: Deutsche Geiseln kommen bald frei
Damaskus/Beirut/Bonn (afp/taz) — Die Freilassung der beiden Deutschen, die seit drei Jahren als Geiseln im Libanon festgehalten werden, steht offenbar unmittelbar bevor. In Beirut hieß es, Thomas Kemptner und Heinrich Strübig kämen spätestens heute frei. Schon gestern flog der Staatsminister im Kanzleramt, Schmidbauer, in die syrische Hauptstadt Damaskus. Der UN-Sonderbeauftragte für die Freilassung der westlichen Geiseln im Nahen Osten, Giandomenico Picco, reiste ebenfalls dorthin. Deutsche Diplomaten in Damaskus zeigten sich jedoch zurückhaltend. Die meisten der im Libanon freigelassenen Geiseln waren in Damaskus an Vertreter ihrer Regierungen übergeben worden.
Der Geschäftsträger der deutschen Botschaft in Damaskus, Gisy, sagte, er könne nicht bestätigen, daß die Freilassung der Geiseln in wenigen Stunden erfolgen werde. Er hoffe jedoch, daß die Freilassung „sehr bald“ erfolgen werde. Der Beiruter Korrespondent der 'Tehran Times‘ meldete, die beiden Deutschen würden „innerhalb der kommenden 48 Stunden freigelassen“. Kemptner und Strübig würden einem Vertreter der deutschen Regierung in Damaskus übergeben, der dort erwartet werde. Der inzwischen 51jährige Strübig und der jetzt 30jährige Kemptner waren am 16. Mai 1989 im Libanon verschleppt worden. Im Juli 1989 hatte sich eine Gruppe „Mudschaheddin für die Freiheit“ zu der Entführung der beiden Mitarbeiter der Hilfsorganisation ASME-Humanitas bekannt. Die „Mudschaheddin für die Freiheit“ sollen dem schiitischen Hamadi-Clan nahestehen. Die Entführer hatten zunächst stets einen Austausch der Geiseln gegen die in Deutschland inhaftierten Brüder Mohammed und Abbas Hamadi verlangt, den die Bundesregierung wiederholt ablehnte.
In einer in Beirut veröffentlichten Erklärung der Geiselnehmer von Samstag, in der die Freilassung der Deutschen in Aussicht gestellt wurde, war erstmals nur noch von einem „guten Willen für einen Austausch“ und „konkreten Ergebnissen“ in der Frage der Hamadi-Brüder die Rede. Die übrigen westlichen Geiseln waren Ende letzten Jahres freigelassen worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen