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Deutsche Firma profitiertUSA knicken vor Monsanto ein

Der US-Landwirtschaftsminister erlaubt manipulierte Zuckerrüben, trotz Verbots durch einen Richter. Für die US-Gentechnik-Lobby ist das der zweite Erfolg binnen einer Woche.

Rübenberg in Zuckerrüben-Raffinerie im Tal des Red River. Bild: Laura Markwardt | CC-BY

WASHINGTON taz | In diesem Frühjahr werden mehr gentechnisch modifizierte Pflanzen denn je auf den Äckern der USA sprießen: Am Freitag bewilligte das Landwirtschaftsministerium in Washington den kontrollierten Anbau von "Roundup Ready"-Zuckerrüben - obwohl eine richterlich angeordnete Umweltverträglichkeitsstudie nicht abgeschlossen ist. Die Sorte wurde vom deutschen Hersteller KWS gemeinsam mit dem US-Konzern Monsanto entwickelt.

Das Ministerium begründete die Entscheidung mit "Nachschubengpässen": 90 Prozent der in den USA angebauten Zuckerrüben sind genmanipuliert. Monsanto liefert das speziell auf die Pflanzen abgestimmte Unkrautvernichtungsmittel "Roundup" gleich mit.

Im vergangenen Sommer verbot Richter Jeffrey White in San Francisco den Anbau der Genrüben, bis durch eine Umweltverträglichkeitsstudie die Auswirkungen auf konventionelle Zuckerrüben und verwandte Pflanzen geklärt ist. Biotechnologie-Industrie und Nahrungsmittelproduzenten liefen Sturm gegen die mehrjährige Zwangspause. Sie fürchteten einen Mangel an konventionellem Saatgut sowie Preissteigerungen.

Landwirtschaftsminister Tom Vilsack hat sich diese Argumente zu eigen gemacht, mit Bedingungen: Bis zum Abschluss der Studie muss es Sicherheitsabstände rund um Äcker mit Genrüben geben. In einigen Regionen dürfen sie gar nicht eingesetzt werden.

Für die Biotechnologie-Industrie ist es trotzdem der zweite große Erfolg binnen einer Woche. Schon Ende Januar hatte die US-Regierung eine uneingeschränkte Aussaat von gentechnisch manipuliertem Alfalfa-Sprossen bewilligt. Die Pflanze wird als Winterfutter für Kühe benutzt. Vilsack selbst hat auf einen Sicherheitsabstand von acht Kilometern rund um Gen-Alfalfa-Äcker verzichtet - obwohl sein Ministerium in einer Studie vor Kreuzungen mit anderen Pflanzen warnte.

Bio-FarmerInnen und VerbraucherInnen reagieren entsetzt auf das zweifache Einknicken des Ministers. Liana Hoodes von der "National Organic Coalition" fühlt sich im Stich gelassen. Sie sagt: "Die Biobauern müssen wieder einmal alle Vorsichtsmaßnahmen allein ergreifen, während die Biotech-Branche keine Verantwortung übernimmt". Künftig werde es in den USA weniger Biofutter, weniger Bio-Milchfarmer und noch höhere Preise für Bio-VerbraucherInnen geben, prognostiziert sie. George Siemon, Biobauer bei "Organic Valley", sagte: "Jetzt hoffen wir auf die Verbraucher, damit sie mit ihren Dollars zeigen, dass die Zukunft der Landwirtschaft in den USA mehr ist als nur genmanipulierter Fraß."

Das in Washington ansässige "Center for Food Safety" nennt das Landwirtschaftsministerium eine "Schurkenagentur", die zugunsten der Unternehmen arbeite, die von der Technologie profitieren und Hinweise auf Schäden ignorierten. Mehrere Gruppen wollen rechtlich gegen die Gen-Entscheidungen vorgehen.

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11 Kommentare

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  • G
    gustav

    Roundup verursacht Erbschäden.

    Chemikalien, die sämtliches tierische

    und pflanzliche Ungeziefer abtöten können,

    sind für den Menschen mit Sicherheit

    nicht unbedenklich!

    Roundup ist eine gewaltige Gefahr

    für das Trinkwasser, für die Fötusentwicklung,

    für Fruchtbarkeit und die Entwicklung des Gehirns.

    Auch wenn Monsanto das als nicht bewiesen ansieht.

    Die Berichte in Brasilien

    und Argentinien sind hochalarmierend.

     

    Und verdammt noch einmal, keine Bevölkerung

    hat es sich verdient als Experimentierratten

    mißbraucht zu werden, wenn eine Jahrmillionenevolution sichere, hervorragende

    Lebensmittel hervorgebracht hat

    und auch die Amis mehr wegschmeissen oder

    in Fett umlagern, als sie wirklich an Energie

    brauchen!!!

    Die Menschen sind wichtiger als so ein Konzern!

  • JW
    Jens Weyhing

    Monsanto is soooo übeeeeelst schlimm....ich kann nich mehr! ich werde mich umbringen,am besten mit pestiziden im essen...

  • BV
    Beitrag von Monsanto bei plusminus

    Kann endlich mal jemand Monsanto stoppen?! Siehe Beitrag vom 8. Februar 2011 bei plusminus in der ARD: http://www.daserste.de/plusminus/beitrag_dyn~uid,8p889u88f3j9mzpk~cm.asp

  • D
    davidly

    @Lalü:

    Bahnhof sollen Sie nur verstehen. Alles was Sie wissen müssen, ist, dass Papa Monsanto Ihre Interessen vertreten. Genau wie die Banken zum Wohle der Menschheit agiert.

  • M
    Melissa

    @Lalü

     

    das ist jetzt scherzhaft gemeint oder?

     

    Gentechnisch verändert heißt nicht verbessert oder gar ungefährlich. In der Gentechnik werden Genfragmente im Vergleich zur Züchtung auch artenfremd übertragen und nicht nur von Pflanzen auch von Tieren.

     

    Es gibt inzwischen erschreckende Langzeitstudien von Hamstern bis zu Kühen. Kühe die 3 Jahre mit Genmais gefüttert wurden haben ein völlig kaputtes Verdauungssystem mit Löchern in entzündeten Organen und faserartigen Haaren im Maul.

     

    (Man braucht übrigens keine Langzeitstudie um eine Zulassung zu bekommen für gentechnisch veränderte Pflanzen)

     

    Warum sollte der Mensch darauf nicht reagieren ???

    Warum werden gentechnisch veränderte Lebensmittel denn nicht mindestens gekennzeichnet?

     

    Es gibt inzwischen eine Aktion von Gentechnikbauern in den USA die Europa davor warnt. Nichts hat sich bewährt.Die Unkräuter sind nach 2-3 Jahren resistent, der Ertrag der Felder geht massiv zurück, die Böden sind zerstört, die Tiere sind krank etc etc. Es gibt dazu ein Video auf Youtube. Im Moment hab ich leider keine Zeit es reinzustellen.

  • G
    genfreund

    Diese "Unternehmen" sind kriminelle Vereinigungen von ungeahntem Ausmaß. Entsprechend sind ihre Aktionen zu bewerten und zu ahnden. Wenn es nationale Gerichte nicht schaffen ( wollen, können. dürfen...) muß der internationale Gerichtshof agieren.

    Gegen diese Leute sind die diversen aktuellen Angeklagten geradezu kleine Fische...

  • S
    Simone

    Und wer mehr über die deutsche Firma KWS und ihre Gentech-Zuckerrübe wissen will, kann sich hier informieren:

    http://gentechnikfrei.wordpress.com/

  • L
    Lalü

    Also ich verstehe mal wieder nur Bahnhof. Da ist vom Anbau von „Genrüben“ die Rede, als ob es Rüben gäbe, die keine Gene enthielten. Das könnten vielleicht welche aus Marzipan sein, aber die werden sicher nicht angebaut. Könnten die Medien (damit meine ich nicht nur die taz) nicht endlich einmal die Dinger korrekt benennen, in diesem Fall also „gentechnisch veränderte Zuckerrüben“ oder „transgene Zuckerüben“? Aber das ist natürlich wieder zu neutral, also nicht taz-gemäß. Da setze ich mir gleich die Brille der Farmer auf und sage „gentechnisch verbesserte Zuckerrüben“. Denn verbessert sind diese Pflanzen ja sicherlich im Vergleich zu den bisherigen Sorten, sonst hätten die sich nicht innerhalb von zwei oder drei Vegetationsperioden so rasant durchsetzen können. Und warum haben die sich so schnell durchgesetzt? Weil die Unkrautbekämpfung wesentlich einfacher und billiger ist als bei den bisher verfügbaren Zuckerrüben-Sorten. Dort müssen die Farmer mit einem ganzen Bauchladen chemischer Unkrautbekämpfungsmittel gegen Unkräuter vorgehen, jetzt reicht ein einziges. Was ist daran eigentlich so schlimm? Das einzige Problem sehe ich bei der Saatgutvermehrung: Da dort eine Auskreuzung nicht auszuschließen ist, sind gewisse – nicht zu knappe - Mindestabstände sind einzuhalten und vorgeschrieben. Da aber im Normalfall im normalen Rübenacker keine Blüten gebildet werden, dürfte es dort keine Probleme geben. Trotzdem hat das US-Landwirtschaftsministerium Auflagen verfügt, bis die geforderten Umweltverträglichkeitsprüfungen abgeschlossen sind. So müssen die für die Aussaat vorgesehenen Flächen angemeldet werden, Saat-, Ernte- und Transportmaschinen müssen gereinigt werden, das Saatgut ist besonders zu kennzeichnen, und in den Bundesstaaten Washington und Kalifornien muss zwischen Feldern mit gv-Zuckerrüben und anderen landwirtschaftlich genutzten Pflanzen ein Mindestabstand von 4 Meilen (ca 6,5 km) eingehalten werden. Das klingt zwar ein bißchen seltsam, aber der Zuckerrübenbau in beiden Bundesstaaten ist gering. Nachzulesen ist das bei www.transgen.de/aktuell/1266.doku.html.

    Wieso Ökolandwirte von der Entscheidung negativ betroffen sein sollen, verstehe ich schon garnicht. Konventionell angebaute, ökologisch angebaute und gentechnisch verbesserte Zuckerrüben könnten ohne weiteres friedlich nebeneinander angebaut werden, ohne sich in die Quere zu kommen. Lediglich bei Ernte und Transport müssen die Partien auseinander gehalten werden. Im Endprodukt Zucker unterscheiden sie sich sowieso nicht, der ist überall gleich.

  • S
    spiritofbee

    Pestizid- und Gentech-Hersteller sind MÖRDER, und das auf Generationen...in Erinnerung an Tucholsky

  • E
    EuroTanic

    Die amerikanische Regierung kann seit den Patriot Act jeden Menschen im Auftrage des Präsidenten ermorden lassen. Auch Amerikaner. Ohne Grund, ohne Anklage, ohne Gerichtsverfahren, Anhörung oder Anwalt. Amerika überfällt andere souveräne Länder ohne Legitimation durch die Vereinten Nationen und natürlich auch ohne berechtigten Grund. Die Amerikanische Regierung ist so gesehen schlimmer als Nazi Deutschland, Stalin Russland und Mao China zusammen. Unfassbar.

  • S
    Stefan

    Wer mehr über Monsanto und ihr tolles Roundup Unkraut-Vernichtungsmittel wissen will, sollte sich folgende Doku (2007, arte) ansehen:

     

    http://video.google.com/videoplay?docid=-7781121501979693623&ei=PDnaSanhFIPO-AbDzPmlAg&q=monsanto#

     

    Sehr erschreckend das ganze.