalb sind 500m von 146 km Länge gesperrt.

    Das geht ja mal gar nicht, voll Provinz sowas.

     

    Ansonsten: Was interessiert es die Eiche, wenn sich die Sau daran reibt?

  • R
    Rostocker

    Ich weiß nicht, was an Berlin cool sein soll. Naja... wenn man aus ´nem Bergdorf kommt, kann Straßenbahnfahren schon eine Attraktion darstellen. Ansonsten nur ungebildete Spießer... schwäbische, türkische, sächsische und polnische...

  • C
    Cicero666

    Die aktuelle Berlin-Debatte zeigt eigentlich nur, dass auch die taz, Herr Thierse und viele neue und alte Einwohner der Hauptstadt langsam aber sicher in die Jahre kommen. Man wird unduldsamer und intoleranter - eben genauso wie die, vor denen die Alt68er in ihrer Jugend immer gewarnt haben.

     

    Was passiert eigentlich in Berlin? In eins, zwei Lokalen sind Kinder ungern gesehen. Und ein älterer Herr erregt sich, dass er sich in seiner näheren Umgebung nicht mehr zurecht findet: alles heißt plötzlich anders als in der guten alten Zeit und die Nachbarn sind auch nicht mehr dieselben wie früher.

     

    Parallel dazu werden einige Stadtteile Berlins aufgewertet und erleben mit Zeitverzögerung, etwas, das im Frankfurter Westend oder Schwabing sowie in fast jeder anderen Hauptstadt der Welt, etwa im Pariser Montmartre oder der Londoner City, in den 70er Jahren stattfand.

     

    Eigentlich nichts Weltbewegendes: Das Phänomen der Zeit und der mit ihr einhergehenden Veränderungen eben.

     

    Die damit verbundenen piefigen Alltagsdiskussionen schaffen es woanders höchstens in die Diskussionskultur des lokalen Kleingartenvereins.

     

    In Deutschland dagegen gelangt diese spießbürgerliche Erregtheit tsächlich in die nationale Schlagzeilen. Doch haftet diesem traurigen Versuch, die Dinge verbal zurückzudrehen etwas ungeheuer Kleinbürgerliches und Verbittertes an.Ein auch intellektuell gealtertes Justemilieu macht via Journalismus mobil gegen den unaufhaltsamen Gang der Zeit. Avantgarde geht anders!

  • F
    Falmine

    Für Touris ist Berlin nach wie vor Magnet weltweit. Kultur und Historie haben ein schier überbordendes Angebot. Da kann keine andere Stadt in Deutschland mithalten.

    Anders ist es, dort ganz normal als Bürger zu leben. Das ist in weiten Teilen piefige Schrebergarten-Perspektive und jeder bleibt in seinem Kiez. Mufflig und müffelnd.

  • P
    P.Haller

    So richtig cool war es in Berlin eigentlich nur BIS zum Mauerfall, also mit ohne Ossis usw.

    Da konnte man noch die Seele baumeln lassen und war geschützt vor den spiessigen Wessis, die nicht mal den Mumm hatten durch die Zone zu fahren.

    Nur eines gab's eben immer schon: den Schwaben !!

    Nur damals muss das irgendwie eine andere Gattung gewesen sein, nicht ganz so nervig !!

    Aber trotzdem ist Berlin eben in Deutschland die einzige Grossstadt, welche sich auch so nennen darf, der Rest ist nur Kuckucksuhr und Sauerkraut (mit Kartoffel).

  • H
    Hinz

    vielleicht sind ja aber auch einfach fast alle coolen Freaks alte Spießer geworden, mit Job und Kind, und Hund in B natürlich.

  • S
    Stratege

    Alle machen mit am Flughafen BER - die Créme der deutschen Bauwirtschaft und Gebäudetechnik. Auch Konzerne aus Süddeutschland sind mit dabei.

    Und man muß sich fragen: warum haben renommierte Firmen einfach weitergebaut, wenn sie selbst genehmigungswidrige Tatbestände haben erkennen müssen?

     

    Der schlimmste Verursacher der Krise ist ein Absolvent der RWTH Aachen, der langjährig in Heidelberg und Düsseldorf tätig war: Manfred Körtgen - seit 1982 Mitglied der Architektenkammer Baden-Württemberg.

     

    http://marjorie-wiki.de/wiki/Manfred_K%C3%B6rtgen

     

    Rainer Schwarz war nach BWL-Studium in Berlin langjährig as Flughafenexperte in Süddeutschland tätig.

    Zuerst Geschäftsführer des Betriebswirtschaftlichen Forschungs-Zentrums für Fragen der ittelständischen Wirtschaft in Bayreuth, danach Flughafen München, Nürnberg und später Düsseldorf.

     

    Meinard v. Gerkan ist Hamburger Architekt und Planer des Flufhafen Tegel, der als einer der erfolgreichsten Flughafenbauten der Welt gilt.

     

    An der Brandschutanlage versuchen sich renommierten Firmen die Siemens, Sitz in München, T-Systems mit der Datentechnik und Bosch.

     

    Sie alle zusammemn haben mit einer unfähigen Geschäftsführung zu der Baukatastrophe beigetragen.

     

    Und man hat dem Aufsichtsrat jahrelange "Kompetenzfestspiele" vorgeführt und die vielen Planungsleichen im Keller einfach zubetoniert.

     

    Und nun wird versucht, sich reinzuwaschen - indem man das Etikett "Berlin" an das Desaster dranpappt.

  • S
    Schmidt

    Das Flugahfen-Desaster ist symptomatisch für den Zustand Berlins. Es spiegelt auch die Haltung vieler Bewohner wider, zu stagnieren und nichts aus dem eigenen Leben zu machen. Nicht umsonst haben sich Hunderttausende gemütlich in Hartz4 eingerichtet, was nicht nur an der verfehlten Wirtschaftspolitik und fehlenden Arbeitsplätzen zu tun hat. Unfähige aufgeblähte öffentliche Verwaltungen, hohe Kriminalität und eine Polizei, die sich in bestimmte Stadtteile schon nicht mehr hineintraut. Und grauenhafte bildungsferne Schulen, in denen den Schülern das Verlierer-Gen quasi eingepflanzt wird.

    Man sollte den Länderfinanzausgleich für Berlin komplett streichen, dann wird vielleicht noch etwas aus dieser Stadt, weil dann der Leidensdruck neu Wege erzwingt.

  • F
    fhirsch

    Ist doch Quatsch.

     

    Als nicht in Berlin lebender Schwabe sage ich, das ganze Gejammer von "unserem Geld", das nach Berlin fließt, bringt doch nix. Berlin ist ein Ort wie kein zweiter, und ich bin aus der Ferne stolz auf Berlin.

     

    Das heißt natürlich nicht, dass das Flughafen-Desaster hinzunehmen ist. Bitte schickt Wowi in die Wüste!

  • P
    Provinz2

    Die Sache mit der Dialektik zwischen deutscher Provinz und Zentralität einer Metropole ist doch sehr interessant. Bereits Voltaire hat bei seiner Reise nach Berlin einigermaßen erstaunt feststellen müssen, dass die bekannten und berühmten „deutschen Gedankengebäude“ seiner Zeit allesamt in „Schweinedörfern“ ihren Ursprung haben genommen.

     

    An diesen Gedanken des großen französischen Aufklärers lässt sich die Idee von Provinz und Metropole doch anschließen. Denn ein schon kursorischer Überblick der Geschichte des philosophischen Denkens der letzten 50 Jahre offenbart eins sehr deutlich: Trotz der massenhaften gegenseitigen Bezugnahme und vieler ähnlicher Gedanken, unterschiedet sich die französischen Philosophiegeschichte von der deutschen doch deutlich. Häufig wird es versucht auf den Punkt zu bringen, indem der französischen Philosophie eine urbane, der deutschen dagegen eine dörfliche Struktur im Denken nachgesagt wird. So einfach ist es sicherlich nicht, doch was – rein geographisch – eben Fakt ist, dass die großen Ideen der deutschen Philosophie in kleinen Mittelstädten an der Ostsee, in den deutschen Mittelgebirge oder eben in der berüchtigten Hütte im Schwarzwald gedacht wurden, in Frankreich dagegen fast ausschließlich Paris als privilegierter Wohnort der philosophischen Ideen ausgemacht werden kann.

     

    Dazu kann jetzt jede/r Denken was er/sie will. Aber festzuhalten ist doch, die deutsche Kultur – sofern es diese gibt – findet ihre Keimzelle eher in der Provinz. Es war immer die Pluralität an diversen kleineren kulturellen und damit eben auch provinziellen Zentren, die der deutschen kulturellen Geschichte entscheidende Anstöße gegeben haben. Ein Goethe saß zufrieden in Weimar, Heidegger in der besagten Hütte, Bach in Eisenach, Leipzig und der öden sächsischen Provinz, Kant im Städtchen an der Ostsee, Jaspers liebte sein Heidelberg sowie Adorno und Horkheimer ihrem Frankfurt treu blieben.

    Natürlich war Berlin immer auch kulturelles Zentrum der Deutschen, Tucholsky schrieb und kämpfte um die bedrohte Demokratie in Berlin, Hegel ging nach seinen Lehrjahren und philosophischen Erfolgen in der Provinz nach Berlin. Doch muss auch gesehen werden, lange konkurrierte in Sachen deutschsprachiger Kultur auch Wien mit Berlin, so schrieb Beethoven seine beeindruckenden Meisterstücke in der Donaumetropole.

    Doch wer den „deutschen Geist“ mit all seinen traurigen Tiefpunkten ebenso wie mit seinen intellektuellen und kulturellen Höhenflügen wirklich verstehen will, wird um eine lange Reise in die Provinz nicht herumkommen.

     

    Die Frage wäre dann aber, wie verhält sich der Zusammenhang zwischen Metropole und Provinz. Sind die Jahre der Zentralität einer Metropole der Niedergang der Provinz, oder kann die Provinz erst im Schatten einer solchen Zentralität wirklich gedeihen?

     

    Wenn nun immer wieder die gleichen Lieder vom Berlin der coolen 1990er Jahre aufgelegt werden, mit seiner Erfindung des Techno und den Hausbesetzern, die ganze Straßenzüge anzueignen in der Lage waren, wenn letztlich also die neue Lebensform urbaner Deutscher, oder einfach Berliner, gefeiert, betrauert und begraben wird, deutet es doch auf etwas hin.

    Die Lebensstrategie Berlin, damals wie heute besteht in vielen Punkten aus der Identifizierung mit der Stadt. Doch im Herzen konnte doch schon zu den gefeierten Zeiten der 1990er Jahre eben dieser strukturell bürgerliche Unterton vernommen werden, einfach die Zugezogenen verantwortlich zu machen, ist zu einfach. Und auf der anderen Seite haben sich viele der Lebensansätze dieser gefeierten und Berlin so schlimm vermissten Jahre doch viel vitaler und ausgeprägter in der Provinz weiterzuentwickeln versucht. Selbst wenn der Trend im urbanen Berlin geboren wurde hat er bereits seine Jugend in der Provinz verbracht. Hier bleiben wir eben Deutschland, mit allen Schwächen und Stärken, der Gang durch die Provinz gehört im kulturellen Leben in diesem Land dazu.

  • BS
    Berliner Schnecke

    Berlin war noch nie cool.

     

    Berlin war das Zentrum des Nationalsozialismus.

     

    Berlin war jahrzehntelanf vermauert.

     

    Berin war Aufmarschraum für Müllparaden.

     

    Berlin ist das Milliardengrab der Republik.

     

    Berliner tropfen mit Marmelade.

     

    Berlin ist nicht mehr nötig.

  • S
    Sascha

    "Die zugegezogenen Spießer, die ganze Bezirke mit dem Flair ihrer Provinz überziehen, sind Strafe genug". Dem ist nichts hinzuzufügen. Großte Teile Berlins sind für NormalmenschIn unbewohnbar. Mitte, Prenzlauer Berg und jetzt als nächstes vielleicht XBerg? Ich habe nur eine Hoffnung und das ist die Ausländerfeindlichkeit, die eine Invasion nach X Berg vielleicht verhindern wird.

  • M
    Michael

    Zur U-Bahn:

     

    "Denn das funktioniert im Gegensatz zum längst nicht fertigen Großflughafen „Willy Brandt“ immerhin tadellos."

     

    War der Autor in letzter Zeit mal in Berlin? An der Friedrichstraße? Da gähnt grad ein großes Loch.

     

    Die U-Bahn funktioniert zugegebenermaßen immer noch besser als die S-Bahn. Das ist aber wohlgemerkt keine besondere auszeichnung. Störungen sind dort leider auch an der Tagesordnung.

  • F
    Fritz

    Piefige Provinz war Berlin aber immer. Wenn sie nicht aus Stuttgart kamen, dann kamen die Einwohner aus Cottbus oder Eberswalde.

  • C
    Corvin

    Elbphilharmonie, Nürburgring, Stuttgart 21 sind keine Berliner Großprojekte und funktionieren auch nicht.

    Länderfinanzausgleich: Warum bekommt denn Berlin so viel Geld? Hierbei ist es hilfreich, die historische Entwicklung Berlins und den Wegzug der Industrie nach 1945 in die damalige amerikanische Besatzungszone zu beachten. Soweit ich weiß, ist die Industrie bis heute nicht zurückgekommen, die damals aufgrund nicht ganz unbedeutender geschichtlicher Umstände abgewandert ist. Die Südostzone hat enorm profitiert und kann daher die Gewinne auch zurückführen. Diese ganze Berlin Debatte nervt und wie die Schwaben ihr Brötchen nennen, ist mir auch ziemlich egal. Einigen wir uns doch in Berlin auf das gute noch nicht ganz so alte Hochdeutsch, von den Migranten wird das doch laut Buschkowsky und Sarrazin auch erwartet. Ist zwar eine ziemliche Gleichmacherei, dann gibt es aber auch weniger Anlass an den Andersartigen herumzunörgeln. Im Nörgeln sind wir Deutschen ja bereits unschlagbar Weltmeister.

  • V
    V40

    ..vielleicht den Lektor nochmal den Text lesen lassen..

     

    Aufwachen! Die Westerberliner Zeiten sind vorbei!! Wowi ist von dieser Zeit geprägt:

    'Die Taler kommen immer aus dem Westen'

    Traurig aber wahr: Von Berlin aus wurde noch nie gut regiert.

  • T
    toas

    "Die zugezogenen ...sind Strafe genug". Fremdenfeindlichkeit hat viele Gesichter. Auch in der taz. Berlin ist offen zu Fremden. Aber nur, wenn sich diese Fremde "richtig" verhalten. Wenn Zugezogene in "dubiosen Kellern Clubs eröffnen" ist das hip. Wenn sie den falschen Dialekt sprechen, nicht.

  • D
    DaW

    @ Ole: Richtig! Wenn ich mir nicht seit Jahren ständig von Berliner Freunden und Familien Spott über die Orte anhören müsste, in denen ich jeweils lebe, würde ich auch mit weniger Spott und Häme auf alles reagieren, was in Berlin schiefgeht.

     

    @ Andreas Wyputta:

     

    Die Aussage, dass der Großteil des heutigen U-Bahnnetzes aus der Vorkriegszeit stammt, ist falsch. Das trifft nur auf die Linien U1-U4 zu, die seit dem Weltkrieg um genau eine Station verlängert wurden (Pankow). Die U9 wurde in voller Länge erst nach dem Krieg gebaut, ebenso große Teile der U5, U6, U7 und U8, und natürlich die U55. :) Dass gerade im Westen das Netz so massiv ausgebaut wurde, hat übrigens auch durchaus mit der Berlinförderung zu tun.

  • C
    Carla

    Unter Diepgen war Berlin auch nicht besser.

  • M
    modernisiert

    FRÜHER WAR ALLES BESSER!

     

    ja... xy war mal cool, damals...

     

    mhmm, klingt für mich, als wären sie einfach älter geworden... es gibt in berlin immer noch extrem viel freiraum und zu entdecken... ständig machen neue clubs auf und zu (minibars, konzerträume, galerien...), es gibt viel umsonst und manchmal auch draussen... in nyc backen die leute auch mit teig ihre brötchen... und letztenendes leben viele der ehemaligen hausbesetzer heute auch kein aufregendes leben mehr... und das liegt nicht am system, der uncoolen stadt oder den gentrifizierern, es leigt einfach am alter... und so denke ich persönlich... es ist eine tolle stadt, in der ich gern lebe... und meine kinder werden dann auch mit 16 sachen erleben, von denen ich nicht den leisesten schimmer habe...

     

    und ps: wenn sie denken, ihnen würde etwas fehlen... soetwas wie illegale clubs oder so... machen sie doch einen auf... so funktionieren diese dinge meisst... und genauso wachsen ständig neue orte, zu denen sie einfach nur nicht eingeladen werden weil sie die leute nicht mehr kennen... klar, 1990 war alles offen, die kastanienallee sah aus wie die sesamstrasse, alle sassen auf bierkisten und hatten draussen spass... aber es gab halt auch die leute, die die kisten hingestellt haben... und danach saubermachten... und solange es menschen gibt die das machen, super, aber wenn nur noch die kommen, die sich hinsetzen, dann ist es halt vorbei, denn die organisatoren möchten auch mal feierabend haben...

     

    und in den neuen clubs sind sie definitiv willkommen, sie müssen nur hingehen... ;)))

  • L
    ladida

    ich finde nur den letzten absatz gut.

     

    und berlin ist keine metropole. schon garkeine weltmetropole. ganz bestimmt nicht.

  • JK
    Jörg kRauß

    Dieses Berlin-bashing ist schon auch Ausdruck einer aufgepfropften Bundeshauptstadtmentalität. Und wir gedenken derer, die Seit dem "Beutezug Ost" wohl hauptsächlich gekommen sind bzw. gegangen. Gekommen sind Heerscharen von Bürokraten und einige wenige "Nachwuchsberliner". Das was Berlin vor der "Wende" war, das künstlerisch Subversive und die Berliner Eigenheiten verwässern zwischen Hauptstadtdünken vs. Großmannssucht, einer desaströsen, tropfgesteuerten Kulturpolitik und ein wenig Mainstreamkulturindustrie.

    Freiräume? Fehlanzeige. Innovation? Wie die Politik. Alternativlos dem Dämon "Geld regiert die Welt" gesteuert. Berlin ist Provinz und die Provinz ist Berlin.

  • O
    ole

    Naja...

     

    Ich als Urberliner bin langsam aber sicher peinlich berührt. Auf der einen Seite diese großmäuligen Sprüche à la "Berlin ist so Hyper-Hyper". Eine Weltmetropole, die man mal lieber auf eine Stufe mit NYC oder London stellt. Auf der anderen Seite dieser Dilettantismus und Provinz-Klüngel, der uns gerade von den Sprücheklopfern der Berliner Politik und den vielen Berlin-Marketing Strategen immer wieder vor Augen geführt wird.

     

    Würden diese Herren und Damen nicht immer so auf dicke Hose machen, wären Häme und Spott nur halb so groß.

  • P
    Provinz

    Der große Vorteil an dem seit Jahren anhaltenden Berlinhype ist vor allem, dass ein kurzer Blick in die GEsichte unseres Landes über einen Fakt auskunft geben kann: In Zeiten der Zentralität der Hauptstadt konnte die Provinz stets kulturell gedeiehen. Die Unis, Künsterler und freien Wissenschaftler erlebten stets zu diesen Zeiten eine Blüte in der deutschen Provinz, ob Schwarzwald, Thüringen, flaches Münsterland oder Franken. Deutsche Unis wie Heidelberg, Freiburg, Münster, Tübingen, Jena oder auch Leipzig und Köln haben immer wieder profitieren können.

     

    Schade nur, dass infrastrukturelle Großprojekte zur Zeit wohl nirgends in Deutschland zu realiseren sind. Sollten uns dann eben auf was anderes einlassen, Bücherschreiben, Forschen, Musizieren... Ach stimmt, dafür haben wir ja kein Geld. Also dann eben eine arme aber sehr sexy daherkommende Metropole als Hauptstadt, in der das blanke Chaos die Oberhand zu gewinnen trachtet, was der Berliner natürlich als Auszeichnung seiner urbanen Lebensqualität feieren wird, und eine kulturell verarmende Provinz, die noch nicht mal sexy werden kann. Aber auch eine Berghütte im Schwarzwald wird heute wohl nicht mehr zum Ort des reinen Denkens werden können, denn ein heutiger Denker wird sich die Miete oder den Kaufpreis einer solchen Immobilie wohl nicht leisten können. Also bleibt: Abwarten und kein Flug nach Berlin buchen...

  • S
    Socke

    In Ihren Augen scheint es außer eine "Spaßgesellschaft" ja nichts zu geben. Eine stadt muss nicht "cool" sein, sie muss Whonung und Arbeit bieten. Den Rest sollte man mit Freunden und Familienglück bestreiten können.

     

    Berlin ist prinzipiell verloren, wenn wir nicht die gesamte Regierung da hätten wäre Berlin schon lange untergegangen.

    Eigentlich wäre es besser Berlin "eigenständig" zu machen, außer dem Brandenburgr Tor ist da nix ws mich bewegt.