piwik no script img

Deutschland gegen DänemarkGeschenkte Tore

Die B-Elf von Joachim Löw spielt besser als befürchtet – und gibt doch noch eine 2:0-Führung aus der Hand.

Unglücklich beim letzten Gegentor: Tim Wiese. Bild: reuters

KOPENHAGEN dpa | Joachim Löws Not-Elf hat beim Start in die neue Länderspiel-Saison einen sicher scheinenden Sieg aus der Hand gegeben. Drei Wochen vor dem Auftakt in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2012 in Brüssel gegen Belgien musste sich das bunt zusammengewürfelte Team am Mittwoch in Kopenhagen mit einem 2:2 (1:0) gegen Dänemark begnügen.

Sorgenkind Mario Gomez (19. Minute) und der eingewechselte Patrick Helmes (73.) hatten die DFB-Auswahl vor 19 071 Zuschauern im Parken-Stadion in Führung gebracht. Doch Dennis Rommedahl (74.) und Mads Junker (87.) schafften noch den Gleichstand. Beim Ausgleich patzte der bis dahin sehr gut spielende Tim Wiese im deutschen Tor.

"Ich habe gesehen, dass die Mannschaft versucht hat, gut organisiert zu stehen und Chancen herauszuspielen. Ich habe gute Ansätze gesehen, mehr war eigentlich nicht zu erwarten", fasste Bundestrainer Löw seine Eindrücke der ersten 90 Saisonminuten zusammen. Besonders freute sich der Coach über den Gomez-Treffer. "Das Tor wird sein Selbstvertrauen stärken."

Die Statistik

Ergebnis: 2:2 (0:1)

Dänemark: Sørensen (Stoke City) - Jacobsen, Kjær, Agger, Simon Poulsen (28. Thomsen) - Mike Jensen (46. Schøne), Eriksen, Kvist Jørgensen (67. Lorentzen) - Rommedahl, Pedersen (55. Junker), Enevoldsen (46. Silberbauer)

Deutschland: Wiese - Beck (56. Riether), Boateng (78. Schulz), Tasci, Schäfer - Gentner, Hitzlsperger (66. Helmes) - Träsch, Kroos, Marin (56. Hunt) - Gomez

Schiedsrichter: Kelly (Irland)

Zuschauer: 19 071

Tore: 0:1 Gomez (19.), 0:2 Helmes (73.), 1:2 Rommedahl (74.), 2:2 Junker (87.)

Gelbe Karten: - / Boateng

Beste Spieler: Agger, Eriksen / Gentner, Hitzlsperger

Der so gelobte war nicht ganz zufrieden mit dem Resultat. "Beim Stand von 2:0 dürfen wir das Spiel nicht mehr hergeben", sagte Gomez, schränkte aber auch ein: "Die Mannschaft wird nie wieder so zusammenspielen, dafür war es ganz okay."

Beim "ungeliebten" Länderspiel neun Tage vor dem Bundesliga- Aufgalopp zog sich die Not-Auswahl besser aus der Affäre als erwartet. Löw hatte in der Startformation zwar sechs WM-Fahrer aufgeboten, aber in Jerome Boateng stand nur ein Akteur auf dem Rasen, der auch in Südafrika erste Wahl gewesen war.

32 Tage nach dem 3:2 im "kleinen WM-Finale" gegen Uruguay gab es wie erwartet kaum Erkenntnisse für die bevorstehenden Aufgaben, dennoch fiel positiv auf, dass sich das Team auch in Kopenhagen bemühte, das bei der WM erfolgreiche System umzusetzen.

Zu den Aktivposten der Elf gehörten auch Ersatz-Kapitän Thomas Hitzlsperger und Christian Gentner. Der Ex-Stuttgarter, dessen sportliche Heimat nun der englische Club West Ham United ist, gefiel nicht nur durch seine tolle Vorarbeit zum Führungstor, er versuchte auch das Spiel zu ordnen und zu lenken.

Den zweiten Treffer leitete Stuttgart-Rückkehrer Gentner ein, der auch als Balleroberer im Mittelfeld Pluspunkte sammelte. Mit seinem 13. Tor im DFB-Trikot setzte Gomez nach Monaten der Verunsicherung und Selbstzweifel ein erstes Zeichen in der neuen Saison. Der Münchner hatte letztmals beim 3:0 in der WM-Vorbereitung in Ungarn getroffen.

Strömender Regen über dem Parken hatte Joachim Löw und die fünf Reservespieler vor Beginn der Partie unter das schützende Tribünendach getrieben. Von dort aus sahen sie eine anfangs schlecht sortierte deutsche Abwehr, die den Dänen zu viel Raum ließ. In der 7. Minute stand Abwehrspieler Daniel Agger beim Kopfball völlig frei, 60 Sekunden später kam Boateng gegen den dänischen Debütanten Nicklas Pedersen einen Schritt zu spät und handelte sich die Gelbe Karte ein.

Erst allmählich fand die Löw-Elf Sicherheit im Zusammenspiel und ging durch Gomez zu diesem Zeitpunkt etwas überraschend in Führung. Hitzlsperger hatte Dänemarks WM-Abwehr mit einem mustergültigen Pass in die Spitze ausgehebelt, und der Münchner ließ Schlussmann Thomas Sörensen mit links aus etwa acht Metern keine Abwehrchance.

Doch das deutsche Team versäumte es entschlossen nachzusetzen. Nach etwa 30 Minuten wurde der Bundestrainer ungeduldig und zeigte sich erstmals an der Seitenlinie, weil ihm das Spiel zu passiv geworden war.

Vier Minuten vor der Pause verhinderte Tim Wiese den drohenden Ausgleich, als er einen strammen Schuss von Rommedahl zur Ecke lenkte. Auch nach Wiederbeginn stand die DFB-Elf zunächst unter Druck: Beim Schuss von Pedersen in der 47. Minute rettete Serdar Tasci auf der Torlinie. Die beste Chance für die Skandinavier vergab Agger (56.), der den Ball aus kurzer Distanz an den Pfosten jagte.

Auf der Gegenseite setzte der eingewechselte Aaron Hunt (60.) das nächste Achtungszeichen. Sörensen lenkte den Ball ans Torgestänge. Als Helmes auf Vorarbeit von Gentner mit seinem zweiten DFB-Tor das 2:0 gelungen war, schien die Partie entschieden. Doch deutsche Nachlässigkeiten brachten Dänemark zurück ins Spiel.

Rommedahls Anschluss nach kapitalem Fehlpass von Tasci an der eigenen Torauslinie führte zum Anschlusstreffer. Etwas später verschätzte sich Wiese beim Rauslaufen, wehrt den Ball an der Strafraumgrenze unglücklich mit dem Oberkörper ab, und gibt so die Vorlage zum 2:2.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!