Deutsche Tennisspielerinnen bei US Open: Gurkenfrisch in der Sauna

Das deutsche Spitzenquartett steht in Runde 3. Gern würden die Spielerinnen mal wieder die 2. Woche bei einem Grand-Slam-Turnier erleben.

Angelique Kerber freut sich

Yes, yes, yaw: Angelique Kerber in New York. Foto: ap

NEW YORK taz | Die englische Sprache hält ein paar schöne Redewendungen bereit, und eine davon ist wie gemacht für schwüle, heiße Tage: „Cool as a cucumber“ heißt es, wenn jemand die Ruhe selbst ist.

Im Fall von Johanna Konta traf diese Bezeichnung durchaus zu: Wer in drei Stunden und 23 Minuten bei brutalen Bedingungen gegen eine Spielerin wie die Wimbledonfinalistin Garbiñe Muguruza nicht die Übersicht verliert, der verdient Beachtung und Bewunderung. Länger als diese Begegnung hatte seit der Einführung des Tiebreaks anno 1970 nie ein Frauenspiel in New York gedauert.

Aber das ist nicht der einzige Hinweis auf Kontas coole Form. Die in Australien geborene Engländerin ist, gemessen an der Zahl der jüngsten Siege, die erfolgreichste Spielerin der Monate Juli und August. Ihre letzte Niederlage stammt aus Wimbledon, wo sie in der ersten Runde gegen Maria Scharapowa verlor, danach schnappte sie sich einen Sieg nach dem anderen. Bei Turnieren der ITF-Serie gewann sie in Kanada insgesamt zehn Spiele und zwei Titel, dann gewann sie dreimal in der Qualifikation für die US Open und schließlich zweimal im Hauptfeld. Macht 15, eine stolze Zahl.

Eine solche Serie tut dem Selbstvertrauen gut, weshalb die Ziffer 15 mehr zu bedeuten hat als die Weltranglistenposition (97) von Großbritanniens Nummer zwei. Deren Sinn für Realismus ist mindestens so erfrischend wie Redewendungen, in denen kühle Gurken vorkommen. Klar sei das eine schöne Siegesserie, meinte Konta. „Aber früher oder später werde ich verlieren. Ich bin nicht unbesiegbar. Ich bin keine Serena Williams.“

Petković spart Kräfte

Das dürfte Andrea Petković ganz recht sein, denn die wird diesen Samstag gegen Johanna Konta spielen. Beim Sieg in Runde zwei gegen Jelena Wesnina (6:3, 6:4) löste Petković die meisten Aufgaben ziemlich souverän. Bis jetzt glaubt sie, alles richtig gemacht zu haben. Um frisch zu sein, hatte sie im Gegensatz zu früheren Jahren in der Woche vor Beginn der US Open kein Turnier gespielt, und wo es geht, versucht sie auch in New York Kräfte zu sparen.

Andrea Petković

„Ich war in der Saison gut, aber bei den Grand Slams hat’s gehapert. Darauf wird aber das Augenmerk gerichtet“

Auch Angelique Kerber hatte in der Woche vorher nirgendwo gespielt, sie war gleichfalls früh nach New York gekommen. Und im Gegensatz zu den anderen großen Turnieren in diesem Jahr versucht sie, die Dinge etwas lockerer anzugehen. „Ich mach mir keinen Druck mehr“, sagt sie, „nur weil das hier US Open heißt, sind die Bälle nicht größer oder kleiner. Ich mache ein paar Dinge anders als früher, und ich versuche, die Energie bei mir zu behalten.“

Zuletzt gewann sie 7:5, 6:2 gegen Karin Knapp aus Italien. Nun wird sie es am Samstag gegen Wiktoria Asarenka womöglich etwas schwerer haben; sie konnte in vier Versuchen noch nie gegen sie gewinnen.

Das lange Wochenende in New York

Bisher ist in diesem Jahr keine deutsche Spielerin in der zweiten Woche eines Grand-Slam-Turniers gelandet. Endstation war spätestens in Runde drei. Bundestrainerin Barbara Rittner wäre schon daran gelegen, dass sich das diesmal bitte ändern möge, und am Versuch werden nicht nur Angelique Kerber und Andrea Petković, sondern auch Sabine Lisicki und Mona Barthel beteiligt sein.

Angelique Kerber

„Ich darf gegen Wiktoria Asarenka nicht zu passiv spielen, denn das würde nicht gut gehen“

Barthel bewies Stehvermögen bei einem schweißtreibenden Sieg in drei Sätzen in Runde zwei (2:6, 6:2, 6:4 gegen die Weißrussin Olga Gowortsowa), Lisicki gab gegen die Italienerin Camila Giorgi Gas und hielt sich nicht allzu lange in der Sauna von Flushing Meadows auf (6:4, 6:0). Nachdem sie im Sommer bei den Turnieren in Europa auf Sand und Gras aus der Spur geraten war, fühlt sie sich auf den nordamerikanischen Hartplätzen nun wieder besser.

Aber noch mal zurück zu den beiden Besten des deutschen Frauentennis. Andrea Petković sagt über Kollegin Kerber: „Angie hat vier Turniere gewonnen, und ich war in der Saison auch gut, aber bei den Grand Slams hat’s gehapert. Darauf wird aber das Augenmerk gerichtet, was ich auch völlig in Ordnung finde; das sind nun mal die wichtigsten Termine.“ Am langen Wochenende in New York – Montag ist Labour Day (Tag der Arbeit) und damit Feiertag – bietet sich eine ziemlich gute Chance, die Wende einzuleiten und in der zweiten Woche zu landen. Noch eine Chance gibt es nicht in diesem Jahr.

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