Deutscher Atommüll in Russland: Gronau grüßt nach Osten
600 Tonnen abgereichertes Uran aus Nordrhein-Westfalen sind in der russischen Stadt Nowouralsk angekommen. Kritiker werden eingeschüchtert.
Kasakow ist es gelungen, Foto- und Videoaufnahmen des eintreffenden Zuges zu machen. Dabei wurde er vorübergehend vom FSB festgenommen und nach zwei Stunden wieder freigelassen. Einen großen Teil seiner Video- und Photoaufnahmen haben die Beamten beschlagnahmt. „Es ist mir jedoch gelungen, einige Photos und ein Video auf einem anderen Datenträger aufzunehmen“, sagte Kasakow.
Er habe eigens am Bahnhof auf den Zug gewartet, berichtet Kasakow der taz, um „das verbrecherische Vorhaben von Rosatom und den städtischen Behörden und aller weiterer Beteiligten zu dokumentieren“. Insgesamt, so Kasakow, rechne man in Nowouralsk mit 12.000 Tonnen Uranhexafluorid der Firma Urenco bis 2022. „Ein schönes Weihnachtsgeschenk der Deutschen an die Russen“, kommentiert Valeri Bulatow von der Umweltgruppe „Ecodefense“ den Vorgang.
Die Lieferungen aus Gronau in Nordrhein-Westfalen sind inzwischen eines der meistdiskutierten Themen in der Stadt Nowouralsk. Dies geht aus einer Reportage hervor, die die in Jekaterinburg angesiedelte russische Nachrichtenagentur „newdaynews.ru“ diese Tage in Nowouralsk drehte. Mehrere Personen äußern in der Sendung ihre Besorgnis angesichts der gesundheitlichen Gefahren, die von dem deutschen Atommüll ausgehen könnten.
Während die deutsche und die russische Atomindustrie beim Transport von Uranhexafluorid von Gronau nach Russland eng zusammenarbeiten, werden Gegner der Transporte als „ausländische Agenten“ kriminalisiert. In St. Petersburg wurde Greenpeace-Aktivist Raschid Alimow vor wenigen Tagen nach einer Protestaktion vor dem Bahnhof kurzzeitig festgenommen. Vor einer Woche waren in Nowouralsk drei Aktivisten zur Polizei vorgeladen worden, weil sie Mahnwachen gegen den deutschen Atommüll organisiert hatten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen